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Bis zur Geräte-Sperrung? Netflix geht gegen Account-Sharing vor
Der Streaminganbieter Netflix macht seine Drohungen wahr und kündigt eine Zusatzgebühr für Kunden an, die illegales Account-Sharing unterstützen. Selbst vor gesperrten Geräten wird nicht zurückgeschreckt, wie man nun am Beispiel von Portugal und Spanien sehen kann. Die unerlaubte Weitergabe der Konto-Zugangsdaten von zahlenden Kunden an Freunde und Bekannte ist nicht nur beim Marktführer im hart umkämpften Streaming-Markt ein Dorn im Auge. Auch weitere VoD-Anbieter wie Disney+ und Amazon suchen derzeit nach einer Lösung, die Kunden auf der einen Seite nicht zu verprellen, gleichzeitig aber auch nicht auf potentielle Einnahmen verzichten zu müssen. Was gegen die Statuten von Netflix und Co. verstößt, soll nun auch rigoros abgeschafft werden. Laut Schätzungen des Unternehmens geht Netflix mit über 200 Millionen zahlenden Kunden weltweit davon aus, dass weitere über 100 Millionen Haushalte illegal den Dienst beanspruchen, ohne selbst ein eigenes Abo zu besitzen - Netflix' Nutzungsbedingungen erlauben nur das Teilen eines Accounts "innerhalb eines Haushalts". Damit verliert der Konzern Jahr für Jahr mehrere Millionen US-Dollar an potentiellen Einnahmen durch das illegale Teilen der Konto-Zugänge seiner Kunden. Hierzu hatte bereits im letzten Frühjahr der damalige Netflix-Chef Reed Hastings die geplanten Maßnahmen gegenüber den Aktionären und der Presse vorgestellt, die schon in einigen lateinamerikanischen Ländern "erfolgreich" getestet wurden und nach und nach nun neben den USA auch in Europa Anwendung finden soll. Gerechnet worden war mit einem Start in Deutschland und dem Rest von Europa noch im ersten Quartal 2023. Inzwischen wurde in Spanien und Portugal der Anfang gemacht, wann Deutschland folgen wird, steht noch aus. Nun sorgen aber gelöschte Hilfeseiten auf dem deutschen Netflix-Portal für Verwirrungen. Gleichzeitig räumt Netflix-Mitbegründer Reed Hastings nach 25 Jahren seinen Platz als CEO des Unternehmens. Das neue Führungsduo mit Ted Sarandos und Greg Peters möchten die geplanten Maßnahmen vorantreiben und verschärfen, wie heise berichtet. Netfix kündigt Zusatzgebühr und Profiltransfer anNetflix ermöglicht weiterhin die Einrichtung unterschiedlicher Profile innerhalb eines "Haushaltes" (Familie oder Wohngemeinschaft). Einzig die Personen, die nicht dauerhaft im gleichen Haushalt an Ort und Stelle leben, ist wie bisher auch schon die Mitnutzung des Accounts untersagt. Was bislang stillschweigend geduldet wurde, soll nun mit technischen Mittel unterbunden werden. Hierzu wurde Ende letzten Jahres von Seiten des Unternehmens angekündigt, dass alle Kunden, die es betrifft, ein Nachricht von Netflix erhalten werden mit den folgenden Möglichkeiten: Wenn ein Netflix-Kunde seinen Zugang mit einem weiteren Haushalt teilt, egal ob Familie oder Freunde, muss nun mit einer Zusatzgebühr gerechnet werden. In Portugal und Spanien kommt es bereits zur Anwendung. Während anfänglich noch von 2,99 Euro pro Monat die Rede war, wird dort nun eine Zusatzgebühr von 4 bis 6 Euro pro Person genommen. Jedoch ist die Anzahl der Personen beschränkt, die den Service mitnutzen "dürfen": Im Basis- und Werbeabo sind laut Netflix gar keine Nutzer außerhalb des Haushalts erlaubt: Beim Standard-Abo lediglich eine Person, im Premium-Abo dürfen bis zu zwei Personen gegen den Aufpreis zum mitschauen angemeldet werden. Allerdings weist Netflix inzwischen darauf hin, dass diese Möglichkeit nicht in allen Ländern zur Verfügung stehen wird. Ob Deutschland dazu gehört, wird sich zeigen. Damit versucht das Unternehmen einen Königsweg zu gehen, um beide Seiten zu bedienen und dennoch keine Kunden zu verlieren. Gleichzeitig bietet Netflix den Kunden die Option an, Nutznießer des Account-Sharrings als zahlende Neu-Kunden mittels Profiltransfer anzuwerben. Dabei kann man laut Angaben des Streamers mit einfachen Schritten ein bisherige Profil zum einem eigenen Konto transferieren. Für die Profilübertragung werde es laut Netflix demnächst eine Zusatzfunktion innerhalb des Kunden-Kontos geben, wodurch man mit einem Klick auf das Profilsymbol die neue Option Profiltransfer erhält. Folgt man den Anweisungen, die sich angeblich "von selbst erklären", so ist in wenigen Schritten ein eigenes Konto eingerichtet mit sämtlichen gespeicherten Inhalten. Freischalt-Code für Netflix-Kunden geplantDarüber hinaus fordert Netflix seine Kunden in den betroffenen Ländern auf, ihren Hauptstandort festzulegen. Auf einer inzwischen wieder gelöschten Hilfeseiten des Unternehmens wurden weiteren Maßnahmen gegen das illegale Account-Sharing geteilt. Darin beschrieb das Unternehmen, wie es den Hauptstandort eines Kunden ermitteln und überprüfen möchte. Hierzu wird das (WLAN-)Netzwerk der Hauptstandort definiert. Um einzelne Geräte identifizieren zu können, wertet Netflix IP-Adressen, Geräte-IDs und Kontoaktivitäten aus. Laut den mittlerweile wieder gelöschten Support-Informationen müssten sich Abonnenten über ihr WLAN-Netzwerk zuhause etwa alle 31 Tage mit ihrem Netflix-Account auf sämtlichen Geräten einloggen, die den Dienst nutzen. Die nicht eingeloggte Geräte werden daraufhin von Seiten des Unternehmens blockiert. Während des Urlaubs oder einer Reise können Netflix-Kunden einen temporären Code anfordern, der ihren Zugang an sieben aufeinander folgenden Tagen auch unterwegs ermöglicht. Es gibt auch Überlegungen von Seiten des Unternehmens, diesen Code kostenpflichtig zu machen. Ähnliche Maßnahmen kam wohl schon in Lateinamerika zur Anwendung. Nachdem nun aber diese Informationen auf den Hilfeseiten des Konzern wieder gelöscht wurden, bleibt die Frage, ob sie so oder so ähnlich künftig doch umgesetzt werden. 17.02.2023 - Vera Tidona/TV Wunschliste Bild: Netflix [www.wunschliste.de]
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