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Re: Überblick: Die US-Wahlen im deutschen TV
Nachdenker schrieb:
------------------------------------------------------- > Jetzt ist das Unvorstellbare passiert. Ein > unberechenbarer Mensch wird Präsident der USA. > Man wird versuchen müssen, damit irgendwie klar > zu kommen. Ich verstehe allerdings nicht, warum > überall in der westlichen Welt die rechten > Populisten solch einen Zulauf bekommen. Im Wahlkampf hat sich Trump benommen wie ein Berserker, und zwar aus reiner Berechnung. Er zweckentfremdete den politischen Betrieb für seine großangelegte Ego-Show und tat alles um als Rüpel der Nation ein Maximum an Medienöffentlichkeit herzustellen. Einen Wahlsieg hatte Trump nie für möglich gehalten, zumal ihm für den Präsidentenjob die politische Vision und und die für das Amt erforderliche Selbstdisziplin fehlen. Ihn reizte nur der Gedanke das politische Establishment im Stil einer Reality-Show massenwirksam herauszufordern, dachte als im Grunde libertär erzogener New Yorker Geschäftsmann aber nie daran mit seinen dezidiert hinterwäldlerischen Thesen, die er ja nur aus reinem Kalkül bemühte, jemals mehrheitsfähig zu werden. Er hat jedoch die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Er konnte ja nicht ahnen dass seine Parolen bei den perspektivlosen, auf Essensmarken angewiesenen Arbeitern im deindustrialisierten "Rost Belt" bis tief hinein in demokratische Stammterritorien wie Wisconsin oder Pennsylvania auf derart fruchtbaren Boden fallen würden, dass ihm die Präsidentschaft quasi in den Schoß fällt. Er konnte sich nicht ausmalen dass die Entfremdung zwischen dem von ihm dämonisierten "Establishment", das den Einflüsterungen reicher Großspender erliegt, und den mit zwei bis drei Jobs mühsam ums Überleben kämpfenden Wohlstandsverlierern bereits so groß ist. Dass der Frust der Mittelschicht, die sich für eine bessere Ausbildung auf Jahrzehnte hinaus verschulden muss und der Zorn der während des Immobiliencrashes um Haus und Erspartes gebrachten, bis zum Umfallen arbeitenden Menschen, die sich nicht erlauben können in Rente zu gehen, weil sie auf einem Schuldenberg sitzen und ihre Pensionsansprüche verwirkt haben, schier grenzenlos ist. Dass ein Gutteil junger, schlecht ausgebildeter Latino-Männer auf derbe Macho-Sprüche steht und darauf hofft, dass Trump an der Grenze zu Mexiko eine Mauer baut, um sie vor unliebsamer Konkurrenz auf dem Arbeitsmarkt zu schützen. Niemand konnte sich so recht vorstellen mit welcher Wucht Trumps Wahlkampf deses explosive Gemisch aus Verärgerung, Hoffnungslosigkeit und Zurücksetzung in Brand setzen würde. Weder Trump selbst noch die Demoskopen, die auf die Ehrlichkeit der Leute angewiesen sind. Jetzt muss Trump liefern, sonst richtet sich dieser Zorn gegen ihn selbst. Vielleicht wächst er ja mit seinen Aufgaben, bei seiner Dankesrede klang er ja schon fast wie Reagan. Man wird sehen. Zuletzt bearbeitet: Vor 8 Minuten 1-mal bearbeitet. Zuletzt am 09.11.16 20:57. In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.
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