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Re: "Traumschiff", ZDF 01.01.21
Generell kann man sagen dass die Drehtage immer länger, deren Anzahl immer geringer und die Schauspielerhonorare immer mickriger werden.
Das hängt mit der Aufteilung der öffentlich-rechtlichen Sendebudgets zusammen, weil nicht nur viele Digitalableger mit zugekauftem oder selbstproduzierten Exklusivmaterial bestückt werden sondern vor allem die Tagesschiene, die früher überwiegend aus Wiederholungen bestand, mit Shows, Telenovelas und Servicemagazinen zugepflastert wird um die Privaten tagsüber quotenmäßig auszustechen. Außerdem müssen ARD und ZDF ihren Informationsauftrag vollumfänglich erfüllen, ohne Abstriche wegen der hohen Extrakosten machen zu dürfen. Für die Primetime bleibt dann nicht mehr viel übrig. Da darf es einen nicht wundern dass die Krimis immer armseliger und stromlinienförmiger werden, klassische Vorabendserien nicht mehr finanzierbar sind, selbstangepriesene "Fernsehevents" wegen zu hoher Ausstattungskosten zur Hälfte im Computer animiert werden und Schauspieler mehr und mehr Lohnarbeitern weichen, die für ein paar Kröten und ohne Altersabsicherung im Akkord schuften. Abendshows bestehen fast nur noch aus Quizfragen (Pilawa, Kerner) oder Platten-PR (Silbereisen), Auftritte internationaler Stars oder teure Showeinlagen gehören längst der Vergangenheit an. Der Produktionsaufwand sinkt auf ein nicht zu unterbietendes Minimum und die Etats werden aufgrund rigidesten Controllings immer radikaler zusammengestrichen. Wegen der mauen Massenware sinkt auch die Reichweite der Öffentlich-Rechtlichen von Jahr zu Jahr, was zu einer starken Zunahme der Quotenhysterie und einer krampfhaften Fixierung auf junge Zuschauer im Unterhaltungssektor führt, um angesichts der neuen Konkurrenzsituation im Internet vermehrt Mediathekenzugriffe zu generieren. Die Werbeeinnahmen von ARD und ZDF sind seit den 90ern geradezu erodiert und bessern heute nur noch die Portokasse auf. Wenn man anhand von DVDs ältere Fernsehproduktionen mit der Ware von heute vergleicht wird man feststellen, dass nicht nur die Bücher besser waren, sondern vor allem mit sehr viel Sorgfalt und Hingabe gearbeitet wurde, reichlich Produktionszeit zur Verfügung stand und das Auge des Zuschauers mit teuren Kulissen und attraktiven Locations verwöhnt wurde. Noch in der Schächter-Ära, die eigentlich eine Fortschreibung der Stolte-Intendanz war, legte man großen Wert auf Qualität in allen Unterhaltungsgenres. Tempi passati. Wenn beim "Jahresausnahmeereignis" Traumschiff schon die hohen Fixkosten nicht gesenkt werden können, müssen die Ausgaben eben mit schlechten Vertragskonditionen für Autoren und Darsteller geschmälert werden. So läuft das heute überall. In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.
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