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Re: N-Wort im Hallervorden-Sketch in "75 Jahre ARD": Komiker weist Rassismusvorwürfe von sich
Das eigentliche Problem sehe ich darin, dass Hallervorden die inkriminierten Wörter als Grund für die Inhaftierung angibt. Damit "thematisierte er" eben nicht "überspitzt den Wandel der Sprache", sondern stellt sich in eine Reihe mit denen, die ständig lauthals krakeelen, dies und jenes nicht mehr sagen zu dürfen, um es dann natürlich dennoch lautstark herumzuposaunen. Selbstverständlich ohne dafür einfahren zu müssen. Damit bleibt nur übrig, dass diese Begriffe "bewusst als Provokation gesetzt wurden".
Man mag das Satire nennen - allerdings eine Satire, die sich schwerfällig dahinschleppt und nicht erhellend wirkt, sondern lediglich in ihrer Abgedroschenheit jammerlappig einem angeblich verlorenen Paradies der freien Rede nachweint. Einem Paradies, in dem Ehefrauen ihre Männer um Erlaubnis bitten mussten, eine Erwerbsarbeit aufnehmen zu dürfen. Einem Paradies, in dem Homosexuelle massenhaft ins Zuchthaus geworfen wurden (ja, die Rede ist von der BRD). Einem Paradies, in dem Altnazis nahezu reibungslos in die Maschinerie der neuen Republik integriert wurden (Hans Globke, um nur mal ein Beispiel zu nennen). Dieter Hallervorden möchte nicht zensiert werden. Okay. Wurde er das denn? Er möchte nicht auf ein Gleis gestellt werden. Nun ja, man sucht sich schon noch die Gleise aus, auf die man sich selbst stellt. Diese Weinerlichkeit manifestiert sich geradezu prototypisch in Ergüssen wie diesem: "In Ermangelung von Mut, sich über die wirklichen Missstände zu erregen, weil diese anzuprangern, grade nicht in Mode ist, ereifert man sich über einen Komiker, der auf einem Knastbett sitzt und einen berühmten Sketch mit neuem Text beginnt." Der aufrechte Komiker also im Kampf gegen seine Kritiker, die sich besser "über die wirklichen Missstände" erregen sollten. Nun, wenn Herrn Hallervorden das so sehr am Herzen liegt: Wieso zum Teufel erregt er sich dann publikumswirksam in die Wohnzimmer der Nation hinein mit einem Sketch, der thematisch punktgenau die Erregungsmaschine interessierter Kreise befeuert? Wieso widmet er sich nicht satirisch den von ihm so titulierten wirklichen Missständen? Oder ist es ein wirklicher Missstand, dass der Sprachgebrauch sich in eine Richtung wandelt, die ihm nicht zusagt? Welche Richtung hättens denn gern, Herr Hallervorden? 1-mal bearbeitet. Zuletzt am 08.04.25 00:50. Dieses Thema wurde beendet. Eine Antwort ist daher nicht möglich.
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