|
Verjüngungswahn? Weniger "Rosamunde Pilcher" im ZDF
Das ZDF feiert in diesem Jahr seinen 60. Geburtstag. Doch der Mainzer Sender ruht sich nicht auf seinen Erfolgen aus, stattdessen unternimmt er teilweise harte Einschnitte im Programm. Kaum eine Woche vergeht derzeit ohne Meldungen über die Verjüngungsoffensive des Senders. Aktuellstes Beispiel: Das ZDF will die Dosis der erfolgreichen "Rosamunde Pilcher"-Verfilmungen reduzieren.
Wie die BILD zuerst berichtete, sollen in diesem Jahr nur noch drei neue Folgen produziert werden - zuletzt waren es vier pro Jahr, vor einiger Zeit noch fünf. Das ZDF will sein Programm großflächig neu ausrichten, um jüngere Zielgruppen zu erreichen. Im Gegensatz zu so manch anderem Format steht eine Absetzung der seit 1993 produzierten Reihe allerdings nicht bevor. Vor einer unsicheren Zukunft steht dagegen angeblich das Pendant "Inga Lindström". Zwar ist über das Schicksal jener Verfilmungen noch nicht entschieden, allerdings soll der Sender laut BILD-Informationen Gespräche darüber führen. Im Gegenzug wird das ZDF in den kommenden Monaten auf dem "Herzkino"-Sendeplatz am Sonntagabend neue Reihen an den Start bringen, wie "Familie Anders", "Unterm Apfelbaum", "Dr. Nice" und "Hotel Barcelona". Bereits vergangene Woche wurde bekannt, dass die beiden Krimiserien "Letzte Spur Berlin" und "SOKO Hamburg" nach einer letzten Staffel im kommenden Jahr eingestellt werden (TV Wunschliste berichtete). Am Wochenende folgte die Nachricht, dass sich der Sender nach 25 Jahren von seinem Promi-Magazin "Leute heute" trennen wird (TV Wunschliste berichtete). Absetzungen weiterer Formate werden erwartet. All das geschieht im Zuge einer strategischen Umschichtung. ZDF-Programmdirektorin Dr. Nadine Bilke erklärte: Im Zuge einer zukunftsfähigen Programmentwicklung wird das ZDF verstärkt in Angebote für jüngere Zielgruppen investieren.Die habe zur Folge, dass man sich auch von erfolgreichen und liebgewonnenen Programmen trennen müsse. So verfolgen etwa die Krimiserien "SOKO Hamburg" und "Letzte Spur Berlin" und die "Herzkino"-Reihen "Rosamunde Pilcher" und "Inga Lindström" zwar rund vier Millionen Zuschauer, davon ist jedoch nur ein Bruchteil unter 50 Jahre alt. Mit dem Ziel, künftig wieder jüngere Menschen zu erreichen, sollen 100 Millionen Euro aus dem Programm umverteilt werden. Mit welchen neuen Formaten das ZDF stattdessen wieder junges Publikum erreichen will, bleibt abzuwarten. In Zeiten, in denen junge Menschen dem linearen Fernsehen immer mehr den Rücken kehren und stattdessen zu Streamingdiensten abwandern, dürfte dies eine Herkules-Aufgabe sein. Im ungünstigsten Fall verärgert man durch die Absetzung beliebter Serien das ältere Stammpublikum, ohne junge Zuschauer zu gewinnen. Das Vorgehen des ZDF erinnert an jenes der großen Privatsender RTL und Sat.1 Ende der 1990er Jahre, als man sich trotz großer Reichweiten von zahlreichen Gameshows trennte, weil man ebenfalls der Auffassung war, dass das Publikum zu alt sei. 02.02.2023 - Glenn Riedmeier/TV Wunschliste Bild: ZDF/Jon Ailes [www.wunschliste.de] In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.
|