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"Die letzte Instanz": Hallaschka und WDR bedauern misslungenen Rassismus-Talk
geschrieben von: TV Wunschliste, 01.02.21 17:40
Am gestrigen Sonntag sorgte die WDR-Sendung "Die letzte Instanz" für eine hitzige Debatte in den sozialen Netzwerken. In einer am späten Freitagabend wiederholten Ausgabe des Formats diskutierten Moderator Steffen Hallaschka und seine Gäste Thomas Gottschalk, Janine Kunze, Jürgen Milski sowie Micky Beisenherz unter anderem darüber, ob man heute noch Begriffe wie "Zigeunersoße" oder "Mohrenkopf" verwenden sollte oder eben nicht.

Für große Empörung sorgte im Internet daraufhin vor allem die Tatsache, dass ausschließlich weiße Deutsche an der Diskussion teilnahmen - also Nicht-Betroffene, die allesamt keine persönliche Erfahrung mit rassistischer Diskriminierung haben (TV Wunschliste berichtete). Darüber hinaus waren sich letztendlich alle Diskutanten darüber einig, dass die Aufregung der Sinti und Roma übertrieben sei. Diese einseitige Diskussion löste vor allem bei Twitter einen Shitstorm aus. Zahlreiche User äußerten mit deutlichen Worten ihr Unverständnis darüber, wie so eine Sendung im Jahr 2021, in der nur über, aber nicht mit den Betroffenen selbst geredet wird, überhaupt produziert und ausgestrahlt werden konnte.

Mittlerweile hat sich nach Janine Kunze und Micky Beisenherz nun auch Moderator Steffen Hallaschka zu Wort gemeldet und Fehler eingestanden. In einem Statement auf Facebook schreibt er: Ich muss schmerzlich erkennen, wie viele Menschen unseren Talk 'Die letzte Instanz' als massiv verletzend und rassistisch diskriminierend erlebt haben. Das bestürzt mich, weil ich Rassismus abgrundtief verachte. Mit einer Debatte über rassistischen Sprachgebrauch nun im Zentrum von Rassismusvorwürfen zu stehen, trifft mich hart. Diejenigen, die die Sendung als verletzend empfunden haben, möchte ich aufrichtig um Entschuldigung bitten.

Die bittere Lektion sei: Wir stehen gesellschaftlich offenbar noch nicht da, wo wir uns im Jahr nach 'Black Lives Matter' gewähnt hatten. Allerdings habe er bei keinem seiner Talkgäste eine offen beleidigende Absicht [...] erkennen können. Er sei bereit, in einen konstruktiven Austausch über Alltagsrassismus und die Rolle der Medien zu gehen, kritisiert aber auch das menschenverachtende Niveau, das in der Debatte der vergangenen Tage an vielen Stellen aufgeflammt ist. Wenn meine Gäste als 'Schrottmenschen' verunglimpft oder sexistisch beleidigt werden, untergräbt das leider jedes berechtigte Anliegen. In diesem Tonfall können wir nicht über Diskriminierung reden.

Auch auf den Vorwurf, wie man überhaupt auf die Idee kommen konnte, mit einer ausschließlich weißen, 'biodeutschen' Gästerunde über Alltagsrassismus zu sprechen geht Hallaschka ein und erläutert das Konzept des Formats. 'Die letzte Instanz' ist nicht als klassischer Polit-Talk angelegt. Bei uns kommen Prominente zusammen, die bereit sind, auf Basis ihrer persönlichen Erfahrungen zu debattieren. Wie eine Runde von Freunden, die sich in einer Kneipe trifft. Da steht Tiefsinniges neben Unsinnigem, alles ohne vorherige Absprachen. Das soll den Zuschauer auf unterhaltsame Weise zum Nachdenken über die Themen anregen. Oft entstehen erhellende und wahrhaftige Momente. Beim Talk zur 'Zigeunersauce' allerdings ging das gehörig schief. Manche Themen verlangen eine sensiblere Gästeauswahl.
WDR-Unterhaltungschefin Karin Kuhn WDR/Dirk Borm


Auch WDR-Unterhaltungschefin Karin Kuhn hat sich selbstkritisch jetzt geäußert und stellt klar: Diese Folge von 'Die letzte Instanz' ist misslungen. Das hätten wir anders und besser machen können und müssen. Sie erachtet die Kritik als absolut berechtigt und möchte sich dafür entschuldigen, dass wir diese ernsten Themen in einer so unpassenden Gästezusammenstellung produziert und ausgestrahlt haben.

Das größte Versäumnis sei gewesen, dass Zusammensetzung der Gäste und die diskutierten Themen nicht zusammenpassten. Natürlich können wir diese Gäste einladen, dann müssen wir aber über andere Fragen diskutieren. Oder anders herum: Wenn man so ein Thema diskutiert, dann müssen wir auch mit den Menschen sprechen, die es direkt betrifft bzw. um die es dort geht. Die Auseinandersetzung mit der Problematik sei dringend notwendig. Ich fände es wichtig, wenn wir dabei fair miteinander umgehen.

Grundsätzlich könne man auch durchaus in Unterhaltungssendungen sehr ernste Themen besprechen - in einer anderen Folge von "Die letzte Instanz" sei etwa über Sterbehilfe diskutiert worden. Als weiteres positives Beispiel führt Kuhn den Rassismus-Brennpunkt im "Ersten weißen deutschen Fernsehen" innerhalb der "Carolin Kebekus Show" an. Darüber hinaus habe sich der WDR in den vergangenen Jahrzehnten sehr stark gemacht für die Themen Integration und Diversity - so stark wie kaum ein anderer Sender - mit der ersten Integrationsbeauftragten, Formaten wie "RebellComedy" und Programmen wie "WDR grenzenlos", die gezielt Mitarbeiter*innen mit Migrationsbiographie in den WDR holen.

Auch die Tatsache, dass man erst durch die zurecht große Empörung auf die fehlende Sensibilität aufmerksam wurde, die offenbar zuvor auch zwei Monate nach der Erstausstrahlung niemandem aufgefallen ist, bezeichnet Kuhn als Fehler. Warum man erst von außen bei dieser Folge darauf gestoßen werden muss, besprechen wir gerade mit allen Beteiligten. Dabei geht es auch um die Frage: Was lernen wir daraus und machen wir in Zukunft besser? Das Video zur Sendung werde dennoch bewusst nicht aus der Mediathek entfernt. Löschen heißt nicht, dass man ein Problem gelöst hat. Die Sendung ist missglückt und sie wird scharf kritisiert und diskutiert. Schon alleine aus Transparenzgründen sollte die Sendung deshalb in der Mediathek bleiben. Wir haben die Sendung in der Mediathek mit einem Text versehen, der sie einordnet und der deutlich macht, dass wir sie für verfehlt halten und das auch unumwunden einräumen.

01.02.2021 - Glenn Riedmeier/TV Wunschliste
Bild: WDR/Max Kohr


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