Mitte des Monats entwickelte sich um die Moderatorin
Nemi El-Hassan eine Kontroverse: Eigentlich sollte sie ab November im Wechsel mit
Ralph Caspers und
Florence Randrianarisoa das WDR-Wissensmagazin
"Quarks" präsentieren. Doch nach Bekanntwerden von El-Hassans Teilnahme am islamistisch instrumentalisierten
al-Quds-Marsch setzte der Sender die Zusammenarbeit mit ihr vorerst aus. Nach den Antisemitismusvorwürfen gegen die 28-jährige Journalistin folgte nun eine definitive Entscheidung, die erneut für Unmut sorgt: El-Hassan wird "Quarks" laut einem Bericht der
dpa zwar nicht moderieren, jedoch hinter der Kamera für das Format tätig sein.
Intendant
Tom Buhrow sagte im WDR-Rundfunkrat, dass es sich um eine
schwierige, schwierige Abwägung
gehandelt habe. Problematisch sei in dem Zusammenhang nicht El-Hassans Teilnahme an der Demonstration im Jahr 2014, von der sie sich inzwischen klar distanziert hat, sondern fragwürdige Likes, die sie in jüngerer Vergangenheit auf Instagram-Seiten getätigt hat, die von Antisemitismus geprägt seien. Die
BILD machte dies federführend publik.
Buhrow erläutert, dass es zu einer unangebrachten Politisierung von "Quarks" führen würde, wenn El-Hassan die Sendung moderieren würde. Sie könne nun aber stattdessen als Autorin hinter der Kamera arbeiten.
Der WDR war nach Bekanntwerden der Kontroverse in einer Zwickmühle. Denn hätte sich die Rundfunkanstalt dafür entschieden, El-Hassan den "Quarks"-Moderationsjob zu geben, wären Stimmen laut geworden, dass der WDR nicht in gleich harter Konsequenz handelt wie in einem etwaigen Fall rechtsextremer Natur. Von der anderen Seite kamen unmittelbar Vorwürfe, der WDR würde mit dem Ausschluss von El-Hassan rassistisch motiviertes Denken befördern und zudem vor der
BILD-Zeitung einknicken. Zahlreiche Prominente aus Kultur, Wissenschaft und Medien solidarisierten sich in einem offenen Brief mit El-Hassan und forderten, dass der WDR sie wie geplant beschäftigen solle.
Die nun getroffene Entscheidung wirkt wie ein seltsamer Kompromiss, der auch senderintern nicht allerorts auf Zustimmung stößt. Viele Mitglieder des Rundfunkrats kritisieren die Tatsache, dass El-Hassan überhaupt weiter für den WDR tätig sein wird. Zudem dürfe man nicht so tun,
als ob es unterschiedlich wichtige Aufgabenbereiche im WDR gibt
. Denn es gehe um nicht weniger als den Grundsatz, dass Judenfeindlichkeit sowie Rassismus allgemein im öffentlich-rechtlichen Rundfunk keinen Platz haben dürfen - weder vor noch hinter der Kamera.
Antisemitische Positionen können und dürfen im WDR keinen Platz haben
, sagte der Vorsitzende des Rundfunkrates Andreas Meyer-Lauber.
29.09.2021 - Glenn Riedmeier/TV Wunschliste
Bild: © WDR/Tilman Schenk
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