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Re: Twitter-Shitstorm für zwei Monate alte Sendung, WDR entschuldigt sich
WF203 schrieb:
------------------------------------------------------- > > Ich hab nie einen Shitstorm eingefordert, nur > finde ich die in diesem Shitstorm (was übrigens > auch nur die neue Version von "Wir haben wütende > Leserbriefe bekommen" ist) vertretende Meinung > eben richtig. Ok... Mea Culpa... Tut mir leid, wenn ich den Satz "Und besser ein später Shitstorm als keiner." vielleicht ein bisschen überinterpretiert habe. Ich denke dennoch, dass durch die virale Verbreitung egal ob auf Twitter, Facebook, in Telegram-Gruppen oder dem eher unpolitischen Instagram (da gibts wahrscheinlich eher candystorms) deutlich mehr Empörungspotential mit sich bringt als die klassischen Leserbriefe. Leserbriefe sind halt nicht öffentlich. Und werden wenn dann meist nur auszugsweise ins Lächerliche gezogen, wenn besagter Gottschalk in der Folgesendung wieder mal "vorliest" wie geschmacklos Herr Hubert aus 5280 Oberdinkelwipperfürth 16 (jaaaaaha, so alt bin ich schon) mal wieder Thommys Outfit unmöglich fand. Auch das hat positive wie negative Seiten. Einerseits würde solche berechtigte Kritik wie jetzt wahrscheinlich weniger mediale Aufmerksamkeit finden, weil die Redaktionen oder Sender diese damals in der Breite nicht veröffentlichten. Andererseits meint jeder Hinz und Kunz in der vermeintlichen Anonymität des Internets ebenfalls besagte Frau Kunze direkt sexistisch beleidigen zu können. Was dann wieder tausendfach gelesen und ggf. kommentiert wird. Damit verengt sich die (verbale) Gewaltspirale nur zunehmender und wird immer länger. Die unsozialen Netzwerke haben eine Eigendynamik angenommen, die wir nicht mehr kontrollieren können. Wir haben bei den Sturmläufen auf das Kapitol in Washington und das Reichstagsgebäude in Berlin gesehen, was passiert wenn der tobende Mob die Oberhand gewinnt. Dort waren es "nur" einige Hunderte. Im Internet sind es Tausende... Natürlich wird dort keine psychische Gewalt ausgeübt. Ich will gar nicht abschweifen über die Folgen von Cybermobbing oder zumindest fehlender 'Netiquette'. Aber es gibt genug Beispiele von Amokläufen oder Versammlungen die es ohne gezielte Vorbereitung durch die unsozialen Netzwerke nicht gegeben hätte. Und da zähle ich nicht nur die geschlossenen oder privaten Gruppen wie bei Facebook oder Telegram zu, die sich tatsächlich mit der reinen Versammlungsorganisation befassen. Da zählen auch solche gewaltverherrlichenden Meinungen öffentlich auf Facebook oder Twitter zu. Veranstaltungen aus dem Pegida-Umfeld oder den Querdenkern hätten nie solch nationalen "Erfolg" vor Ort bei den Präsenzveranstaltungen wenn sie nicht die digitale Reichweite hätten. Und da liegt genau mein Problem. Einige wenige [in einigen Fallen leider] sehr talentierte Meinungsmacher mit besagter Reichweite gewinnen ohne großen Aufwand viel zu viel Aufmerksamkeit und Einfluss mit der sie verantwortlungslos (aus demokratischer Sicht) umgehen. Sie nutzen den Populismusfaktor zu ihren Gunsten. Und so werden aus wenigen Idioten eben mal kurz "Wir sind das Volk". Nein, seid ihr nicht... Ihr seid leider nur lauter. Und da liegt genau mein Problem. Wenn die laute Minderheit mehr erreicht als die stille Mehrheit, dann verliert die Demokratie. Grüße an dieser Stelle an die Brexit-Opfer aus Großbritannien. Aber das ist ein anderes Thema. Ich will nicht negieren, dass die gleichen kritisierten sozialen Medien eine gute Sache sind in Ländern in denen es wirklich keine Meinungsfreiheit gibt. In vielen Ländern sind diese Netzwerke die einzige weitreichende Möglichkeit zu kommunizieren um sich gegen Diktaturen o. Ä. aufzulehnen. Leider schaltet dann dieser Verbrecherstaat mal eben Twitter aus für sein Onlineareal. Das ist leider echte mangelnde Meinungsfreiheit. Erzähl solchen Leuten mal, dass wir hier ernsthaft über Namen für Fertigsaucen diskutieren. In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.
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