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#nichtselbstverständlich: ProSieben räumt Mittwochs-Primetime für siebenstündige Pflegenotstand-Reportage frei
geschrieben von: TV Wunschliste, 31.03.21 22:08
Am Dienstagabend kehrten Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf mit ihrer Show "Joko & Klaas gegen ProSieben" zurück. An den Spielregeln hat sich nichts geändert: Wenn das Entertainer-Duo siegt, erhält es als Gewinn am darauffolgen Mittwoch um 20.15 Uhr eine Viertelstunde Live-Sendezeit, die den beiden zur freien Verfügung steht.

Im vergangenen Jahr sorgten Joko & Klaas mehrfach für Gesprächsstoff mit den in diesem Rahmen ausgeführten Aktionen. Man erinnere sich etwa an die bedrückenden 15 Minuten "Männerwelten" über Sexismus (TV Wunschliste berichtete) und #MoriaStory über das Schicksal der Menschen aus dem Flüchtlingslager Moria (TV Wunschliste berichtete). Daher war die Spannung groß, was das Duo wohl diesmal auf die Beine stellen wird - zumal bei ihrer neuesten Aktion im Gegensatz zu allen vorherigen ihr Sender ProSieben vorher in ihre Pläne eingeweiht wurde.

Für unsere 15 Minuten mussten wir Herrn ProSieben dieses Mal ausnahmsweise um seine Unterstützung bitten. Ohne die Kolleg:innen aus Unterföhring wäre unsere Aktion nicht möglich gewesen. Wir freuen uns sehr, dass sie diese - für einen Fernsehsender sehr ungewöhnliche - Idee mit uns umsetzen wollen. Ausnahmsweise ging es diesmal einfach nicht anders. Wir schwören, lautete die nebulöse Ankündigung von Joko und Klaas in einer tagsüber versandten Pressemitteilung. Senderschef Daniel Rosemann ließ sich zitieren: Joko und Klaas haben wirklich eine besondere Idee für eine außergewöhnliche Aktion. Diese Idee will ProSieben unterstützen. Was also verbarg sich dahinter?

ProSieben/Screenshot


Zunächst melden sich Joko & Klaas live in einem abgedunkelten Studio zu Wort. Sie wollen diesmal die Aufmerksamkeit auf ein Thema richten, das es verdient hat, auch über diese Sendung hinaus gesehen zu werden. Unsere Sendezeit ist sehr knapp und wird der Dringlichkeit und Komplexität des Themas nur schwer gerecht. Es gehe um ein Thema, das uns alle betrifft, mitten aus dem Leben und dennoch zu oft ganz am Rand der allgemeinen Wahrnehmung. Viele Themen im Leben bekommen erst dann den Stellenwert, den sie verdient haben, wenn man die Gelegenheit bekommt, sich in ein Leben hineinzuversetzen, das nicht zwangsläufig das eigene ist.

Joko und Klaas bedanken sich ausdrücklich bei der Deutschen Telekom und CosmosDirekt, die sich bereit erklärt haben, diese außergewöhnliche Aktion zu unterstützen. Nur dank der Zusammenarbeit sei es möglich, so etwas auf einem Privatsender wie ProSieben umzusetzen. Joko bedankt sich auch beim Sender selbst, der irgendwann gesagt habe: Scheiß auf die Quote, wir machen das jetzt einfach.

ProSieben/Screenshot


Dann beginnt die eigentliche Sendung: In Ego-Perspektive sieht man zunächst, wie eine mit Body-Cam ausgestattete Frau am 18. März 2021 frühmorgens um 5.56 Uhr auf dem Weg zur Arbeit ist. Vom Parkhaus aus geht sie über einen Hof hinein in einen größeren Gebäudekomplex - alles unterlegt mit düsterer Musik. Zunächst ohne ein Wort zu sagen - und noch ist nicht ganz klar, worum es genau geht. Doch dann meldet sich schließlich eine weibliche Stimme aus dem Off: Mein Name ist Meike Ista. Ich bin Fachgesundheits- und Kinderkrankenpflegerin für Intensivpflege und Anästhesie und arbeite seit mittlerweile siebeneinhalb Jahren im Knochenmark-Transplantationszentrum der Uniklinik Münster. Sie kümmert sich um todkranke Patienten mit Leukämien.

ProSieben/Screenshot


Eigentlich wollte ich immer Krankenschwester werden, sagt Meike. Diese Arbeit mit den Menschen. Man ist ganz nah dran. Man bekommt ganz viel zurück, ganz viel Dank. Manchmal sind es so Kleinigkeiten wie ein Lächeln. Kurz darauf wird am oberen Bildschirmrand der Hashtag #nichtselbstverständlich eingeblendet.

