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"M.O.M - Milf oder Missy?": Sexismus-Vorwurf gegen Joyn-Kampagne
Der deutsche Streamingdienst Joyn stieg jüngst ins Reality-TV-Geschäft ein und veröffentlichte Anfang des Monats seine erste Kuppelshow. Bereits der Titel "M.O.M - Milf oder Missy?" ist provokant - schließlich ist MILF die Abkürzung für die vulgäre Bezeichnung "Mother I'd Like to F***". Doch für noch größere Empörung sorgt die Kampagne, mit der für das Format geworben wird. Der Vorwurf lautet Sexismus - und inzwischen hat sich auch die Politik eingeschaltet.
Die Datingshow will angeblich untersuchen, welche Rolle das Alter bei der Partnersuche spielt. In der Sendung treffen zwei Männer auf 14 Frauen. Einer der Männer ist 57, der andere 28 - und die 14 Frauen im Alter zwischen 24 und 46 Jahren haben unter den beiden die freie Wahl. Für die Herren geht es um die Frage, ob es ihnen um jugendliche Ausstrahlung und Aussehen geht oder ob sie auch die Vorzüge der älteren Teilnehmerinnen erkennen können. Auf der Plakatkampagne zur Sendung werden die Kandidatinnen abgebildet und mit Sprüchen wie "Was Altes? Was Junges? Was Neues!" oder "Freitags ist MILF Time." versehen. Auf Twitter erntete Joyn dafür bereits einen Shitstorm.
Nun hat auch Münchens zweite Bürgermeisterin Katrin Habenschaden öffentlich ihre Wut darüber kundgetan. In der ganzen Stadt hängen diese frauenverachtenden, herabwürdigenden Plakate. Dass im Jahr 2020 so ein rückständiges Format überhaupt noch produziert wird, ist schon daneben. Aber Frauen auf hunderten im öffentlichen Raum weithin sichtbaren Plakaten in Alt, Neu, Milf etc. zu kategorisieren, ist inakzeptabel. Jeden Tag laufen Mädchen und Buben an diesen Plakaten vorbei. Welches Rollenbild vermittelt ihnen diese Darstellung von Frauen?, schreibt sie bei Facebook. Als Bürgermeisterin, die für Gleichstellung zuständig ist, und als Mutter von zwei Kindern appelliere ich an Joyn, diese Plakatkampagne zu stoppen. Auf einem weiteren, noch fragwürdigeren Plakat ist eine zweigeteilte Chilischote abgebildet: Auf der einen Seite frisch und grün, auf der anderen vertrocknet und rot - versehen mit der Frage "Was ist schärfer?".
Auf Twitter antwortet Joyn auf die Vorwürfe stets mit der gleichen Argumentation: In dem Format "M.O.M - Milf oder Missy" steht MILF für eine reifere Frau um die 40 Jahre, die auf der Suche nach dem Partner fürs Leben ist. Das Format geht mit allen Frauen sehr respektvoll um. MILF ist eine provokante Bezeichnung in MOM aber sehr positiv aufgeladen.Und weiter: M.O.M ist ein Format, das sich einem Tabu-Thema stellt, das in der Gesellschaft natürlich sehr präsent ist und laut diskutiert wird. Joyn will mit Konventionen brechen und das Thema Altersunterschied in Beziehungen enttabuisieren.. Auf den Vorwurf der sexistischen Werbung ging man nicht ein. Erst vor zwei Wochen setzten Joko & Klaas auf ProSieben mit der aufwühlenden Sendung "Männerwelten" ein starkes Zeichen gegen Sexismus (TV Wunschliste berichtete). Dass nun beim Streamingdienst Joyn, an dem der Medienkonzern ProSiebenSat.1 Media maßgeblich beteiligt ist, ein Format wie "M.O.M - Milf oder Missy?" gezeigt wird, wirkt äußerst widersprüchlich. In der kommenden Woche startet zudem auf ProSieben auch noch "Beauty & the Nerd" - eine weitere Datingshow, die auf eine äußerst klischeebeladene Darstellung von Stereotypen setzt. Dies lässt schon daran zweifeln, inwiefern der Sender wirklich hinter dem ernsten Anliegen der Frauen steht, das in "Männerwelten" aufgezeigt wurde. 29.05.2020 - Glenn Riedmeier/TV Wunschliste Bild: Joyn/Benedikt Müller [www.wunschliste.de] In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.
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