Wir fassen die Absurditäten zusammen: Die ARD will ihre Mitarbeiter künftig schulen, um "subtile" Schleichwerbungen à la "Marienhof" im eigenen Programm aufzuspüren. Für das ZDF hat das Aufspüren jüngst das "Handelsblatt" (ganz ohne spezielle Schulung) übernommen: Eine Reederei soll den deutschen Dampfer "Das Traumschiff" mit Millionenbeträgen gesponsert haben. RTL II hingegen macht mit der "Nutella-Geburtstagsshow" und der Unterhaltungssendung "Die kultige Handy-Show - o2 can do" ganz offensichtlich Werbung. Von "schleichend" keine Spur. Und was macht die Medienaufsicht? Sie bittet RTL II um "mehr Sensibilität".

Laut Medienaufsicht hat RTL II die "Nutella-Geburtstagsshow" und "Die kultige Handy-Show - o2 can do" nicht ausreichend als Werbung gekennzeichnet. Zwar im Nuss-Nougatfall als "Dauerwerbesendung" angekündigt, habe der Sender während der Ausstrahlung das Programm nicht, wie vorgeschrieben, als Werbung gekennzeichnet. Die Erklärungen von RTL II sind verwirrend. Ein Sprecher des Senders: Die Nutella- und Handy-Shows seien ein "normales redaktionelles Format" gewesen. Nur für den Namen der Sendungen habe es finanzielle Gegenleistungen gegeben. Dergleichen heiße "Titelpatronat"!

So ist es wohl als erstaunlicher Zufall zu werten, dass ausgerechnet Reiner Calmund und Veronika Ferres, beide per Vertrag o2-Werbepartner, im Studio saßen. Eigentlich haben nur mehr Beckenbauer und Opernstar Anna Netrebko gefehlt, dann wäre der Spot perfekt gewesen...

19.06.2005 - Jutta Zniva/Quelle: Handelsblatt; Spiegel Online