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"Die Tricks von "Arena"
geschrieben von: jordi, 31.07.07 20:11
der mann schreibt genau das was ich zur zeit als noch arena-kunde denke!

aus dem "stern" von heute:



Von Bernd Gäbler

Vor der neuen Bundesliga-Saison wirbt "Premiere": Die Bundesliga ist wieder zu Hause. "Arena" hat die Übertragungsrechte weiterverkauft - sublizensiert, wie es in der Fachsprache heißt. Viele Fans brauchen deswegen "Arena" nicht mehr. Aber "Arena" lässt sie nicht los - und kassiert munter weiter.

Geschätzt geht es um 35 Millionen Euro von ehemaligen Kunden, die jetzt die Leistungen von "Arena" gar nicht mehr in Anspruch nehmen. Das ist inzwischen europäischer Standard: Wer Spiele der Bundesliga live im Fernsehen mitverfolgen will, kann dies nur per Pay-TV tun. Es hatte sich aber etwas geändert.

Vor der vergangenen Bundesliga-Saison. Nach Jahren mit "Premiere" hatte die Deutsche Fußball Liga (DFL) vor der letzten Saison die Übertragungsrechte plötzlich dem gerade erst gegründeten Sender "Arena" verkauft. Der baute eine neue Sportredaktion auf und schaffte es, bis zum ersten Spieltag übertragungsbereit zu sein. Manche Sportreporter wechselten von "Premiere" zum neuen Sender. Viele Fans wollten auf die inzwischen lieb gewonnene TV-Gewohnheit am Samstagnachmittag nicht verzichten. Also abonnierten sie "Arena", bekamen einen weiteren Reciever, groß wie ein "Zigarrenkästchen" (Rainer Calmund) zugeschickt, schlossen ihn an, bezahlten das neue Abo. Es waren beileibe nicht so viele, wie der neue Player erwartet hatte, aber am Ende doch mehr als eine Million. Da der neue Sender die Rechte für drei Jahre erworben hatte, konnten sie getrost - so dachten viele - den deutlich kostengünstigeren Vertrag mit einer Laufzeit von 24 Monaten abschließen. Viele Fußball-Fans behielten dennoch ihr angestammtes "Premiere"-Abo - sei es aus Gewohnheit, sei es, weil da die hochklassigen Spiele der Champions League zu sehen waren, sei es, weil die englische Fußball-Liga interessante Spiele bot. Nicht selten hantierten sie mit zwei Receivern, stöpselten hin und her und bezahlten für ihr Fußballhobby ordentliche Summen.

Zur Person
Bernd Gäbler, geboren 1953 in Velbert/Rheinland, ist Publizist und Dozent für Journalistik. Er studierte Soziologie, Politologie, Geschichte und Pädagogik in Marburg. Bis 1997 arbeitete er beim WDR (u.a. "ZAK"), beim Hessischen Rundfunk ("Dienstags - das starke Stück der Woche"), bei VOX ("Sports-TV"), bei SAT.1 ("Schreinemakers live", "No Sports"), beim ARD-Presseclub und in der Fernseh-Chefredaktion des Hessischen Rundfunks. Bis zur Einstellung des Magazins leitete er das Medienressort der "Woche". Von 2001 bis Ende 2004 fungierte er als Geschäftsführer des Adolf-Grimme-Instituts in Marl.

Vor der neuen Saison. Jetzt ist wieder alles anders. Für "Premiere" wirbt Franz Beckenbauer damit, dass der Fußball nun wieder nach Hause gekommen sei. "Arena" hat nämlich seine Redaktion flugs wieder aufgelöst und die Rechte an "Premiere" weiterverkauft. Viele Fußballfans stört das eigentlich nicht. Ihnen war der "Premiere"-Reporter Marcel Reif ohnehin lieber als "Arena"-Moderator Oliver Welke. Außerdem ist es praktischer, die Bundesliga und die Champions League auf demselben Kanal anzuschauen.

Im Rahmen der Fußballvermarktung gibt es zwei große Geheimzahlen. Die eine Unbekannte ist die Zahl der Menschen, die zwar aus sozialen Gründen von der GEZ befreit sind, aber stattdessen ein Pay-TV-Abo unterhalten. Die zweite große Unbekannte ist die Zahl der "Arena"-Abonnenten, die parallel weiter "Premiere" empfingen. Die DFL ist mit der Entwicklung generell nicht zufrieden, gab sich aber glücklich über den Umstand, dass es - unter anderem durch "Arena" - inzwischen so viele Pay-TV-Kunden in Deutschland geben würde wie nie zuvor. Die DFL addierte einfach die Zahlen: Zu den mehr als 3 Millionen "Premiere"-Abonnenten zählte sie die 1,1 Millionen "Arena"-Kunden hinzu. Tatsächlich aber gibt es viele Überschneidungen. Statistisch erfasst sind sie nicht, aber die Annahme, dass dies auf mindestens jeden fünften "Arena"-Abonnenten zutrifft, ist nicht hoch gegriffen. Dies wären etwa 200.000 Zuschauer. Sie könnten nun - und die meisten wollen es auch - ohne weiteres auf "Arena" verzichten und ihre Fußball-Bundesliga wieder live auf "Premiere" anschauen. Die Sache hat nur einen Haken: "Arena" entlässt sie nicht aus dem Vertrag!

