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TV from Russia with Love - Doktor Schiwago kehrt nach Hause
Das russische Fernsehen dreht derzeit eine elfteilige TV-Version des Hollywoodklassikers "Doktor Schiwago" aus dem Jahr 1965, in der einige "kulturelle Ungenauigkeiten und Fehler" zurechtgerückt werden sollen. So muss die Serie, die im Mai gezeigt wird, beispielsweise ohne die legendäre Balalaika-Musik auskommen.
"Es ist ein wunderbarerer US-Film - für die damalige Zeit", sagt der Regisseur Aleksander Proshkin, der die Serie durchwegs mit Russlands Top-Schauspieleren besetzt hat, "aber er ist amerikanisch. Er zeigt nicht die russische Realität, sondern Russland durch angelsächsische Augen." Und obwohl Proshkin großen Respekt für David Leans fünffach Oscar-prämierten Film hat und bei den Dreharbeiten selbst "Laras Theme" nach eigenen Angaben ständig gepfiffen hat, müssen die Balalaikas weichen. Kulturell hätten die Instrumente soviel mit der dargestellten Gesellschaftsschicht zu tun wie ein Saxophon. Auch die Kuppeldächer der sibirischen Bauernhäuser à la Hollywood: stimmungsvoll, aber für echte Russen offenbar so authentisch wie Paraderusse Ivan Rebroff. Die TV-Verfilmung des Schiwago-Stoffes von Literaturnobelpreisträger Boris Pasternak ist nur eine von vielen aktuellen russischen Adaptionen heimischer Erfolgsstoffe. Solschenizyns "Der erste Kreis" (wunschliste.de berichtete) und Michail Bulgakows "Der Meister und Margarita" wurde von sensationellen 50 Prozent aller russischer TV-Zuschauer gesehen und begeistert aufgenommen. Das russische Fernsehen kann noch viel nachholen, denn die neuen Produktionen haben durchwegs zwei Gemeinsamkeiten: Ihre Vorlagen waren Weltliteratur, aber in der Sowjetunion entweder aus ideologischen Gründen auf der Verbotsliste oder stark zensiert. 18.02.2006 - Jutta Zniva/Quelle: NY Times Online In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.
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