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RTL-Chef: "Wir machen Programm aus einem positiven Menschenbild heraus"
geschrieben von: TV Wunschliste, 25.10.21 18:44
RTL meint es ernst. Spätestens seit der Einführung des neuen Logos und dem damit verbundenen Selbstverständnis weht bei der Sendergruppe in Köln-Deutz ein anderer Wind. In einem aufschlussreichen Interview mit dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND), spricht Henning Tewes, Geschäftsführer von RTL Television und Co-Geschäftsleiter von TVNOW, über die neue Ausrichtung und langfristigen Pläne der Marke RTL.

Nach Ansicht von Tewes steht RTL programmlich auf zwei Säulen: politisch und wirtschaftlich unabhän­giger Journalismus und positive Unterhaltung. Beide Bereiche sollen in Zukunft ausgebaut werden. Der Ausbau des Informationsangebots sei eine Reaktion auf den wachsenden Bedarf der Menschen an Orientierung und Einordnung. Mit Blick auf die bislang eher durchwachsenen Quoten des neuen Nachrichtenmagazins "RTL Direkt" mit den früheren ARD-Gesichtern Jan Hofer und Pinar Atalay sagt der RTL-Chef: Wir glauben fest daran, dass 22.15 Uhr ein guter Zeitpunkt für eine journalistische Einordnung des Tagesgeschehens ist und dass wir die Kompetenz haben, diese zu liefern. Anfangs sei man mit den Marktanteilen noch nicht zufrieden gewesen, doch die Entwicklung gehe inzwischen deutlich aufwärts - dies allerdings vor allem, wenn die Sendung als Unterbrechung einer populären Show wie "Das Sommerhaus der Stars" dient (TV Wunschliste berichtete).

Mehr als einmal betont Henning Tewes die "neue Tonalität" und die Positivität, die RTL-Formate im Unterhaltungsbereich prägen sollen. Dazu zählen etwa die um Dieter Bohlen erleichterten Castingshows "Deutschland sucht den Superstar" und "Das Supertalent" sowie neuere, familienfreundliche Shows wie "Lego Masters" und "Top Dog Germany". Mit Blick etwa auf die Jury-Besetzungen von "Let's Dance" oder "DSDS" sagt Tewes: Schon früh haben wir in unseren Shows gesellschaftliche Vielfalt gezeigt - lange, bevor das Wort 'Diversität' in aller Munde war. Die sei als gelebte Selbstverständlichkeit tief in unserer DNA verwurzelt. Ganz allgemein möchte RTL möglichst viele Menschen in der Mitte der Gesellschaft erreichen. Wir machen Programm aus einem positiven Menschenbild heraus, denn wir mögen die Menschen, so wie sie sind, unterstreicht Tewes noch einmal.

In gewisser Weise möchte man zurück zum Selbstverständnis des RTL aus den Anfangsjahren: Unser Verständnis von positiver Unterhaltung ist durch die frühen Jahre geprägt, eine Rückbesinnung mehr als eine Abkehr, so Tewes. Angesprochen darauf, ob man sich durch das allgegenwärtige Predigen der neuen Positivität von Schadenfreude-Formaten wie "Schwiegertochter gesucht" trennen werde, meint Tewes: Da möchte ich mal eine Lanze für die Realityformate brechen. Es geht aus Sicht der Zuschauer selbst nicht primär darum, sich zu erheben.

Ein Blick zu Twitter, während derlei Sendungen laufen, offenbart ein dezent anderes Bild, doch laut Tewes würden Realityformate vor allem von zwei Gruppen konsumiert. Das eine sind die, die sich identifizieren und voll in diese Welt eintauchen. Das andere ist die Gruppe derer, die das Geschehen beobachten und dann darüber sprechen. Trotz alledem wolle man auch weiterhin anecken und Tacheles reden. Ihm gefalle auch die neue Machart des "Sommerhauses" - obwohl auch in dieser Staffel wieder Kritik gegenüber RTL laut wurde, das fragwürdige Verhalten von Kandidat Mike Cees-Monballijn gegenüber seiner Frau Michelle Monballijn nicht ausreichend einzuordnen.

