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Netflix: Sinkende Prognosen schocken Börsianer
geschrieben von: TV Wunschliste, 21.01.22 15:36
Netflix hat in der Nacht zum Freitag in den USA sein Geschäftsergebnis im vergangenen Quartal (Q4 '21) seinen Aktionären mitgeteilt - dabei verpasste man das prognostizierte Abonnentenwachstum zwar nur knapp, prognostizierte aber für das aktuell laufende Quartal ein deutlich geringeres Wachstum. Das sorgte für bisweilen panische Bewegung am Aktienmarkt, mit einem kurzfristigen Preisverfall von bis zu 20 Prozent im nachbörslichen Handel. Bei Netflix selbst zeigte man sich unbeeindruckt: Es gäbe keine massiven Veränderungen in Erfolg und somit im eingeschlagenem Kurs.

Letztendlich ist zu beachten, dass Quartalszahlen - wie beim "Streaming-Dienstleister" Netflix - eben Schwankungen im Verlauf der Jahreszeiten unterworfen sind. Zusätzlich hatte die Corona-Pandemie den natürlichen Wachstumsprozess bei Netflix (den der Siegeszug des Streamings über Jahre bringen wird) aus dem Gleichgewicht gebracht: Wegen der Pandemie gab es Anfang 2020 ein kurzes, sprunghaftes Wachstum außer der Reihe, was nun eben langfristig ein langsameres, weiteres (Netto-)Wachstum zur Folge hat.

Im Detail



Netflix hat in seinen Quartalszahlen 221,84 Millionen bezahlte Kundenabos ausgewiesen. Damit betrug das Wachstum gegenüber dem vorherigen Quartal 8,28 Millionen Abonnenten - vor drei Monaten hatte Netflix bei der Veröffentlichung der damaligen Zahlen ein weiteres Wachstum von 8,5 Millionen anvisiert. Im Jahresvergleich kann Netflix ein Kundenwachstum um 8,9 Prozent ausweisen.

Ernüchternd für die Börsianer war einerseits, dass der "Gewinn pro Aktie" ("Diluted EPS") mit 1,33 US-Dollar deutlich unter den Erwartungen (und dem Wert des Vor-Quartals von 3,19 US-Dollar), obwohl die Einnahmen in Höhe von 7,7 Milliarden den Erwartungen entsprachen (oder anders ausgedrückt: von 7,7 Milliarden Umsatz blieb deutlich weniger "Gewinn" übrig). Andererseits geht Netflix selbst davon aus, im anstehenden Quartal lediglich ein Netto-Kundenwachstum von 2,5 Millionen zu erreichen - verbunden damit, dass das "Wachstum gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres" damit auf den niedrigsten Stand seit der Pandemie sinkt (8,0 Prozent) und Netflix in der Regel zudem im zweiten Quartal die schwächsten Zuwächse hat (wenn auf der Nordhalbkugel und damit für die überwiegende Mehrheit der Weltbevölkerung "Sommer" ist).

Netflix' Position



Netflix verweist einerseits darauf, dass man beim Content zum Ende des vergangenen Jahres eher Produktionen ausgegeben habe, an denen man weitergehende Rechte hat und die daher zunächst etwas mehr ins Geld gehen (etwa die Filme "Red Notice" und "Don't Look Up"), sich dafür aber längerfristig besser rechnen sollen (selbstgemacht statt lizenziert) - daher habe man "nur" 607 Millionen US-Dollar Überschuss gehabt statt wie im Vorquartal 1,449 Milliarden. Natürlich verweist man auf die Content-Highlights - etwa die zweite Staffel des Überraschungshits "Bridgerton" im März und die Tatsache, dass man den anderen Überraschungshit "Squid Game" zum Franchise ausbauen wird (wobei Netflix auch erstmals selbst die zweite Staffel offiziell gemacht hat, während der Serienschöpfer schon von Verhandlungen über Staffel drei berichtet hatte; TV Wunschliste berichtete).

Daneben analysiert man beim Streaming-Dienst, dass in weiten Teilen der Welt (insbesondere Südamerika) wegen Corona und damit persönlichen Verdienstverlusten bei vielen Menschen das Geld knapp ist ("finanzielle Engpässe"): Wer sich eingangs der Pandemie Netflix nicht (mehr) leisten konnte, als wegen Social-Distancing und massiv eingeschränkten Freizeitmöglichkeiten ein Streaming-Abo eine naheliegende Sache war, der kann es sich vermutlich wegen anhaltender Pandemie-Folgen immer noch nicht leisten - Netflix deutet ohne ins Detail zu gehen an, dass es nicht übermäßig viele Kündigungen gegeben habe und die Leute, die Netflix abonniert haben, es auch (weiterhin) in einem Maß nutzen, das nicht nahelegt, dass sie es als "nutzlos" bald kündigen würden (alles natürlich immer im "statistischen" Rahmen von mehr als 200 Millionen Abos).

Der Dienst summiert in seinem Shareholder Letter: Auch in einer Welt von Ungewissheiten und wachsender Konkurrenz sind wir weiterhin über unsere langfristigen Wachstumsaussichten sehr optimistisch, da Streaming überall auf der Welt das lineare Fernsehen verdrängt.

Schon seit langem ist allerdings (wirtschaftlich) die Frage offen, ob Netflix das früh mit gewaltigen Kreditaufnahmen finanzierte Wachstum irgendwann in deutliche Gewinne wird ummünzen können, oder ob die zunehmende, weltweite Konkurrenz eben nicht nur durch Prime sondern auch durch Disney+ und den an ihrer Verbreitung arbeitenden Dienste wie Paramount+, Peacock und die noch unbekannte Größe des Streamingdienstes von Discovery und Warner dem Vorreiter das Wasser abgraben können wird.

21.01.2022 - Bernd Krannich/TV Wunschliste
Bild: Netflix


[www.wunschliste.de]

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  Netflix: Sinkende Prognosen schocken Börsianer
TV Wunschliste 21.01.22 15:36 327 
  Re: Netflix: Sinkende Prognosen schocken Börsianer
tomgilles 21.01.22 20:14 196 


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