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"Modernes Raubrittertum": ARD-Vorsitzender greift Joyn scharf an
geschrieben von: TV Wunschliste, 14.02.25 15:11
Vor rund einer Woche tauchten auf Joyn, dem Streamingdienst der privaten Sendergruppe ProSiebenSat.1, überraschend Inhalte der Mediatheken von ARD und ZDF auf (TV Wunschliste berichtete). Per Embedding-Technik sind die On-Demand-Videos der Öffentlich-Rechtlichen in das Joyn-Angebot integriert worden. Kurz darauf wurde bekannt, dass dies geschah, ohne dass dafür eine offizielle Erlaubnis erteilt wurde. Nachdem ARD und ZDF bereits unmittelbar ihren Unmut darüber kundtaten und rechtliche Schritte ankündigten, weitet sich der Vorfall nun zu einer regelrechten Medienschlacht aus. Insbesondere der ARD-Vorsitzende Florian Hager nimmt kein Blatt vor den Mund und greift den Streamingdienst Joyn für sein Vorgehen scharf an.

Beim Auftakt der 75. Berliner Filmfestspiele bezeichnete Hager das Vorgehen von Joyn als modernes Raubrittertum. Die Streamingplattform habe ausdrücklich keine Genehmigung, die Inhalte der ARD zu nutzen und missachte darüber hinaus die Rechte von Produzenten und Kreativen. Das ist eine neue Form von Piraterie, die hätte ich mir nicht vorstellen können, so seine deutlichen Worte. Die ARD Mediathek sei kein Selbstbedienungsladen. Man sei in Gesprächen mit Joyn gewesen, dabei ging es allerdings lediglich um eine Verlinkung von Inhalten, nicht um Embedding.

Auf der heutigen ARD-Intendantensitzung bekräftigte Florian Hagen den Vorwurf: Joyn hat da eine Grenze überschritten und das Vorgehen des Streamingdienstes mache ihn sprachlos. In den Verhandlungen mit Joyn sei es immer darum gegangen, dass die öffentlich-rechtlichen Mediatheken mittels eines Verlinkungsmodells genutzt werden können - so wie das auch mit anderen Partnern üblich sei. Dies habe Joyn jedoch abgelehnt und durch das stattdessen erfolgte Vorgehen des Streamingdienstes sei nun Vertrauen zerstört worden. Es könne nicht die Basis sein, sich bei anderen zu bedienen, so Hager.

Dass sie das wollen, ist ihr gutes Recht. Dann müssen sie es aber auch gescheit mit uns verhandeln und nicht unsere Inhalte klauen, so der ARD-Vorsitzende, der das Urheberrecht und auch die Zweitverwertungsrechte von Produzenten verletzt sieht. Das ist ein Anschlag auf das komplette System. Deshalb gehe man mit aller Härte dagegen vor. Spöttisch fügte er hinzu, dass er durchaus verstehen könne, dass ProSiebenSat.1 versucht, die Inhalte anderer Anbieter auf Joyn zu bringen. Es ist wahrscheinlich die einzige Möglichkeit, dass Joyn überleben wird. In dem Zusammenhang unterstrich der ARD-Vorsitzende, dass die ARD Mediathek nicht nur insgesamt deutlich erfolgreicher sei als Joyn, sondern insbesondere auch beim jungen Publikum.

Das ZDF hat sich im Verlauf der Woche gegenüber DWDL so geäußert: Das ZDF hat einer Integration der Mediathek in die Medienplattform Joyn in dieser Form nicht zugestimmt. Gegen die unzulässige Übernahme unserer Inhalte gehen wir rechtlich vor. Mehrfach habe man Joyn die marktübliche Verlinkung der gesamten Mediathek zu rechtskonformen Bedingungen angeboten. Zu Gesprächen darüber sei man weiterhin bereit.

ProSiebenSat.1 hat sich bislang in der Angelegenheit nur einmal geäußert und sich darauf berufen, dass das Embedding durch die stetige Rechtsprechung des Europäischen Gerichtshofs rechtlich zulässig sei. Diese Auffassung teilt auch Mark D. Cole, Mitglied des von den Ländern eingesetzten Zukunftsrats zur Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und wissenschaftlicher Direktor des Instituts für Europäisches Medienrecht in Saarbrücken. Auf Basis dieser Rechtsauffassung bietet Joyn in Österreich schon seit einigen Monaten auch Inhalte des öffentlich-rechtlichen ORF an.

Es bleibt abzuwarten, wie die Sache ausgehen wird. Die ARD bereitet eine Unterlassungserklärung vor. Zu Verhandlungen sei man weiterhin bereit - laut Hager allerdings in Bezug auf Verlinkungen, nicht aber auf Embedding. Wir sind weiter zu Gesprächen bereit, aber hier sind wir knallhart. Diese klare Haltung der ARD sei den Verantwortlichen von ProSiebenSat.1 seit Monaten bewusst. Sollte Joyn das Embedden der ARD-Inhalte nicht beenden, stellte Hager in Aussicht, auch technisch dagegen vorzugehen. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt ist Joyn noch nicht tätig geworden und die Inhalte von ARD und ZDF - von "Tatort" über "hart aber fair" bis "ZDF Magazin Royale" werden dort nach wie vor angeboten.

14.02.2025 - Glenn Riedmeier/TV Wunschliste
Bild: ARD Design/Joyn


[www.wunschliste.de]

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  "Modernes Raubrittertum": ARD-Vorsitzender greift Joyn scharf an
TV Wunschliste 14.02.25 15:11 390 
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