Ungeachtet der miesen Quoten sagt Henning Tewes über das runderneuerte "Supertalent", das nun ohne das geschasste Ex-Sendergesicht Dieter Bohlen auskommen muss: Das 'Supertalent' hat eine neue Tonalität, die uns gut gefällt. Uns geht es um große und staunende Augen und Gänsehaut, um Überraschung - aber auch um Respekt. Auch diese Farbe noch stärker zu etablieren braucht seine Zeit. Ganz allgemein sieht Tewes eine Aufgabe des Fernsehens darin, ein Gegengewicht zum aggressiven Ton und Verhalten in den sozialen Netzwerken zu bieten: Wie würde Fernsehen denn wirken, wenn es noch rauer, noch aggressiver wäre als das, was wir täglich im Netz erleben können?

Tewes glaubt daran, dass die Menschen die Härte solcher Debatten in ihrem echten Leben gar nicht wollen. Stattdessen sei durch diese gesellschaftliche Entwicklung der Wunsch nach Lagerfeuermomenten und Gemeinschaftserlebnissen wieder gewachsen. Da es aber immer weniger Institutionen gibt, die genau solche Erlebnisse stiften, sieht Tewes darin eine Chance für RTL. Man wolle ein Entertainmentangebot schaffen, über das am nächsten Morgen sehr viele Menschen sprechen, getrieben vom linearen Fernsehen. Er glaube fest daran, dass das lineare Fernsehen weiterhin eine große Chance hat, die andere Medien für sich allein nicht haben: die Fähigkeit, Gemeinschaft zu stiften.

Nicht zuletzt setzt RTL aber auch massiv in den Ausbau des Streamingangebots TVNOW, das zum 4. November in RTL+ umbenannt wird (TV Wunschliste berichtete). Wir haben im Fiktionalen eine regelrechte Explosion an Qualität und Vielfalt", verspricht Tewes. Dazu zählen bereits angekündigte Projekte wie die Serien-Neuauflage "Sisi", der Sechsteiler "Faking Hitler", die FC-Bayern-Chronik "Gute Freunde", die Medical-Dramedy "Der Schiffsarzt", die "Auris"-Thrillerreihe von Sebastian Fitzek, der Alpenthriller "Die Grenzgänger" sowie die heute angekündigten Fortsetzungen von "Balko" und "Alarm für Cobra 11" (TV Wunschliste berichtete).

Selbstbewusst sagt Henning Tewes: Bei RTL+ gibt es die besten Geschichten in Deutschland. Unsere Ambition ist: RTL+ soll das größte deutsche Entertainmentangebot werden. Die Konzentration auf lokale Inhalte sieht er als großen Vorteil gegenüber den US-amerikanischen Platzhirschen Netflix, Prime Video und Disney+. Ich setze auf die Einzigartigkeit unseres Angebots mit ganz engem Bezug zum Publikum bei uns. Keiner kennt unseren Markt besser als wir. Wenn ich jetzt der fünfte oder sechste amerikanische Player wäre, der mit US-Serien auf den deutschen Markt drängt, würde ich mir mehr Gedanken machen. Tewes ist sich sicher: Was hiesige Streamer mit überwiegend deutschen Inhalten angeht, ist nur für einen dauerhaft Platz. Und das soll RTL+ sein.

Das komplette Interview von RND-Redakteur Imre Grimm mit RTL-Television-Chef Henning Tewes ist hier nachzulesen.

25.10.2021 - Glenn Riedmeier/TV Wunschliste
Bild: RTL Deutschland/Marina Rosa Weigl


[www.wunschliste.de]

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  RTL-Chef: "Wir machen Programm aus einem positiven Menschenbild heraus"
TV Wunschliste 25.10.21 18:44 681 
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NoahG 25.10.21 19:54 390 
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tomgilles 27.10.21 23:00 229 
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Plumpaquatsch 27.10.21 17:23 272 
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Julian90 01.11.21 12:50 189 


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