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Eilmeldung im "Tatort" sorgt für Unmut bei Zuschauern
Am Sonntag kam es in den USA erneut zu einer unvorstellbaren Bluttat: Mindestens 26 Menschen verloren ihr Leben, als ein augenscheinlich gut vorbereiteter Mann während eines Gottesdienstes vor und in einer Kirche in Sutherland Springs im US-Bundesstaat Texas das Feuer auf Zivilisten eröffnete. Die ARD reagierte und wies ihre Zuschauer gegen 20.30 Uhr mit einem Laufband im "Tatort" Der Fall Holdt auf das Verbrechen hin. Zu dem Zeitpunkt wird bereits von 20 Todesopfern berichtet. Später wird die Einblendung der Eilmeldung wiederholt. Bei zahlreichen der durchschnittlich 10,22 Millionen Zuschauern des gestrigen "Tatorts" traf das allerdings nicht unbedingt auf Verständnis, wie ihre Äußerungen über die sozialen Netzwerke im Internet belegen. Hauptargumente der Kritiker der Einblendung ist die Frage nach der Relevanz der Eilmeldung: Denn so unfassbar das Ereignis auch sei, für die deutschen Zuschauer gebe es nichts, was sie in dem Moment tun könnten. Für sie bestehe keine akute Gefahr. Ebensowenig gebe es die Möglichkeit einer unmittelbaren Hilfeleistung, wie sie etwa bei einer vergleichbaren Bluttat in Deutschland durch Blutspenden gegeben wäre. Der Ort und die Situation des Geschehens seien so spezifisch, dass es extrem unwahrscheinlich sei, dass deutsche Staatsbürger betroffen sind. Auch, dass das Geschehen Auswirkungen auf Deutschland haben wird, könne ausgeschlossen werden. Kritiker der Öffentlich-Rechtlichen empfinden die Einblendung gar als eine geschmacklose Art Werbung für die folgenden "Tagesthemen". Daneben wurde, wie schon häufiger in jüngerer Vergangenheit, Kritik daran laut, dass Geschehnissen in den USA von deutschen Medien allgemein und den öffentlich-rechtlichen Sendern insbesondere in der Berichterstattung wichtiger sind als vergleichbare, aber schwerwiegendere Ereignisse in Asien oder Afrika (also etwa Terroranschläge oder Naturkatastrophen mit mehr Betroffenen). Darüber hinaus wurde kritisiert, dass Das Erste unmittelbar im Anschluss an den "Tatort" erst noch einen Filmtipp ausstrahlte. Und vor den "Tagesthemen" folgte eine Stunde lang eine Reportage über das wichtige Thema der Paradise Papers über Steuerhinterziehung und Geldwäsche - eine Reportage, die ebenfalls nicht zeitkritisch gewesen ist.
Und schließlich gibt es solche Zuschauer, die konstatieren, dass unprovozierte Schießereien - terroristische Attacken durch mutmaßliche Einzeltäter - in den Vereinigten Staaten mittlerweile so häufig sind, dass auch die Meldung an sich für den deutschen Zuschauer keine hinreichende Relevanz mehr hat. Allerdings gab es zur Kritik in den sozialen Netzwerken auch Gegenstimmen, die das Verhalten der ARD hier durchaus richtig fanden. Seitens der ARD gibt es noch keine Bewertung der Kritik - und insbesondere der Frage, ob die Momententscheidung, eine Eilmeldung zu bringen, auch bei einer Betrachtung mit Abstand aus Sicht der zuständigen Redaktionen Bestand hat. Twitterstimmen via Kölner Stadtanzeiger/Focus
06.11.2017 - Bernd Krannich/TV Wunschliste Bild: Screenshot: TV Wunschliste [www.wunschliste.de] In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.
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