MattDamon schrieb:
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> was soll das jetzt über Formulierungen zu
> diskutieren???
Da geht es nicht um Formulierungen, sondern um das Verständnis, was dahinter steckt. Ein Aber relativiert eine von zwei Aussagen. Ein Und zählt einfach nur auf. Es geht nicht um Semantik, sondern um eine Meinung, die transportiert wird.
In unserem konkreten Beispiel bedeutet es bei dir:
Die Linken zünden Autos an und werfen Steine auf Polizisten, aber die Rechten sind viel schlimmer, weil sie Asylheime anzünden.
Bei mir lautet es:
Die Linken zünden Autos an und werfen Steine auf Polizisten und die Rechten zünden Asylheime an. Jede Gewalt ist zu verurteilen. Ich relativiere nichts oder setze zwei komplett unabhängige Verhältnisse in einen Kontext.
Mittlerweile kann ich auf keine Demos mehr gehen, weil die Gegendemonstranten so viel Krach machen, der nichts bringt, außer automatisch Sympathien für ihre Gegner zu bringen.
Ich war auf einer Wahlkundgebung der CSU, Ergebnis rechtsseitiger Tinnitus, der zum Glück wieder weg ging, weil mir ein JuSo mit seiner Trillerpfeife direkt ins Ohr blies, nur weil ich ihn bat, dass er fünf Minuten still ist, damit ich höre, was der Redner sagt.
Ich war bei einer Demonstration von Verdi, um mir anzuhören, was ihre Forderungen sind und warum sie streiken. Bei den Grünen war es ein Mittagessen.
Ich würde mir auch gerne mal die AfD live anhören, denn das gehört zum demokratischen Diskurs für mich dazu, dass ich mir selber eine Meinung bilde. Außerdem finde ich es spannend mit anderen Teilnehmern ins Gespräch zu kommen. Das sind nicht alles Rechte und Neonazis. Das sind ganz viele Bürger, die einfach Angst haben und von allen anderen Parteien vergessen wurden.
Die Demonstrationsfreiheit ist ein Grundrecht, mittlerweile erscheinen mir die Gegendemonstranten mehr darauf bestrebt die Grundrechte der anderen einzuschränken, sei es das Recht der ersten Demonstration auf Versammlungsfreiheit, dass der Polizei auf körperliche Unversehrtheit oder der Demonstranten auf ihre Würde. Was inzwischen von Linksextremen bei solchen Gegendemonstrationen skandiert wird, ist unter aller Sau. Wo sind die Lichterketten hin, diese stillen Symbole voller Tragweite.
Sicherlich werde ich gleich belächelt, doch um Weihnachten rum lief Sissi im Fernsehen. Ich erinnere mich gut an den letzten Teil, an den Schluss, in dem das Kaiserpaar Venedig besucht. Die Italiener hassen Österreich und sie zeigen es durch Schweigen, sie hissen die italienische Flagge und verschließen demonstrativ die Fenster, als das kaiserliche Boot vorbeifährt. Ansonsten herrscht eisige Stille. Das wäre etwas, das ich mir mal für eine Gegendemonstration wünschen würde. Wenn die Pegida oder wer auch immer durch die Stadt zieht, an der Strecke aufbauen und einfach nichts sagen, keinen Ton, vielleicht noch demonstrativ umdrehen. Ich glaube, das hätte eine weitaus stärkere Wirkung als ein pfeifender und pöbelnder Mob.