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"Die Pest": Sehenswerter spanischer History-Thriller für aktive Zuschauer
Sevilla, am Ende des 16. Jahrhunderts. Die andalusische Metropole mit ihrem gut gesicherten Hafen am Guadalquivir, 80 Kilometer landeinwärts gelegen, ist das Zentrum des spanischen Handels mit den amerikanischen Kolonien. Vom "neuen Rom" ist bewundernd die Rede, und davon, dass diese Stadt mit der riesigen Altstadt, der Kathedrale und der maurischen Architektur ein Ort voller Möglichkeiten sei: "Man muss sie nur zu nutzen wissen." Das Mittelalter wirkt freilich noch nach - in der Inquisition, mit der die katholische Kirche das Land im Klammergriff hält, und in den Armenvierteln, in denen es wie eh und je unbarmherzig vor sich hin stinkt, müllt und kränkelt. Innerhalb der Stadtmauern jedoch, in den pompösen Adelspalästen, ist die Frühe Neuzeit, das "goldene" spanische Zeitalter, im Zenit angekommen. Dann bricht die Beulenpest aus: ein Schock für die Kaufleute Sevillas, die eine königlich angeordnete Abriegelung und dadurch den Zugang für die "goldbeladenen" Schiffe aus der Neuen Welt fürchten. Damit nicht genug: Plötzlich tauchen immer mehr grausam zugerichtete, mit Stigmata versehene Leichen auf.
Das ist das Setting, das die spanische Pay-TV-Plattform Movistar+ in ihrem aufwendig produzierten Sechsteiler "Die Pest" ausbreitet, der im Frühjahr zum Sensationserfolg in Spanien wurde. Die Mixtur ist clever: Vor dem Hintergrund des historischen Schauplatzes Sevilla, zwischen Mittelalter und Moderne, wird eine Krimihandlung ausgebreitet. An deren Rändern lassen sich ungeschönte Blicke werfen aufs Leben der Menschen zu dieser Zeit. Ein Tipp: Sky Atlantic zeigt "La Peste" wahlweise synchronisiert und in der Originalfassung. Letztere empfiehlt sich schon deshalb, weil das zu hörende Sprachengewirr (Spanisch, Italienisch, Deutsch) die kosmopolitische Atmosphäre dieser von Christen, Juden, Mauren, Adeligen, florentinischen Händlern, Bauern, Armen, Adeligen bevölkerten Stadt erst richtig zur Geltung bringt. Was den History-Thriller sehenswert macht erklärt unsere TV-Kritik zu "Die Pest" 26.07.2018 - Gian-Philip Andreas/TV Wunschliste Bild: Movistar+ [www.wunschliste.de]
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