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Re: Überblick: Die US-Wahlen im deutschen TV
Diese US-Wahlkonfrontation ist ein Gottesgeschenk für die Fernsehstationen dieser Welt.
Trump zieht doch seinerseits nur eine große Medienshow ab, der Präsidentschaftswahlkampf dient ihm dafür nur als global-megalomanisches Vehikel. Der Exzentriker will mit dem irren Spektakel einer völlig entgleisten Politschlammschlacht sein Lebenswerk krönen und seinen unstillbaren Drang nach Aufmerksamkeit in neuen Eskalationsstadien ausleben. Er genießt es sichtlich wie sich seriöse Politanalysten über sein bewusst zugespitztes Pöbelvokabular ereifern, und wie sich 80 Prozent des Medienbetriebs an ihm abarbeiten, während sie nimmersatt nach neuen Knalleffekten gieren. Nicht zuletzt aber erfüllt ihn mit tiefster Befriedigung dass sein massenwirksames Hetzen und Agitieren die "altehrwürdige" Republikanische Partei in Stücke riss, wie das keine Macht der Welt zuvor vermocht hätte. Was für ein Triumph selbstherrlicher Inszenierung! Der ganze US-Wahlkampf wurde von Trump gekonnt in eine an niedrigste Instinkte appelierende Reality-Soap umfunktioniert, die losgelöst von allen präsidialen Bestrebungen dem Selbstdarstellungstrieb eines einzigen Mannes entspringt und ein Milliardenpublikum bestens unterhält. Die flüchtigen Hoffnungen der fanatisierten Arbeiter im Rostgürtel von Ohio und Pennsylvania oder die Rückzugsgefechte der weißen Machos und Ex-Eliten interessieren ihn dabei wenig, sie dienen ihm nur als hochwirksames Aufputschmittel, das die Fieberkurve der öffentlichen Erregung hochtreiben und seinen Gegnerrn den Angstschweiß ins Gesicht jagen soll. Um die hysterische Begleitmusik der ausgerasteten Jubelchöre immer wieder neu erschallen zu lassen greift er tief in die Trickkiste der populistischen Volksverführer, ohne ihren politischen Pathos auch nur ansatzweise zu teilen: "Erzähl den Losern was sie hören wollen und mach sie damit erst richtig scharf". Mit so was rockt man die mediale Mega-Party. Unterliegt Trump in der Abstimmung erwartungsgemäß, war es die größte Show seines Lebens und zugleich sein irrster Ego-Trip. Gewinnt er, kriegt er unter Garantie Fracksausen, denn die Show soll ja mittels wütender Bürgerbewegung und Wahlanfechtung in die Verlängerung gehen. Die Verantwortung eines Staatsmannes scheut er hingegen, wie sein bewusst undiszipliniert gehaltener Wahlkampf beweist, der einen Wahlsieg eigentlich nie auf der Rechnung hatte. Und was lehrt uns der große Trump-Hype? Dass eine entfesselte, auf Sensationen und schnelle Kicks bedachte Mediengesellschaft mit ihren Pseudo-Reality-Zerrbildern politischen Rattenfängern und berechnenden Egomanen als ideales Aufmarschgebiet dient. Auch in dieser Hinsicht sind die USA wieder mal einen Dreh weiter. 2-mal bearbeitet. Zuletzt am 08.11.16 17:17. In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.
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