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Das TV-Labor - Folterkammer für Fernsehmacher
Ein dunkler Raum, zwei Monitore und ein auf dieser Seite sichtdurchlässiger Spiegel. Dort sitzen die Fernsehmacher und beobachten. Wen? Menschen im Raum nebenan, die unter wissenschaftlichen Bedingungen fernsehen. "Spiegel"-Autor Thomas Schulz hat ein so genanntes Fernsehlabor in München besucht. Dort wird, wie in vielen anderen deutschen Städten, heimlich, still und leise Zuschauer- und Programmforschung betrieben. Getestet, so der "Spiegel", werde mittlerweile alles: Unterhaltungsshows, Spielfilme und Serien würden im Fernsehlabor vorab einem Durchschnittspublikum zur Probe serviert. Aber auch laufende Sendungen wie "Desperate Housewives", "GZSZ" oder "Wer wird Millionär" klopfe man auf Stärken, Schwächen und den passenden Sendeplatz hin ab. Christian Schneiderbauer, Programmforschungschef von ProSiebenSat.1, erklärt, warum er lieber nur mehr allein in die "Folterkammer" kommt, um die Reaktionen des Publikums auf Sendungen live zu beobachten: "Das ist ganz schön brutal hier." Moderatoren oder Drehbuchautoren wolle man seit längerem lieber nicht mehr dabei zusehen lassen, wie ihre Sendungen von zufällig ausgewählten Testsehern zerlegt würden. "Da ist schon so manch einer hinterher deprimiert nach Hause geschlichen", so Schneiderbauer im "Spiegel". Wichtige Programmentscheidung würden kaum noch noch gegen die Meinung des Probepublikums getroffen. Die Fernsehlabors hätten sich bewährt: Vor Drehbeginn der Sat.1-Anwaltsserie "Edel & Starck" beispielsweise sei den Testsehern eine Szene mit unterschiedlichen Schauspielerpaarungen vorgespielt worden, um das beste Duo auszuwählen. Am beliebtesten seien kurioserweise zwei Schauspieler gewesen, die in den Pilotszenen gar nicht als Paar vorgestellt worden waren. Sat.1 sei dem Votum seines Test-Publikums gefolgt. Das Ergebnis: "Edel & Starck" wurde ein Riesenerfolg. 27.06.2005 - Jutta Zniva/Quelle: Spiegel Online In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.
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