Re: ARD und ZDF berichten wieder aus den Moskauer Studios
Ich möchte an dieser Stelle einmal einige Stellen aus dem oben erwähnten Zollmann-Interview zitieren, und vielleicht kann ja anhand dieser Stellen jeder einmal seine Widersprüche konkretisieren, statt sich in Anfeindungen zu ergehen über Dinge, die er vorher womöglich gar nicht richtig zur Kenntnis genommen hat:
1) "Die Berichterstattung schaut gerade sehr genau hin, wie sich die Invasion auf die Bevölkerung in der Ukraine auswirkt und was für schreckliche Folgen das für die Menschen hat. Diese Empörung ist wichtig und angemessen. Denn es ist auch eine Aufgabe der Berichterstattung, das enorme Leid der Menschen in der Ukraine in seiner ganzen Tragweite zu repräsentieren."
2) "Die Ukraine wurde angegriffen, und das ist völkerrechtswidrig. Daher ist de jure und de facto die Ukraine das Opfer eines illegalen Angriffskrieges, für den es keine Rechtfertigung gibt."
3) "In den USA und auch in der Ukraine, aber vor allem in der Friedensbewegung, gibt es viele Stimmen, die sagen, dass es vielleicht doch noch diplomatische Mittel gibt, den Konflikt zu lösen."
4) "Galtung hat festgestellt, dass Journalismus in Kriegszeiten oft polarisierend ist, er sich also auf eine Seite des Konflikts stellt. Medien gucken dann auf den Krieg wie auf eine Sportveranstaltung: Wer sind die Gewinner, wer die Verlierer? Und im Prinzip ohne konstruktive Lösungen einzubringen, ohne zu schauen: Was sind die verschiedenen Interessen, was gibt es für Lösungsstrategien, und wie kann man deeskalierend wirken als Journalist?"
5) "Im konkreten Fall der Ukraine wäre abzuwägen, was für konstruktive Konfliktlösungsstrategien das durch die russische Invasion geschaffene Leid der Menschen am schnellsten beenden und gleichzeitig in ein akzeptables politisches Abkommen münden könnten."
6) "eine von Nato-Staaten errichtete Flugverbotszone würde westliche Staaten direkt in den Krieg hineinziehen, was zu einem gefährlichen militärischen Konflikt zwischen Atommächten führen könnte."
7) "Russlands Regierung versucht wiederum, das alles zu unterbinden: letzte kritische Medien wurden geschlossen, Soziale Netzwerke blockiert. Das russische Mediengesetz bestraft Kritiker des Angriffskrieges mit hohen Gefängnisstrafen und sieht orwellsche Sprachregelungen vor. So dürfen Journalisten nicht von einer russischen Invasion oder einem Krieg sprechen. Es ist eine klassische Propaganda-Strategie: Zensur."
8) "Außerdem gibt es auf der westlichen Seite auch indirekte Disziplinierungsmechanismen: Wer auf den gut dokumentierten historischen Kontext des Ukraine-Krieges mit Blick auf die Nato-Politik hinweist, wird als Putin-Versteher abgekanzelt."