
Bei
"Tatort"-Fans gilt er als der ultimative Klassiker der Reihe, der Film "Reifezeugnis" vom späteren Starregisseur
Wolfgang Petersen. Doch vor zwei Wochen wurde bekannt, dass die damalige Hauptdarstellerin
Nastassja Kinski mit ihren Anwälten gegen weitere Wiederholungen vorgeht. Der Grund: Der Film beinhaltet Nacktszenen, bei deren Dreh Kinski erst 15 Jahre alt gewesen ist. In einem neuen Interview mit RTL verlangte die Schauspielerin nun von den Verantwortlichen für das damalige Vorgehen eine öffentliche Entschuldigung.
Diese Szenen wurden bei der Erstausstrahlung von "Reifezeugnis" am 27. März 1977 von rund 25 Millionen Zuschauern gesehen. In dem Interview mit
"Exclusiv"-Moderatorin
Frauke Ludowig fragt sie:
Warum haben sie es nicht anders gedreht? Die gleiche Geschichte, aber anders gedreht, dass man nicht alles sieht.
Natassja Kinski geht in dem Interview auch näher auf die Umstände ein, in denen der damalige "Tatort" entstanden ist. So seien ihre Mutter und sie nach der damaligen Scheidung von Vater
Klaus Kinski in großer Geldnot gewesen:
So habe ich auch uns geholfen. Meiner Mutter und mir. Wir waren in einer wirklich schlimmen Situation und als die Angebote kamen, war das ein Glück für mich und meine Mutter.
Zeitgleich sei sie bei dem Dreh nicht in elterlicher Begleitung gewesen, bei den Nacktszenen ohnehin nicht. Die habe sie damals als Teil ihres Jobs als Schauspielerin gesehen,
aber dann ging ich ins Hotel, und dann habe ich geweint.
Das Team habe ihr damals sinngemäß geraten:
Augen zu und durch, du schaffst das schon.
Bereits nach dem Bekanntwerden der Vorwürfe Nastassja Kinskis im Februar hatte der NDR reagiert und "Reifezeugnis" zunächst aus der Mediathek genommen. Doch dies allein genügt Kinski nicht, wie sie in dem RTL-Interview betonte:
Ich möchte die Leute konfrontieren, die dafür verantwortlich waren. Ich möchte eine Entschuldigung haben, dass es falsch war.
Eine solche Konfrontation Kinskis mit den damals Verantwortlichen ist zeitgleich nur eingeschränkt möglich. Regisseur Wolfgang Petersen verstarb im August 2022 und
Christian Quadflieg, der in "Reifezeugnis" den Lehrer verkörperte, mit dem Kinskis Figur eine Affäre hatte, verstarb im vergangenen Juli. Zu den noch lebenden Beteiligten der Produktion gehören beispielsweise Kameramann
Jörg-Michael Baldenius, Gastdarsteller
Markus Boysen und der damals verantwortliche NDR-Redakteur
Rüdiger Humpert.
Gegenüber der
dpa teilte der damals bei dem Kieler Krimi federführende Norddeutsche Rundfunk am Montag mit:
Der NDR hat vor fast zwei Wochen fristgerecht geantwortet und ein persönliches Gespräch mit dem Programmdirektor angeboten. Der Film ist derzeit auf allen Ausspielwegen gesperrt. Das Gesprächsangebot halten wir aufrecht.
05.03.2024 - Ralf Döbele/TV Wunschliste
Bild: IMAGO/Everett Collection
[
www.wunschliste.de]