Re: Mehr als zehn Milliarden Euro für ARD, ZDF und Deutschlandradio
In Sachen Redundanzen fasst man sich wirklich manchmal an den Kopf. Dass ARD und ZDF jeweils eigene, streng voneinander getrennte Korrespondentennetze betreiben mag noch angehen. Dass der Programmaustausch aber an der völligen Abschottung des ZDF von den restlichen öffentlich-rechtlichen Anstalten scheitert spottet jeder Beschreibung. Die Mainzer sehen ihre eigentliche Konkurrenz in den ARD-Sendern, während sie die kommerziellen Mitbewerber kaum noch ernst nehmen.
Die Dritten Programme der ARD schöpfen in jeder Hinsicht aus dem Vollen. (Fast) jedes hat sein wöchentliches Gesundheitsmagazin, seine Verbrauchersendung, seine nachmittägliche Serviceschiene und vieles mehr, bei den freitäglichen Talkshows setzen sie unverständlicherweise auf Kampfprogrammierung und vor Landpartien, kochenden Landfrauen und Regionalreportagen aus den immer gleichen Landstrichen mit minimaler Zuschauerbeteiligung kann man sich kaum noch retten. Hier wäre weniger in jeder Hinsicht mehr, um die wirklich interessanten Projekte in den Vordergrund zu rücken und Synergien zu stärken.
Das ZDF betreibt seinen Infokanal nur als Feigenblatt für die Banalisierung und Verflachung seines Hauptprogramms, das trotz einiger Highlights neben Krimis und Boulevardberichterstattung nur wenig öffentlich-rechtlichen Mehrwert bietet. Und wer "ZDF Info" einmal genau betrachtet erkennt nur wenig Unterschied zu den Kauf-Doku-Dauerschleifen auf ntv und welt. Das "Wirtschaftsmagazin" WISO besteht zum Großteil aus Produkttests, Handwerkernepp-Fallen und Konsumententips, erklärt aber, ganz im Gegensatz zu "plusminus", keine größeren Zusammenhänge. Und zum Abspielkanal "ZDF Neo" bedarf es keines Kommentars.
Phoenix, Arte und 3sat sind gewiss ihr Geld wert und unbedingt erhaltenswert, aber die Hauptkostenträger sind sie nicht. Warum ein aufgeblähtes, experimentelles Online-Abrufangebot namens "funk" vollständig gebührenfinanziert sein muss, obwohl die Beiträge oft nicht mal sendetauglich sind, erschließt sich mir ebensowenig. Und dann wären da noch dutzende ARD-Pop-Dudelsender die ganz nach den Vorstellungen externer, sich daran mästender Berater ausgerichtet sind, inhaltlich kaum etwas zu bieten haben aber trotz 100%iger Werbefreundlichkeit mehr kosten als sie verdienen.
Aber einen echten öffentlich-rechtlichen Fernseh-Nachrichtenkanal, den jede größere EBU-Anstalt hat, gibt es bis heute nicht.