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"Batwoman": "Briefe an Bruce" statt fesselndes Gotham-Flair
geschrieben von: TV Wunschliste, 22.10.19 18:38
Das sogenannte review bombing wird immer mehr zur Geißel des zeitgenössischen Film- und Serienwesens. Hinter diesem Begriff versteckt sich das massenhafte Downvoting eines bestimmten Films oder einer Serie aus vorwiegend ideologischen Gründen, und zwar nicht durch professionelle Rezensenten, sondern durch ein anonymes Publikum an den Like-&-Dislikehebeln des Netzes. "Batwoman" ist das jüngste Opfer dieser blamablen Kulturtechnik. In den letzten Jahren war review bombing immer dann zu beobachten, wenn Filme/Serien vor allem aus dem Bereich Comic/Fantasy/Science-Fiction besonders weiblich, besonders queer und/oder besonders divers besetzt wurden: die weiblich gecastete Version von "Ghostbusters" zum Beispiel, oder das mit der prononcierten Anti-Trump-Aktivistin Brie Larson besetzte Marvel-Abenteuer "Captain Marvel" wurden auf einschlägigen Bewertungsseiten wie der Internet Movie Data Base (imdb) oder Rotten Tomatoes innerhalb weniger Stunden nach Start (oder sogar schon lange davor) mit so vielen Negativbewertungen beworfen, dass klar war, dass die hasserfüllten Bewerter die Filme noch gar nicht gesehen haben konnten.

"Batwoman" schlug dieser Gegenwind gleich aus zwei Seiten entgegen, seit im August 2018 bekannt wurde, dass das australische Model Ruby Rose (als Darstellerin kleinerer Parts etwa aus "Orange is the New Black" und den "John Wick"-Filmen bekannt) die Titelfigur spielen würde. Denn zur Geschichte zeitgenössischer Online-Empörungsdynamiken gehört eben auch die identitätspolitische Gegenseite: Weil Batwoman in den DC-Comics als lesbische Jüdin etabliert wurde, wurde Ruby Rose als Fehlbesetzung attackiert: Die queere Ikone sei nicht jüdisch und definiere sich als "genderfluid" und nicht als lesbisch. Die Vorstellung, dass Schauspiel eigentlich ein "So-tun-als-ob" meint und kein "So-sein", ist in dieser Sichtweise offenbar verschütt gegangen. Von der anderen Seite, den herumtrollenden, meist männlichen Nerds kam es genauso knüppeldick: Eine Comicserie mit einer kurzhaarigen Lesbe und lauter afroamerikanischen oder asiatischstämmigen Darstellerinnen wollten sie sowieso nicht sehen, dieses Bild vermittelt das Zuschauerfeedback auf Rotten Tomatoes und Co. Wer etwa die absurd niedrige imdb-Wertung der Serie (Stand 21. Oktober 2019: 3,1 von 10) analysiert, sieht sofort, dass ganze 54 Prozent der Bewerter die allerschlechteste Note (1 von 10) verteilt haben - nach nur drei gesendeten Folgen. Dabei haben fast sieben Mal mehr Männer als Frauen abgestimmt, die Altersgruppe 30 bis 44 bewertete besonders aggressiv nach unten. Die sexistischen und rassistischen Kommentare, die viele dieser "Bewerter" hinterlassen, sprechen Bände. In den letzten Wochen ist "Batwoman" damit traurigerweise zu einem neuen Negativbeispiel für review bombing avanciert.

Vor diesen ideologischen Anfechtungen muss man die Serie unbedingt in Schutz nehmen. Leider aber ist sie die ganze Aufregung am Ende kaum wert, denn "Batwoman" ist, gemessen an den ersten Episoden, tatsächlich nicht besonders gut. Das ganze Setting wirkt generischer als in den vier vorangegangenen Serien des "Arrowverse", jenes erfolgreichen Serien-Universums, das Produzent Greg Berlanti seit 2012 auf dem Glitzersender CW um diverse DC-Comicfiguren herum etabliert hat. Regisseur Marcos Siega (Produzent von "The Following") hat in den ersten Episoden zudem Mühe, die Spannung aufrechtzuerhalten, während der Plot zugleich in einem derart halsbrecherischen Tempo durchgezogen wird, dass es schwer ist, irgendeine Art von Beziehung zu den Protagonisten aufzubauen.

Woran es bei der Serie inhaltlich hapert dröselt unsere TV-Kritik zu "Batwoman" auf.

Die Serie "Batwoman" läuft in den USA aktuell bei The CW. Eine deutsche Heimat wurde noch nicht verkündet, über einen Rahmenvertrag mit dem Produktionsstudio Warner dürfte allerdings die ProSiebenSat.1-Gruppe auf das Format Zugriff haben.

Trailer zur Serie "Batwoman"

22.10.2019 - Gian-Philip Andreas/TV Wunschliste
Bild: The CW


[www.wunschliste.de]

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  "Batwoman": "Briefe an Bruce" statt fesselndes Gotham-Flair
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