|
Günther Jauch rechnet mit den Öffentlich-Rechtlichen ab
Moderator Günther Jauch ist zwar nicht dafür bekannt, regelmäßig gegen ehemalige Arbeitgeber nachzutreten, hält mit seiner Meinung aber auch nicht hinter dem Berg. In einem Gespräch mit der Reporterfabrik blickte der 62-Jährige unter anderem auch auf seine Zeit als Talkmaster im Ersten zurück - und tätigte bemerkenswerte Aussagen, die seinen damaligen Abschied von den Öffentlich-Rechtlichen durchaus in einem anderen Licht erscheinen lassen. Fehlende Unabhängigkeit sei beispielsweise einer der Gründe gewesen. Das Interview gestaltete sich zunächst noch unspektakulär: Jauch erinnerte sich an seine allererste Fernsehsendung und gab angehenden Journalisten Tipps für eine Karriere on und off air. Als Moderatorin Maja Weber jedoch wissen wollte, was er an den Öffentlich-Rechtlichen sowohl schätze als auch kritisiere, wurde Jauch sehr deutlich. "Die Öffentlich-Rechtlichen sind oft in sich selbst gefangen, sie schauen zuweilen ängstlich nach links und rechts. Sie haben Rundfunkräte, Verwaltungsräte, politische Parteien, manchmal eine Schere, die sie sich selbst im Kopf zusammengebastelt haben. Sie haben - wie überall sonst auch - Karrieristen, die zusehen, wie sie sich verhalten, damit sie in zwei Jahren diesen oder jenen Job bekommen." Auch zum Ende seiner damaligen ARD-Talkshow "Günther Jauch" (2011-2015) äußerte er sich sehr konkret: "In meinem speziellen Fall war es einfach so: Gerade wenn ich journalistisch tätig bin, bin ich sehr gerne unabhängig - und mit der Unabhängigkeit war es irgendwann schwierig. Ganz direkt gesagt: Es haben am Ende zu viele da reingeredet." Dennoch ist es nicht das erste Mal, dass Jauch seinen ehemaligen Arbeitgeber kritisiert. Schon 2017 bemängelte er in einem Interview mit der Hörzu die damalige Einmischung in Themenwahl und personelle Besetzung der Sendung, sprach von einer "fürsorglichen Belagerung", die irgendwann nicht mehr seinem Verständnis von journalistischer Unabhängigkeit entsprochen und eine Vertragsverlängerung unmöglich gemacht habe. Unvergessen auch sein Zitat aus einem Spiegel-Interview 2007, als er kurz zuvor ein erstes Talkshow-Angebot abgelehnt hatte, "Sabine Christiansen" am Sonntagabend zu beerben. Damals bezeichnete er die Rundfunkräte als "drittklassige Bedenkenträger" und "Gremien voller Gremlins". Trotz der harten Kritik definierte Jauch im Gespräch mit der Reporterfabrik auch die positiven Seiten der Öffentlich-Rechtlichen - zumindest in der Theorie. Aufgrund der regelmäßig fließenden Rundfunkgebühren könnten sie es sich eigentlich leisten, unabhängig zu sein, sich auf Experimente einlassen und stünden nicht unter dem Druck, Geld verdienen zu müssen. "Also im Grunde beste Voraussetzungen, um laut Staatsvertrag Bildung, Unterrichtung und Unterhaltung nachzukommen." Das System der Privatsender hingegen sei schneller, reagiere unmittelbarer auf gesellschaftlich relevante Ereignisse und sei auch ein wenig ordinärer - "so sind wir Menschen in irgendeiner Ecke unseres Herzens oder Körpers ja auch". In dieser Hinsicht machten sie laut Jauch einen frischeren Eindruck, da auch Entscheidungen wesentlich schneller gefällt würden. Für ihn, der in seiner langen Karriere sowohl im Privatfernsehen als auch im öffentlich-rechtlichen Rundfunk zahlreiche Formate moderiert hat, sei es immer ein Traum gewesen, das "Beste aus beiden Welten" in seinen Sendungen zu vereinen. Dies habe er sicherlich manchmal geschafft, aber: "Das eine oder das andere System zu zwingen, sich so zu verändern, dass das Beste aus der anderen Welt auch mit reingenommen werden kann, das ist mir am Ende nicht gelungen. Da bin ich auch gegen Wände gelaufen." Das komplette Interview von Günther Jauch mit der "Reporterfabrik": 14.02.2019 - Dennis Braun/TV Wunschliste Bild: ARD/Marco Grob [www.wunschliste.de] In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.
|