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Schwerste Korruptionsvorwürfe gegen die ARD - Schleichwerbung bei 'Marienhof'
Über einen Korruptionsskandal ungeahnten Ausmaßes berichtet die FAZ in ihrer morgigen Druckausgabe: Über zehn Jahre hinweg wurde nach den Recherchen des Journalisten Volker Lilienthal in der ARD-Vorabendserie "Marienhof" gesetzeswidrig und systematisch schleichgeworben. Eine Praktik, die laut Staatsvertrag verboten ist.
Nach den Erkenntnissen Lilienthals (epd medien) habe die Produktionsfirma Bavaria Film, die die Serie "Marienhof" im Auftrag der ARD herstellt, von Mitte der neunziger Jahre an "einer kommerziellen Vermittlungsagentur erlaubt, gegen stattliche Honorare verdeckte Werbung von Industrie und Interessenverbänden zu akquirieren". Auf der Kundenliste der Agentur H+S, die das verbotene "Placement" vertrat, fänden sich u.a. Teppichbodenhersteller, der Deutsche Tanzlehrerverband und der Filmverleih UIP. Ihnen wie vielen, vielen anderen sei angeboten worden, direkt auf Inhalt, Handlung und Dialoge der Serie Zugriff zu bekommen. Die FAZ weiter: "Einen solchen Fall von inhaltlicher Korruption dürfte es in der deutschen Medienlandschaft noch nicht gegeben haben." Der Höhepunkt des verbotenen, lukrativen Product Placement sei im Mai 2003 erreicht worden, als im "Marienhof" ein neues Reisebüro eröffnet worden war, das dem realen Vorbild "L'Tur" täuschend ähnlich sah. Zehn Wochen lang waren (auch mit dem firmeneigenen Werbeslogan "Nix wie weg") eifrig Last-Minute-Angebote angepriesen worden. Werbestrategisch schlau eingefädelt scheint auch die Methode, in der Serie von den Vorzügen einer Erdgasheizung zu schwärmen. Auftraggeber war - wie Lilienthal gegenüber bestätigt wurde - der Zentralverband Sanitär-Heizung-Klima. Nun wird von der Bavaria Film und der hinter ihr stehenden Sender eine Reaktion erwartet. Die gestrige Presseerklärung bezeichnet die FAZ, angesichts der bereits mehrfachen Konfrontationen der Sender mit den illegalen Praktiken durch Volker Lilienthal, als Witz: "Aufgrund journalistischer Anfrage im April 2005", heißt es in der Aussendung, seien die Gesellschafter der Bavaria Film "auf vermutete Kooperationen mit Dritten aufmerksam geworden". Man darf gespannt sein, wie es nach Erscheinen des FAZ-Artikels weitergeht. Und nicht nur mit der Serie, denn die Frankfurter Allgemeine titelt: "Jetzt hat die ARD ihr Watergate". 01.06.2005 - Jutta Zniva/Quelle: FAZ.net In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.
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