|
ESC 2022: Debakel für Deutschland, vorhersehbarer Sieger gewinnt
Am Samstagabend, 14. Mai stieg das Finale des diesjährigen "Eurovision Song Contest" in Turin. Nach dem wegen der Corona-Pandemie ausgefallenen Contest 2020 und einem noch vorsichtigen Wettbewerb im vergangenen Jahr durften diesmal wieder tausende Fans vor Ort in der Halle (Pala Alpitour) sein und den Künstlern zujubeln, was sich natürlich spürbar positiv auf die Stimmung auswirkte. Für Deutschland gibt es jedoch keinen Grund zur Freude: Der ESC-Fluch schlug erneut zu und unser Vertreter Malik Harris landete auf dem letzten Platz!
Doch der Reihe nach: Die Verantwortlichen aus Italien ließen sich nicht lumpen und beeindruckten mit einer aufwendigen Show, die ESC-Herzen höher schlagen ließ. Das Moderationstrio aus Laura Pausini, Alessandro Cattelan und Mika führte humorvoll und mit italienischem Lebensgefühl durch den Abend. Dennoch stand der diesjährige ESC nicht nur aufgrund diverser Pannen im Vorfeld (Stichwort: kinetische Sonne) unter einem besonderen Stern: Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine überschattete die Veranstaltung. Russland wurde kurz nach Beginn des Krieges vom 66. ESC ausgeschlossen. Für die Ukraine gab es an mehreren Stellen der rund dreieinhalbstündigen Show Solidaritätsbekundungen. Direkt im Opening sang das gesamte Studio "Give Peace A Chance", während der Punktevergabe gab es mehrfach direkte Statements der Unterstützung. Es kam schließlich auch so, wie es vielerorts bereits vorausgesagt wurde: Die Ukraine gewann den musikalisch vielfältigen Wettbewerb haushoch mit einem rekordverdächtigen Ergebnis von 631 Punkten. "Dieser Sieg ist für jeden Ukrainer", sagte der Sänger des Kalush Orchestra nach dem Sieg. Keine Frage: Der Beitrag "Stefania", eine originelle Mischung aus Ethno-Pop, Rap und ukrainischer Volksmusik, gehörte auch aus musikalischer Sicht zu den Favoriten und wusste qualitativ zu überzeugen. Doch es lässt sich schwer leugnen, dass das aktuelle Weltgeschehen deutlichen Einfluss auf den Ausgang des Wettbewebs hatte, der sich offiziell als unpolitische Musikveranstaltung versteht. Auf Platz 2 landete Großbritannien mit 466 Punkten, gefolgt von Spanien auf Rang 3 mit 459 Punkten. Insgesamt nahmen 25 Länder am ESC-Finale teil, 15 weitere Länder waren bereits in den beiden Halbfinals ausgeschieden, die aber natürlich im Finale trotzdem stimmberechtigt waren. Und Deutschland? Positiv könnte man sagen: Wir sind unserer Linie treu geblieben. Malik Harris präsentierte seinen Song "Rockstars" in einer für deutsche Verhältnisse ambitionierten Performance, dennoch konnte er sich letztendlich nicht gegen die Konkurrenz durchsetzen und landete abgeschlagen mit insgesamt nur 6 Punkten auf dem letzten Platz 25 - und das nur dank ein paar gnädigen Anrufen. Denn von den nationalen Jurys gab es keinen einzigen Punkt für uns. Somit bleibt für Deutschland nach dem ESC wieder einmal die große Frage: Was wurde falsch gemacht und was muss sich ändern? Insbesondere die Vorauswahl der Songs für den deutschen Vorentscheid geriet in diesem Jahr in die Kritik. Eine Jury aus Vertretern der ARD-Radiopopwellen wählte sechs Songs aus, unter andererm mit der Radiotauglichkeit als Kriterium - was sich wiederum kontraproduktiv auf die Vielfalt auswirkte, so dass Malik Harris am Ende das geringste Übel aus einer insgesamt schwachen Auswahl darstellte. Das endgültige Ergebnis wurde wie in den vergangenen Jahren zur Hälfte durch nationale Jurys entschieden, die ihre Wahl bereits am Freitagabend im sogenannten Jury-Finale trafen. Am Samstagabend stimmte dann das Fernsehpublikum ab. Die Jury-Punkte wurden zunächst nacheinander per Länderschalten von den nationalen Vertretern vorgelesen. Die anderen 50 Prozent der Punkte (jene des Votings) wurden auf einen Schlag hinzugezählt - und diese unterschieden sich teilweise extrem vom Geschmack der Jury, wodurch es zu einigen Aufholjagden und Verlusten kam. Die Ukraine lag nach dem Jury-Voting auf dem vierten Platz, überholte am Ende mit dem Publikumsvoting jedoch alle. 15.05.2022 - Glenn Riedmeier/TV Wunschliste Bild: Eurovision/ARD/Screenshot [www.wunschliste.de] In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.
|