|
"Quantensprung": ARD und ZDF bündeln Inhalte in gemeinsamem Streaming-Netzwerk
Wir sind eins? Schon seit einiger Zeit verlinken sich die beiden öffentlich-rechtlichen Anbieter ARD und ZDF in ihren Mediatheken. Jetzt wird die digitale Zusammenarbeit weiter vorangetrieben. Am Montagvormittag (21. Juni) wurde angekündigt, dass es bald ein gememeinsames Streaming-Netzwerk geben wird. Dies bedeutet konkret, dass künftig ZDF-Inhalte in der ARD Mediathek verfügbar sein werden und umgekehrt ARD-Inhalte in der ZDFmediathek. In einer gemeinsamen Pressekonferenz wurde das Konzept vom ARD-Vorsitzenden Tom Buhrow sowie von ZDF-Intendant Dr. Thomas Bellut und SWR-Intendant Prof. Kai Gniffke vorgestellt. Wichtigstes Ziel sei, dass die Inhalte beider Angebote weitgehend schrankenlosverfügbar gemacht werden sollen. Mit einem gemeinsamen Inhalte-Katalog von mehr als 250.000 Filmen, Dokumentationen, Satire- und Serienstoffen wollen ARD und ZDF der internationalen Streaming-Konkurrenz entgegentreten und den "Schatz an öffentlich-rechtlichen Qualitätsinhalten" direkter zugänglich und leichter auffindbar machen. Trotz der gemeinsamen Nutzerwelt sollen die Mediatheken von ARD und ZDF ihre rechtliche und inhaltliche Eigenständigkeit wahren. Noch im Mai erteilte ZDF-Intendant Dr. Thomas Bellut in einem FAZ-Interview der Idee einer gemeinsamen öffentlich-rechtlichen Super-Mediathekeine Absage. Stattdessen werden die Mediatheken fortan Eingangstüren in den gemeinsamen Streaming-Kosmossein. Es wird eine gemeinsame Datenbasis geben, doch die Mediatheken von ARD und ZDF sowie ihre jeweiligen Nutzeroberflächen bleiben separat erhalten. In das Streaming-Netzwerk wird eine übergreifende Suchfunktion über beide Angebote eingebaut. Das Design und die Benutzeroberfläche beider Mediatheken werden schrittweise angepasst. Der ARD-Vorsitzende Tom Buhrow spricht von einem Quantensprung, gerade im Hinblick auf die globale Konkurrenz. SWR-Intendant Prof. Kai Gniffke ergänzt, dass es ein wertegetriebenes Angebot im Marktbrauche, das möglicherweise auch eine führende Rolle übernehmen könne. Die Mediathek werde zukünftig mindestens ein genauso wichtiger Ausspielweg wie das lineare Fernsehen. Eine weitergehende Fusion von ARD und ZDF, wie zuletzt von unterschiedlichen Interessensgruppen gefordert, sei dagegen nicht geplant. Beide Anstalten behalten ihre Identität, betont ZDF-Intendant Dr. Thomas Bellut. Ziel ist darüber hinaus ein übergreifendes Personalisierungs- und Empfehlungssystem, bei dem Nutzern Inhalte aus beiden Mediatheken passend zu ihren Interessen angeboten werden sollen. Um die Personalisierungsfunktion zu nutzen, reicht es, sich für eines der Angebote zu registrieren. Beide Sender legen Wert auf einen besonders verantwortungsvollen Umgang mit den Nutzerdatenund auch im Bereich des Datenschutzes werden sich beide Mediatheken enger verzahnen. Doch auch wer sich nicht als User registriert, kann sich gemischte Playlisten aus beiden Angeboten zusammenstellen. Für den Aufbau des Streaming-Netzwerks gehen ARD und ZDF eine umfangreiche technologische Partnerschaft ein. Die engere technische Zusammenarbeit wird durch den gemeinsamen Standort beider Mediatheken in Mainz begünstigt. Für die kommenden Jahre ist geplant, das Streaming-Netzwerk schrittweise aufzubauen. Weiteren öffentlich-rechtlichen Angeboten wie arte, Phoenix oder auch Deutschlandradio wird die Möglichkeit gegeben, sich zu beteiligen. Wer sich von der intensiveren Zusammenarbeit zwischen ARD und ZDF nun allerdings auch den Ausbau der Verfügbarkeit von Archivschätzen erhofft, wird zunächst enttäuscht. Auf Nachfrage von TV Wunschliste teilte SWR-Intendant Prof. Kai Gniffke, der federführend an der Einführung der Marke ARD Retro beteiligt war, mit: Wir sind jetzt im Jahr 1966 - alles, was danach kommt, ist rechtlich schwierig.Die Bereitstellung eines vergleichbaren Angebots seitens des ZDF ist derzeit ebenfalls nicht geplant. Dr. Thomas Bellut sagte, dass dies nicht der Kern der Anstrengungen sei. Vorrangig wolle man sich auf hochqualitative Inhaltekonzentrieren, um mit der internationalen Konkurrenz mithalten zu können. Das Potenzial eines attraktiven Retro-Bereichs mit den TV-Highlights aus vergangenen Jahrzehnten scheinen beide Öffentlich-Rechtlichen nicht so recht zu erkennen - sind es doch beispielsweise auch bei internationalen Streamingdiensten Klassiker wie "Friends", die für enorme Abrufzahlen sorgen. Einen konkret anvisierten Starttermin für das gemeinsame Streaming-Netzwerk nannten die Verantwortlichen nicht. Fest stehe hingegen, dass das Angebot in jedem Fall ohne Bezahlschranken auskommen wird. 21.06.2021 - Glenn Riedmeier/TV Wunschliste Bild: ZDF/Ralph Orlowski [www.wunschliste.de]
In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.
|