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Re: Bye Bye "Lindenstraße" - Ein Stück deutscher Fernsehgeschichte endet
Thinkerbelle schrieb:
------------------------------------------------------- > Beispiel Tischlein Klick dich: Ich hab da mal ne > Recherche gemacht und festgestellt, dass es so > ähnliche Konzepte bereits gibt und die teilweise > einige Dutzend Angestellte haben. Aber die > Zuschauer jammerten, wie das doch an den Haaren > herbeigezogen wäre und nie im Leben 3 Leute > unterhalten könnte... Ich finde, die Autoren > haben hier ganze Arbeit geleistet, eine Idee zu > finden, die relativ unbekannt ist aber trotzdem > tragbar. Ich kann mir schon vorstellen, dass es realistisch ist. Aber ich fand das Geschäftsmodell nicht sonderlich interessant und die Umsetzung einfach strunzlangweilig. Die Programmierung einer App ist halt auch nicht besonders sexy, und wenn die Tischlein-Mitglieder tatäschlich mal beim Essen gezeigt wurden, wirkte das sehr krampfig. Wenn man sich einen Handlungsstrang zum Thema "Start-up" ausdenkt, sollte man auch überlegen, ob das Ganze für die Zuschauer attraktiv genug ist. Was die Transsexualität angeht: Das war eigentlich ein sehr naheliegendes Thema für die Lindenstraße, das auch viel hergegeben hätte. Aber da war mein Problem, dass ich Martin Walde als schlechten Schauspieler wahrgenommen habe, dem ich die Weiblichkeit und die inneren Kämpfe nie abgenommen habe. Die Rolle von Marek/Sunny ist insgesamt auch ein gutes Beispiel für die Überfrachtung in der Endphase der Lindenstraße: eine Figur, die im Hauruckverfahren eingeführt wurde und dann innerhalb kürzester Zeit die Themen Transsexualität, Start-up und Craft-Beer transportieren sollte und nebenbei noch Konflikte mit Ehefrau und Sohn auszutragen hatte. Das war mir einfach ein bisschen viel. Noch extremer war es bei Roland und Konstantin, die auf völlig unglaubwürdige Art von heute auf morgen als Verwandte von Gabi präsentiert wurden (wobei ich das Thema Hebephilie tatsächlich gut umgesetzt fand). Vielleicht ist das ein Wahrnehmungsproblem von mir, aber ich glaube, die Lindenstraße hat im Laufe der Zeit einfach ihre Funktion verloren, aktuelle Themen an breite Zuschauerschichten heranzutragen. In den 80ern und 90ern, als man sich größtenteils per Tagesschau, Spiegel und Bildzeitung informiert hat, war es leicht, Dinge zu finden, die für die Leute wirklich neu und/oder aufregend waren. Heute wird man in allen erdenklichen elektronischen Medien mit Informationen, Trends und Hypes überflutet. Und wenn die Lindenstraße auf die Idee kam, ein "neues" Thema einzubauen, war es für mich eigentllich schon wieder ausgelutscht. Die Macher sind vielen Trends hinterhergehechelt, ohne dabei wirklich originell zu sein. Das wirkte immer alles sehr gewollt, bis hin zu albernen Namen wie Findhund, Spacehorst und Shnax. Bei vielen Unter-50-Jährigen hat das sicher zu häufigem Augenrollen geführt, während die Ü60-Fraktion wahrscheinlich einfach den Anschluss verloren hat. Am Ende blieben dann nur noch die Hardcore-Fans übrig - und das zum Teil auch nur noch aus Nostalgie und Gewohnheit. In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.
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