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Hugo Egon Balder hört mit "Genial daneben" auf und kehrt Sat.1 den Rücken
Zählt man die Ausstrahlungen der Urfassung von "Genial daneben" und der Neuauflage in Sat.1 zusammen, wurden bereits 470 Ausgaben der Comedy-Panelshow ausgestrahlt. Die 500 wird man allerdings wohl nicht mehr vollmachen: Völlig überraschend hat Moderator Hugo Egon Balder im Interview mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland nicht nur seinen Rückzug von der Sendung, sondern auch von Sat.1 angekündigt. Es gibt keine Zukunft. Nach dieser Staffel ist Schluss, so der 71-Jährige. Der aktuelle Zustand seines Senders mache ihn betroffen. Traurig und fassungslos sei er, wie dort nicht nur mit Formaten, sondern auch mit dem Personal vor der Kamera umgegangen werde. Vor knapp 20 Jahren hingegen sei vieles besser gewesen: Ich bin Anfang der 2000er-Jahre mit 'Genial daneben' zu Sat.1 gekommen, da war die Situation noch eine ganz andere. Matthias Alberti war Unterhaltungschef und später Geschäftsführer, der hatte Mut und hat immer wieder neue Formate ausprobiert.Als dieser 2009 den Sender verließ, habe es sich jedoch kontinuerlich verschlechtert. Senderchefs kamen und gingen am laufenden Band, mit der Folge, dass diese den Laden permanent in die Grütze gefahrenhätten. Damit einher ging einerseits die vorläufige Einstellung von "Genial daneben" 2011. Als man sechs Jahre später die Neuauflage auf Sendung schickte und diese zunächst recht gute Quoten holte, wollten die Verantwortlichen schnell mehr - in Form eines täglichen Vorabendformats namens "Genial daneben - Das Quiz". Balder: Ich habe vor dem Titel der Sendung gewarnt, weil sich die Zuschauerinnen und Zuschauer etwas völlig anderes unter 'Genial daneben' vorgestellt haben. Letztendlich habe ich recht behalten - die Quoten gingen nach der ersten Sendung sofort in den Keller. Aber da kann man als Einzelner so viel warnen, wie man will, da hat man keine Chance. Der Geduldsfaden scheint nun jedoch endgültig gerissen zu sein. Schon bei den jüngst abgehaltenen Screenforce Days war von Sat.1 bezüglich Balder und "Genial daneben" kein Sterbenswörtchen zu hören. Der Sender habe sich bei ihm auch noch nicht gemeldet. Aber ich selbst habe für mich beschlossen, dass ich das nicht mehr will. Es bringt einfach nichts. Sat.1 hat sich in den vergangenen Jahren als ziemlich beratungsresistent erwiesen. Ob das Format somit komplett eingestellt oder mit einem anderen Moderator fortgesetzt wird, steht noch in den Sternen. Ebenso, wie Hella von Sinnen auf den Rückzug ihres langjährigen Weggefährten reagiert. Schließlich hatten die beiden Entertainer zusammen die größten Erfolge gefeiert. Aus Quotensicht dürfte Sat.1 zumindest gut auf "Genial daneben" verzichten können, schließlich beträgt der aktuelle Staffelschnitt gerade mal noch fünf Prozent in der Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen. Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass der Bällchensender zuletzt ziemlich stiefmütterlich mit der einstigen Erfolgsmarke umging und neue Folgen konsequent im Sommerloch am späten Freitagabend versendete. Darauf nimmt Balder auch indirekt Bezug, indem er sowohl den öffentlich-rechtlichen als auch den Privatsendern Ideenlosigkeit vorwirft: 'In aller Freundschaft', 'Notruf Hafenkante', 'Watzmann ermittelt' - Hauptsache, die Bilder sind schön. Irgendwann wird das langweilig. Es wird also dringend Zeit, dass jemand kommt und was anderes macht. In unseren Nachbarländern ist das ganz anders. In Österreich beispielsweise ist man sehr viel mutiger, da werden immer wieder ungewöhnliche Formate ausprobiert. In Deutschland gibt es Serien wie 'Pastewka', die Sat.1 einfach fallen lässt. Amazon hat die Serie schließlich weitergeführt. Das ist für mich völlig unverständlich. Er selbst sieht seine Zukunft dagegen eher auf der Bühne: Ich bin jetzt 71. Ich habe keine Lust, in dem Alter noch Sachen zu moderieren, wo die Leute dann sagen: 'Mein Gott, hoffentlich überlebt er die Sendung.' (...) Ich habe Gott sei Dank das große Glück, dass ich seit zehn Jahren permanent Theater spiele. Und das habe ich mir auch so vorgestellt in meinem Alter. Theater spielen kann ich auch noch mit 85, wenn ich das so will. Ob es sich also tatsächlich um einen endgültigen Abschied vom Fernsehen handelt, bleibt abzuwarten. Die Art und Weise, wie er seinen Noch-Arbeitgeber und die TV-Landschaft im Allgemeinen kritisiert, ist jedoch bemerkenswert und sollte dem ein oder anderen Entscheider zu denken geben. 25.06.2021 - Dennis Braun/TV Wunschliste Bild: Sat.1/Willi Weber [www.wunschliste.de]
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