Kein Kündigungsgrund. Es gibt keine Redaktion mehr und die Rechte sind weiterverkauft - wer allerdings glaubt, dies begründe eine Änderung des Vertragstatbestandes, ist auf dem Holzweg. Man bekommt ja jetzt von "Arena" das Programm von "Premiere" durchgeleitet. Es dauert lediglich 9 Minuten und 35 Sekunden bis die Hotline (0,14 Euro aus dem Festnetz) von "Arena" das mehrfach geäußerte Versprechen - "Wir werden Sie schnellstmöglich mit einem unserer Kundenberater verbinden" - auch wahr macht. Da ich von nun an das "Premiere"-Programm einfach direkt bei "Premiere" empfangen möchte und mir "Arena" nicht mehr liefert, was es einst versprach, möchte ich aus dem Vertrag ausscheiden. No way! "Arena" hält jeden Kunden fest in seinen Klauen.

Gibt es angesichts der veränderten Rechtelage nicht wenigstens eine Kulanz? Von wegen! Müssen die geschätzten 200.000 Doppel-Abonennten nun "Arena" ein Jahr lang weiter zahlen, obwohl sie gerne auf diese Dienste verzichten würden, kassiert der Sender, eine Tochter der Kabelgesellschaft Unity Media, mal eben rund 35 Millionen Euro. (14,80 x 12 x 200.000). Das ist die "Arena"-Abzocke!

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Der Vorwurf der Abzocke ist nach Angaben einer Arena-Sprecherin "nicht nachvollziehbar". Im Gegenteil: "Die Bundesliga im Pay-TV ist erst durch 'Arena' deutlich günstiger geworden. Bevor es 'Arena' gab, war Bundesliga bei 'Premiere' nur zusammen mit anderen Paketen für fast 35 Euro erhältlich. Erst durch 'Arena' konnte man Bundesliga erstmals einzeln und zu deutlich günstigeren Preisen abonnieren. Ein Bundesliga-Abo kostet heute bei 'Arena' 19,90 Euro monatlich für Satellitenkunden, für Kabelkunden je nach Region sogar nur 14,90 Euro im Monat." Außerdem, so die Sprecherin weiter, ergeben sich für den Kunden durch die Übertragung an "Premiere" keine Nachteile, da sie trotzdem weiterhin bekommen, wofür sie bezahlen. "Für den Kunden bleibt bis auf die redaktionelle Aufbereitung alles beim Alten," heißt es in der "Arena"-Zentrale, "alle Spiele der 1. und 2. Fußball-Bundesliga sowie die Konferenz werden weiterhin zu sehen und mit dem bestehenden Receiver empfangbar sein."

Das unehrliche Pay-TV. Einst hatten die Pay-TV-Betreiber geäußert, sie produzierten das ehrlichere Fernsehen, weil man nur das zahle, was man anschaue, nicht aber wie beim öffentlich-rechtlichen Fernsehen schon die Empfangsmöglichkeit. Bei "Arena" soll der Kunde jetzt weiter zahlen, obwohl er die bloße Durchleitung eines anderen Programms gar nicht haben will.

Wie reagiert der Verbraucherschutz? Da könne man nichts machen, heißt es lapidar beim Verbraucherschutz in Nordrhein-Westfalen. Geschlossene Verträge sind gültig. Selbst wenn "Arena" gar kein eigenes Produkt mehr liefert? Das sei wohl so. Wie wäre es denn mit einem Musterprozess? Gott bewahre, der könne ja teuer werden! Auch die "Arena"-Sprecherin bestätigt die Gültigkeit der abgeschlossenen Verträge: "Für den 'Arena'-Abonnenten gilt der laufende Vertrag, der abgeschlossen wurde. Dieser läuft bis zum Ende der Mindestvertragslaufzeit unverändert weiter. Der Abonnent profitiert weiterhin von den günstigen Abopreisen, die er sich bei Vertragsabschluss gesichert hat."

Schön das heutzutage soviel über Wirtschaftsethik gesprochen wird - theoretisch. Im Leben wird gutes Geld anders verdient. "Arena" macht es vor.

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Betreff geschrieben von Datum/Zeit Zugriffe 
  "Die Tricks von "Arena"
jordi 31.07.07 20:11 2072 
  Re: "Die Tricks von "Arena"
megasega 31.07.07 20:21 395 
  Re: "Die Tricks von "Arena"
Nomad 31.07.07 21:28 370 
  Re: "Die Tricks von "Arena"
cameron poe 01.08.07 18:44 294 
  Re: "Die Tricks von "Arena"
olivia 01.08.07 23:57 278 


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