Klar, die 20%, die nicht an der Lobhudelei der Polizei teilnehmen, MÜSSEN ja "Dummschwätzer" sein, auf den selbstgerechten Bosbach trifft diese Beschreibung natürlich überhaupt nicht zu, immerhin hat er ja recht mit allem.
Selbst wenn es stimmt, dass sich in dem genehmigten Protestcamp ausschließlich gewaltbereite Demonstranten befanden (was ich nicht glaube, denn die Grenzen sind fließend), finde ich es ziemlich unklug, ihnen die Übernachtung im Camp zu verbieten, wo man sie unter Kontrolle hätte und sie damit förmlich in die Stadt zu treiben, wo sie fröhlich Unfug veranstalten können. Darüber hinaus teile ich die Einschätzung, dass die Polizei von Anfang an Öl ins Feuer gegossen hat indem sie durchweg versucht hat, überlegene Dominanz zu demonstrieren, das ist noch nicht einmal in der Hundeerziehung immer der richtige Weg.
Wenn man Fehler der Polizei kritisiert, die zweifellos gemacht wurden, bekommt man sofort unterstellt, man wolle ihr die Schuld für die Krawalle in die Schuhe schieben. Das sind aber immer noch zwei Paar Schuhe, da gibt es nichts zu vermischen. Und genau das stört mich an der völlig einseitig geführten Debatte der letzten Wochen. "500 verletzte Polizisten, 186 Festnahmen", diese Zahlen wurden in den letzten Tagen immer wiederholt. Fehlt da nicht was? Glaubst du ernsthaft es wäre nicht ein einziger Demonstrant verletzt worden, oder ist es einfach egal, weil sie selber schuld sind? Wer glaubt, dass friedliche Demonstranten (die gab es an dem Wochenende nämlich auch zuhauf) sicher sein können, nicht mit der Polizei ins Gehege zu kommen, muss schon ziemlich naiv sein, auch wenn man selbsternannter "Realist" ist. Deshalb muss Kritik erlaubt sein.
Genau das ist mir in der Talkshow sauer aufgestoßen; die Deeskalationsstrategie, welche in der Vergangenheit schon oft schlimmeres verhindern konnte, wurde dort mit "nichts tun und den Mob machen lassen" gleichgesetzt, da kann ich nur mit dem Kopf schütteln.
Auch mir war Jutta Ditfurths Haltung immer schon zu extrem (Autos abschaffen u.s.w.) Letzten Endes hat sie bei Maischberger aber auch nur ihre Meinung kundgetan. Deswegen die Sendung zu verlassen ist lächerlich und den breiten Zuspruch aus der Bevölkerung kann ich da auch nicht nachvollziehen. Die "Das muss man doch wohl sagen dürfen"-Fraktion, welcher die Meinungsfreiheit ja so ungeheuer wichtig ist, sollte endlich mal kapieren, dass eben diese Meinungsfreiheit auch für die Gegenseite gilt, und da gibt es keinen Grund beleidigt aus dem Studio zu stürmen. Vor allem, wenn man mit seiner Haltung in der Runde eh in der Mehrheit ist und niemand bereit war Jutta Ditfurth überhaupt nur wirklich zuzuhören. Deshalb fand ich Maischbergers Reaktion darauf, Ditfurth auch noch rausschmeißen zu wollen, völlig daneben.
Das musste ich jetzt mal loswerden, weil mir diese schwarz-Weiss Malerei tierisch auf den Keks geht. Und Nein, ich toleriere die Gewalttaten, die dort stattgefunden haben in keinster weise. Und das tut der "Dummschwätzer" Helmut Schleich bestimmt auch nicht.