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(Update) "Gewissenlose Quotenjagd auf dem Rücken missbrauchter Kinder": Schwere Vorwürfe von Ikke Hüftgold gegen Sat.1 und Imago TV
geschrieben von: TV Wunschliste, 24.05.21 16:09
Sat.1 kommt einfach nicht aus den Negativschlagzeilen. Nur wenige Wochen nach dem Eklat um "Promis unter Palmen" gerät nun ein anderes Format des Senders ins Fadenkreuz. Matthias Distel, besser bekannt als Partysänger Ikke Hüftgold, erhebt schwere Vorwürfe gegen den Sender und die Produktionsfirma Imago TV. Er wirkte an der Produktion der Sozialdoku "Plötzlich arm, plötzlich reich" mit, brach den Dreh jedoch ab. Er wirft den Verantwortlichen vor, das Kindeswohl von zwei schwer traumatisierten Kindern mit Füßen zu treten.

In dem Format tauschen jeweils eine wohlhabende Familie mit einer vermeintlich armen Familie für eine Woche die Wohnorte. Matthias Distel hat in einem ausführlichen Statement, das er sowohl in Schriftform als auch als Video bei Instagram veröffentlicht hat, unglaubliche Zustände bei der Produktion dargelegt. Er stellt klar, dass alle von ihm erhobenen Vorwürfe durch Zeugen und Dokumente belegbar seien.

An der Sendung wirken häufig Familien mit Kindern mit - so auch in diesem Fall. Alle am Format teilnehmenden Personen seien laut Matthias Distel im Vorfeld gecastet und deren jeweiligen Lebensumstände überprüft worden. Vor den Dreharbeiten wusste er nichts über die Tauschfamilie, außer dass sie arm sei und wohl mehrere Kinder haben soll. Doch schon nach zehn Minuten Aufenthalt in der Wohnung sollen alle Beteiligten beim Anblick der Zustände in Tränen ausgebrochen sein. Aus einem Familienkalender ging hervor, dass sich die zwei jüngsten Kinder sowie die Mutter in psychologischer Behandlung befinden - was die Produktion laut Distels Statement wusste.

Mein Kopf ratterte, mein Herz weinte und Wut stieg in mir auf. Ich stellte Fragen, aber ich bekam anfänglich für mich nur unbefriedigende Antworten der Redakteurin, die zunehmend nervöser wurde, so der Sänger. Sofort kam die Frage bei uns auf, ob man Kinder im Alter von 8 und 10 Jahren, die offensichtlich psychische Probleme haben, rechtlich und moralisch gesehen in ein Fernsehformat ziehen kann, bei dem 8 Tage am Stück bis zu 10 Stunden gearbeitet werden sollte.

Obwohl er sich zunehmend unwohl fühlte, machte Matthias Distel zunächst bei den Dreharbeiten mit. Er gab jedoch an den zwei Drehtagen sehr negative Statements vor der Kamera ab. Daraufhin soll er mit Nachdruck darum gebeten worden sein, seine Stimmung doch bitte ins Positive zu drehen, damit die Geschichte in ein 'Happyend' gedreht werden könne. Zudem sei ihm suggeriert worden, dass die Kinder, die sich zur gleichen Zeit in Distels Wohnung befanden, sehr wohl fühlen würden und die sehr herzlich wirkenden Eltern eine tolle Zeit dort hätten.

Er soll auf ein am Nachmittag anstehendes Gespräch mit der besten Freundin der Mutter warten. Eigentlich sollte Matthias Distel für eine stattliche Gage insgesamt neun Drehtage an dem Format mitwirken, doch er brach die Produktion umgehend ab, nachdem er von ebenjener Freundin erfuhr, dass die Kinder in der Vergangenheit durch ihren eigentlichen Vater schwerste Kindesmisshandlungen erlitten haben sollen. Daraufhin zitierte er die anwesende Redakteurin umgehend ins Nachbarzimmer und fragte sie, ob Sat.1, Imago TV und das komplette Team noch alle Tassen im Schrank haben. Ausnahmslos alle beteiligten Redakteure, sowie der Aufnahmeleiter und die Geschäftsführerin von Imago TV wussten, dass die schwer traumatisierten Kindern in psychologischer Behandlung sind. Hinweise und Screenshots, die dies belegen, befinden sich laut Aussage von Matthias Distel in seinem Besitz. Inwiefern der auftraggebende Sat.1 über diese Vorgehensweise Bescheid wusste, ist nicht klar.

