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Fluppe aus! Nun doch Rauchen verboten bei "Hier spricht Berlin"
Anfang des Monats kündigte die ARD vollmundig an, dass in dem neuen, vom rbb verantworteten Talk "Hier spricht Berlin" nicht nur getrunken, sondern auch geraucht werden dürfe. Damit wollte man ein wenig an die Tradition der Talkshows aus den 1970ern und 1980ern anknüpfen, als noch hemmungslos gequalmt wurde. Nun machen die Verantwortlichen eine Rolle rückwärts und verbieten das Rauchen in der am kommenden Dienstag (1. Oktober) im Ersten startenden Show doch. Sie reagieren damit auf den Druck, der nach Bekanntwerden der Sendungsankündigung von Pro Rauchfrei ausgeübt wurde.
Der eingetragene Verein Pro Rauchfrei veröffentlichte am 9. September eine Pressemitteilung, in der Widerstand gegen die "ekligste Mutprobe der Welt" angekündigt wurde - gemeint ist hier die von der ARD verwendete Formulierung "Es darf getrunken und - wenn die Gäste sich trauen - auch geraucht werden". Der Verein fühlte sich davon provoziert, gerade weil die Show auf einem Sender laufen wird, der durch "Zwangsgebühren" finanziert werde. "Nun reiten der Marlboro-Man, das Camel-Dromedar und deren Freunde im Auftrag ihrer Tabakbosse eine neue Attacke auf die Schocktoleranz des Publikums bei den Öffentlichen", heißt es. Das "Qualm-Spektakel" käme natürlich aus Deutschlands "verraucht-vermüllter Hauptstadt": "In einem abgelegenen Kabuff auf ihrem Gelände können sich die RBB-Leute gern zur ekligsten Mutprobe der Welt versammeln und am besten gleich nackt, denn gute Manieren sind schon lange im TV nicht mehr gefragt", so Siegfried Ermer, Pressesprecher von Pro Rauchfrei e.V.: "Aber in einer Sendung öffentlich rauchen zu lassen, ist unverblümte Werbung für Tabakkonsum." Der Verein schickte am 19. September eine Abmahnung an den rbb. Es wurde gefordert, dass der Sender eine verbindliche Erklärung abgibt, dass in der Sendung "Hier spricht Berlin" das Rauchen weder den Moderatoren Eva-Maria Lemke und Jessy Wellmer noch den Gästen und den Zuschauern gestattet ust. Innerhalb der gesetzten Frist gab der rbb schließlich die geforderte Erklärung ab. Laut DWDL wolle man in der ersten Ausgabe zu den Gründen Stellung nehmen. "Damit entgeht der rbb vorerst der gerichtlichen Prüfung seines Sendekonzepts und sichert aus unserer Sicht die Einhaltung der geltenden Rechtslage zu", so Stephan Weinberger, stellvertretender Vorsitzender von Pro Rauchfrei. "Während zahlreiche Organisationen die tägliche Aufklärung und Beratung in Sachen Rauchen vorantreiben, ist es unerklärlich, wie man bei einem öffentlich-rechtlichen Sender, dem ein solcher Aufklärungsauftrag sogar gesetzlich zugewiesen ist, auf die Idee kommt, das Rauchen in einer Talkshow wieder als Mutprobe zu stilisieren. Es wird höchste Zeit, dass die Sender hierzu deutlich mehr Feingefühl entwickeln und sich ihrer Vorbildfunktion bewusst werden." Pro Rauchfrei legte bereits 2012 Beschwerde beim Ordnungsamt Berlin ein, da ihrer Ansicht nach in den ehemaligen ZDFneo-Formaten "Roche & Böhmermann" und "Stuckrad Late Night" gegen das Nichtraucherschutzgesetz verstoßen wurde. ZDF-Intendant Thomas Bellut rechtfertigte das Rauchen in den beiden Shows damals jedoch als künstlerisches Stilmittel. Außerdem: In der jüngst gezeigten neuen Show "Chez Krömer" (ebenfalls rbb) rauchten sowohl Kurt Krömer als auch ein paar seiner Gäste. Die Premierenausgabe von "Hier spricht Berlin" ist am 1. Oktober um 23.00 Uhr zu sehen. Zu Gast sind der Moderator Günther Jauch, der Musiker Sido, die Schauspielerin Petra Schmidt-Schaller, der Opernsänger Thomas Quasthoff und die Autorin Else Buschheuer. Gesprochen werden soll über 30 Jahre Mauerfall, wichtige persönliche Wegmarken und Erfahrungen mit der Wende. 26.09.2019 - Glenn Riedmeier/TV Wunschliste Bild: rbb/Thomas Ernst [www.wunschliste.de] In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.
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