Immer wieder kursieren Berichte über rechtsradikale Russlanddeutsche, die zur loyalsten Kernwählergruppe der AfD gehören. In den 80er- und 90er-Jahren gruben viele an sich ethnische Russen eine deutschstämmige Urgroßmutter aus, um nachvollziehbarerweise der spätsowjetischen Mangelwirtschaft und den chaotischen Umbrüchen der kleptokratischen Jelzin-Ära zu entgehen. Helmut Kohl, ein erklärter Sympathisant der volksdeutschen Heimholungsbewegung, spekulierte unverhohlen auf ein Heer stramm konservativer, dankbarer Neuwähler, die seine Macht auf Jahre hinaus absichern sollten.
Noch heute sprechen viele Spätaussiedler nur gebrochen Deutsch, delektieren sich an den Lügenkampagnen des Putin treu ergebenen Oligarchenfernsehens und verhelfen der AfD in vielen Wahlkreisen zu spektakulären Höhenflügen. Als ein des Deutschen kaum mächtiger deutschnationaler Aktivist der AfD ohne Wimpernzucken mit breitem russischem Akzent gegen gefährliche Immigranten polemisierte, deren einziges Bestreben es sei, "das deutsche Volk von innen her zu zerstören", musste ich unfreiwillig lachen. Realsatire vom Feinsten, könnte man das nennen.
Wenn es darum geht Stimmen zu mehren sind die rechten Recken von der AfD nicht zimperlich. Da verbündet man sich schon mal mit dem Kreml und seinem Untertanen Baschar Al-Assad, dessen syrische Landsleute von den doppelzüngigen Spitzenkräften der Partei bei jeder Gelegenheit diffamiert werden, nur um der Aussiedlerbewegung einen Gefallen zu tun oder sich finanzielle und mediale Rückendeckung zu verschaffen.
Gern begeht man auch wohlkalkulierte Tabubrüche, um den schlimmsten Stammtischbrüdern eine politische Heimat zu geben, woraufhin man sich wortreich von diesen unsäglichen Statements distanziert oder indiskutable Aussagen geschickt zu relativieren sucht. Man muss ja wohl noch sagen dürfen was "das Volk" insgeheim denkt und "notwendige Debatten" anstoßen, lauten die Ausflüchte, mit denen man vor allem bei konservativen Wählerschichten die Hemmschwelle zu senken versucht, denn wenn das Eis erst mal gebrochen ist, so meint man, kann man bald ganz ungeniert vom Leder ziehen.
So verändern die Populisten, egal ob von der AfD oder aus der Trump-Bewegung, den öffentlichen Diskurs schleichend in eine gefährliche Richtung. Dagegen gilt es Zeichen zu setzen.