|
Quote in Zeiten des Internets
33,1 Prozent Marktanteil für einen schnöden Krimi wie neulich für "Nord Nord Mord" legen schonungslos die Schwächen der aktuellen Quotenmessung offen. Sie beweisen dass das Primetime-Programm in Summe nicht mehr als attraktiv betrachtet wird und vor allem hinsichtlich alternativer Formen der Mediennutzung zunehmend hintansteht. Die Hochrechnung auf die Gesamtbevölkerung verkommt zusehends zur Farce.
GfK-Testhaushalte gelten zwar im traditionellen Sinne als fernsehaffin, dennoch sind sie sich ihrer Rolle als "Quotenmacher" voll bewusst und nutzen ihren besonderen Status als bloßes Abstimmungsinstrument über die Inhalte. In Zeiten um sich greifender Medienkonvergenz, in denen niemand mehr aufs lineare Fernsehprogramm angewiesen ist, schwindet auch bei den Testhaushalten zunehmend die Loyalität zum klassischen Pantoffelkino. Höhepunkte fiktionaler Fernsehunterhaltung sind außerhalb der Weihnachtszeit ebensowenig zu erwarten wie große, eindrückliche Showmomente. Das Programm wird beherrscht von gleichförmigen Formaten, wobei immer die gleichen Versatzstücke benutzt werden, um kostenschonende Allerwelts-Krimis, Quizshows, Doku-Soaps oder Serviceleisten zu kreieren. Herausragendes findet man während des Jahres nur noch im Netz oder auf DVD. Das klassische Fernsehmodell steht wie es scheint vor der Abwicklung. "Nach Hause kommen, Beine hoch, berieseln lassen" kommt angesichts unbefriedigender, vorhersehbarer Inhalte immer mehr aus der Mode. Die Sender haben das angesichts eindeutiger Studienerkenntnisse längst realisiert und produzieren mit Ausnahme brisanter Live-Übertragungen fast nur noch zum Zwecke des digitalen Recyclings, also Special-Interest (Formatprodukte) für die Mediatheken und Streamingplattformen. Welche Bedeutung hat da noch die "Primetime-Quote", zumal jeder seinen Medienkonsum zeitlich staffeln kann? Erst "Galileo", dann WISO - erst "Klein gegen Groß", später Wilsberg - heute Tatort, morgen Traumschiff? Unter GfK-Probanden soll es üblich sein Sendungen einzuschalten, die dann gar nicht verfolgt werden, weil das Movie aus dem Internet mehr Pep hat - nur um von seinem Stimmrecht Gebrauch zu machen. Wie haltet ihr es mit der Mediennutzung? 1-mal bearbeitet. Zuletzt am 19.01.22 20:08. In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.
|