Nach der positiven Einleitung wird Meike kritischer: Ich wünsche mir, dass die Pflege mehr Anerkennung bekommt. Die Anerkennung, die sie verdient und dass jede Pflegekraft nach seinem Dienst zufrieden nach Hause gehen kann. Danach kommen weitere Pflegekräfte aus unterschiedlichen Kliniken zu Wort, die per Bild eingeblendet werden, während weiterhin in Ego-Perspektive Meikes Alltag in der Klinik begleitet wird. Es wird der enorme Personalmangel angesprochen - bis zu 9000 Pflegekräfte haben seit Beginn der Corona-Pandemie ihre Stelle gekündigt. Wir können nicht mehr leisten. Wir sind alle am Rande unserer Kraft, so Krankenpfleger Alexander Jorde aus Hildesheim.

ProSieben/Screenshot


Die klare Forderung lautet: Die Verantwortung liegt bei der Politik, dass wir so gut bezahlt werden, dass wir den Job gerne machen. Die unzumutbaren Zustände werden von allen befragten Pflegekräften angeprangert. Sie seien einem großen psychischen Druck ausgeliefert und würden eine enorme Belastung auf ihren Schultern tragen. 300 Überstunden seien für die Pfleger keine Seltenheit. Sie können aber auch nicht die Klinik einfach mal schließen und auf die Straße gehen, um für ihre Rechte einzustehen, weil sie sonst ihre Patienten im Stich lassen würden.

In Ego-Kamera wird in Echtzeit gezeigt, wie Krankenschwester Meike Patienten behandelt. Doch auch das Thema Corona wird natürlich angesprochen - insbesondere jene fahrlässige Menschen, die sich nicht an die Regeln zur Eindämmung der Pandemie halten. Als gesamte Gruppe gesehen tragen sie dazu dabei, dass noch mehr Menschen sterben, weil immer mehr Patienten auf der Intensivstation landen, so Pfleger Alexander Jorde. Corona sei aber nicht allein Schuld an der Notsituation - das Virus habe das Fass nur zum Überlaufen gebracht.

ProSieben/Screenshot


Während der Sendung werden live Tweets eingeblendet, die den Mut von ProSieben loben, für so ein wichtiges Thema die Primetime freizuräumen. Beim Blick auf die Uhr stellt man fest: Die 15 Minuten sind schon längst vorbei - doch die Sendung läuft auch noch um 20.40 Uhr, und um 20.50 Uhr... ProSieben hat sich tatsächlich dazu entschlossen, eine komplette Reportage über den Arbeitsalltag einer Pflegekraft zu zeigen, ohne zeitliche Grenzen - und ohne Werbung.

ProSieben/Screenshot


Gegen 20.55 Uhr werden Joko und Klaas im Splitscreen eingeblendet. Normalerweise wäre jetzt der Zeitpunkt, an dem Werbung kommen würde, sagt Klaas. Dies sei für einen werbefinanzierten Sender wie ProSieben nötig, um Geld zu verdienen. Man habe sich aber entschlossen, die Reportage ohne Werbeunterbrechung zu senden. Joko und Klaas bedanken sich erneut ausdrücklich bei den Partnern Deutsche Telekom und CosmosDirekt, die das Thema als ebenso wichtig empfinden wie ProSieben.

ProSieben/Screenshot


Tatsächlich ist es alles andere als selbstverständlich, dass ein Privatsender sein Programm derart flächendeckend für ein wichtiges, gesellschaftlich relevantes Thema freiräumt und auch noch auf Werbung verzichtet. Bei Twitter gab es dafür sehr viel Lob. ProSieben informierte die Zuschauer, die auf die Episoden der Serien "9-1-1 Notruf L.A.", "9-1-1: Lone Star" und "Seattle Firefighters" warteten, dass diese auf nächste Woche verschoben wurden. "Aus Gründen." Insgesamt dauerte die Reportage knapp sieben(!) Stunden und damit bis etwa 3 Uhr nachts. ProSieben hat damit Fernsehgeschichte geschrieben.




31.03.2021 - Glenn Riedmeier/TV Wunschliste
Bild: ProSieben/Screenshot


[www.wunschliste.de]

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  #nichtselbstverständlich: ProSieben räumt Mittwochs-Primetime für siebenstündige …
TV Wunschliste 31.03.21 22:08 499 
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Kate 31.03.21 22:20 393 
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pars 01.04.21 04:01 391 
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Helmprobst 01.04.21 09:36 242 
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AxM 01.04.21 10:18 234 
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Sveta 01.04.21 16:09 223 
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OStD Dr. Gottlieb Taft 01.04.21 22:12 230 


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