Frog and Starfish schrieb:
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> Ich sehe das andersherum, wer sich darüber
> aufregt, Paprikaschnitzel sagen zu sollen, hat
> keine wirklich imen Probleme und hatte
> wahrscheinlich auch nie welche.
Persönlich habe ich keine Probleme damit, mich bei Formulierungen im aktuellen öffentlichen Sprachgebrauch umzustellen. Ich nehme gerne Rücksicht darauf, wenn jemand bestimmte Formulierungen nicht bei einer Unterhaltung hören (bzw. im Schriftverkehr) lesen möchte. Das liegt aber auch daran, dass es für mich ganz persönlich keine besonders hohe emotionale Bedeutung hat, ob ich nun dieses oder jenes Wort verwenden sollte.
Möglicherweise geht es anderen Menschen in dieser Hinsicht anders. Ansonsten würde es ja nicht diese emotional geführten Diskussionen geben. Wenn ich emotionale Reaktionen anderer Menschen nicht unmittelbar nachvollziehen kann, dann würde ich erst einmal bei mir selbst anfangen und überlegen, ob ich nicht etwas bei mir selbst finde, das in etwa damit vergleichbar ist. Und ich meine, dass ich da durchaus fündig werden kann:
Ich habe mich vor etlichen Jahren sehr darüber aufgeregt, wie Fernsehsender mit Archivmaterial umgehen (Überführung ins 16:9-Format, Veränderung von Titeleinblendungen, Austauschen von Vor- und Abspännen) bzw. dass alte Sendungen teilweise nicht mehr in der Form zur Verfügung gestellt werden, wie es bislang üblich war. Das hat mir tatsächlich sehr wehgetan, weil ich so sehr an den ursprünglichen Fassungen hänge. Die meisten Leute verstanden das nicht und dachten dann auch: "Der hat wohl sonst keine Probleme." Immer mit diesem Unverständnis bzgl. des eigenen emotionalen Empfindens konfrontiert zu werden, schmerzt dann natürlich noch mehr. Irgendwann kann es auch Wut hervorrufen, wenn man überhaupt nicht mehr das Gefühl hat, dass die eigenen individuellen Bedürfnisse berücksichtigt werden.
Das ist jetzt nur mein persönliches Beispiel gewesen. Aber ich denke, jede/r kann bei genauerer Selbstreflexion ein anderes Äquivalent bei sich selbst finden.
Was ich auf jeden Fall ohne Weiteres nachvollziehen kann, ist der Unmut darüber,
dass alte klassische Kinderbücher nur noch in umgeschriebener Form angeboten werden sollen. Ich habe nichts dagegen, sie (auch) in angepasster moderner Form zu vermarkten, bin aber ganz klar dafür, dass die ursprünglichen Fassungen weiterhin regulär herausgegeben werden sollten.
2-mal bearbeitet. Zuletzt am 27.07.24 15:17.