Doch damit nicht genug: Der Aufnahmeleiter beichtete schließlich, was während der vergangenen Tage mit der Tauschfamilie in Distels Wohnung passierte. Demnach schlug einer der Jungen mehrfach seinen Kopf an die Wand, um sich selbst zu verletzen, und kotete sich ein. Ein anderes Kind soll auf dem Balkon im vierten Stock gestanden und geschrien haben, dass er sich jetzt umbringen würde. Die jüngsten Geschwister schlugen sich darüber hinaus mehrfach. All das sei direkt der Chefetage übermittelt worden sein und jeder einzelne Vorfall hätte laut Distel zum sofortigen Abbruch der Dreharbeiten führen müssen. Doch stattdessen sei appelliert worden, die Produktion nicht zu gefährden und den Dreh fortzuführen. Am Set sei der Begriff "Freiläufer" gefallen, der zum Einsatz kommt, wenn Risiken bewusst ignoriert werden, in der Hoffnung, dass alles gut geht.

Ethik, Moral, Anstand und das Kindeswohl wurden dabei vollkommen und in meinen Augen vorsätzlich ignoriert, so Distel, der daraufhin von der Produktion forderte, den ältesten Sohn, der dem Experiment fernblieb, in die Wohnung bringen zu lassen. Distel befragte ihn ohne laufende Kameras nach dem seelischen und körperlichen Zustand der beiden jüngsten Kinder - und erhielt die Bestätigung und noch schlimmere Ausführungen. In Absprache mit Imago TV fuhr Matthias Distel dann am nächsten Morgen zu seiner Wohnung, um die Familie persönlich kennenzulernen und erklärte ihnen, weshalb er das Projekt beendet habe. Er ließ sie noch eine weitere Nacht in seiner Wohnung übernachten, bevor sie am nächsten Tag abreiste.

Matthias Distel habe vier Nächte mit sich gerungen, ob er das Thema in die Öffentlichkeit bringen soll, sich aber letztendlich dafür entschieden. Denn es geht hier um Kinder! Schwer traumatisierte Kinder, die in meinen Augen aufgrund von möglichst hohen Quoten und einer menschenverachtenden Herangehensweise die Sensationsgier der breiten Masse befriedigen sollte. Den Mitarbeitern vor Ort sei bereits während der Dreharbeiten Illoyalität gegenüber ihrem Arbeitgeber vorgeworfen worden, weil sie Distel Informationen geliefert haben. Vor diesen Mitarbeitern ziehe ich den Hut. Sie haben trotz finanzieller Abhängigkeit zu ImagoTV und Sat1 Entscheidungen im Sinne des Kindeswohls getroffen. Sollten diese Mitarbeiter im Anschluss an diese Veröffentlichung arbeitsrechtliche Konsequenzen tragen müssen, dann wäre dies ein weiterer Skandal!, so Distel.

Er habe zunächst an die Verantwortlichen geschrieben, dass er im Sinne aller Beteiligten kein Interesse an einer öffentlichen Diskussion habe. Diese Entscheidung habe er allerdings revidiert, nachdem er bei seinen Recherchen auf einen ähnlichen Verstoß der Firma im Jahr 2011 gestoßen sei. Daher gehe er davon aus, dass keine Lehren daraus gezogen wurden und dass dieser Fall aufgrund dessen unter den Teppich gekehrt werden könnte. Distel fordert Sat.1 und Imago TV zur lückenlosen Aufklärung der Geschehnisse auf und bittet das zuständige Sozialamt und Jugendamt, der Familie und insbesondere den Kindern alle Hilfestellungen zu bieten, die helfen, das seelische Leid zu mindern. Er selbst werde den Kontakt zur Familie intensivieren und versuchen, ein Stück dazu beizutragen, dass neue Perspektiven entstehen.

Matthias Distel sei nach genauer anwaltlicher Prüfung bereit, Strafanzeige gegen Sat.1 und die Imago TV GmbH zu stellen. Ihn selbst erwarte durch die Veröffentlichung dieser Informationen ein Strafverfahren. Ich verstoße hiermit gegen eine Vertragsklausel, die mich unter Androhung einer Geldstrafe zum Schweigen zwingt. Diese Klauseln sind bei Produktionsverträgen üblich, damit unter anderem so etwas wie heute nicht an die Öffentlichkeit gelangt. Ich nehme hiermit alle persönlichen Konsequenzen und Nachteile in Kauf. Nachdem er in den vergangenen Tagen mit vielen Fernsehmenschen gesprochen habe und unbequeme Fragen gestellt habe, wisse er jetzt ganz sicher, dass es Promis gibt, die Ähnliches erlebt haben und dass da draußen viele 'Geheimnisträger', die beim Fernsehen arbeiten, ein schlechtes Gewissen bekommen.

Und am Ende einer für mich sehr denkwürdigen Woche bleibt in mir das Gefühl mich mitschuldig gemacht zu haben! Mitschuldig, weil ich selbst Teil dieser perversen, deutschen Medien und Fernsehkultur geworden bin!, schließt Matthias Distel sein Statement.

UPDATE: Sat.1 hat inzwischen bei Instagram ein Statement veröffentlicht, welches wiederum umgehend von Matthias Distel kommentiert wurde:

Instagram/Ikke Hüftgold


Darüber hinaus kündigte er an: Aufgrund erdrückenden weiteren Erkenntnissen und der Zusendung von Informationen, die bereits vor diesem Format zu Verletzungen des Kindeswohls geführt haben sollen, erstatte ich morgen Anzeige gegen Sat1 und die Imago TV GmbH!

Gegenüber DWDL hat Andrea Schönhuber, Geschäftsführerin der Produktionsfirma Imago TV, teilweise den Aussagen von Matthias Distel widersprochen. Herr Distel bezieht sich hier auf Aussagen unseres Aufnahmeleiters vor Ort, der diese Aussagen bestreitet. Schönhuber stehe hinter ihrem Team, das jetzt aufklären wolle, wie es zu so einer Situation kommen konnte. Vor der Produktion seien wie üblich lange Gespräche mit allen Beteiligten geführt, Videoaufnahmen und Selbsteinkünfte eingeholt worden. Dadurch wolle man ausschließen, dass Menschen ins Fernsehen gebracht werden, die sich in so schwierigen Lebenssituationen befinden, die der Öffentlichkeit nicht unterbreitet werden sollen. Man habe nicht das Ziel, Menschen bloßzustellen. Zudem seien die Missbrauchs-Vorwürfe dem Sender erst während des Drehs unter anderem durch die Aussagen der Freundin der Mutter bekannt geworden. Sie selbst habe von den Zuständen vor Ort nichts gewusst: Das ist schlicht falsch. Das Produktionsteam sei genauso schockiert gewesen, so dass man vergangenen Mittwoch gemeinschaftlich entschieden habe, die Dreharbeiten abzubrechen, meint Schönhuber.

Sie räumt ein: Wir waren zu leichtgläubig, denn der Redaktion sei klar gewesen, dass Mutter und Kinder eine schwierige Trennungsgeschichte mit Gewalterfahrungen vom leiblichen Vater hinter sich hatten. Nicht umsonst war der Mutter das alleinige Sorgerecht zuerkannt worden, dieser Beschluss vom Amtsgericht hatte sich die Redaktion vorlegen lassen. Schönhuber distanziert sich von den Vorwürfen von Matthias Distel und betrachtet es als Einzelfall: Trotz der Einhaltung unserer Sorgfaltspflicht scheint es in diesem besonderen Fall zu einer Ausnahmesituation gekommen zu sein. Es gehe Imago TV in keiner Weise darum, Familien in Notsituationen auf der Jagd nach 'Quoten und Kapital' auszunutzen, so Schönhuber gegenüber DWDL, die selbst Mutter von drei Kindern im Alter zwischen 17 und 22 Jahren ist und daher um den Schutzbedarf von Kindern und Jugendlichen wisse. Imago TV ist sich stets seiner Verantwortung gegenüber sämtlicher Protagonisten, dies gilt insbesondere für Kinder und Jugendliche, bewusst und nimmt diese mit höchster Sorgfaltspflicht an.

Komplettes Statement von Matthias Distel:



24.05.2021 - Glenn Riedmeier/TV Wunschliste
Bild: Instagram/Ikke Hüfthold


[www.wunschliste.de]

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TVMaster74 25.05.21 13:23 303 


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