Falls es ein Testballon war, ist er gerade geplatzt. Xavier Naidoo wird doch nicht für Deutschland beim Eurovision Song Contest in Stockholm antreten. Der NDR hat die Nominierung zwei Tage nach der Bekanntgabe wieder zurückgezogen, vermutlich aufgrund des äußerst kritischen Medienechos, das daraufhin folgte.
"Xavier Naidoo ist ein herausragender Sänger, der nach meiner Überzeugung weder Rassist noch homophob ist", so ARD-Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber in einem Statement. "Es war klar, dass er polarisiert, aber die Wucht der Reaktionen hat uns überrascht. Wir haben das falsch eingeschätzt."
Die Argumentation Schreibers trägt auch seltsame Blüten. So könne die aktuelle Diskussion dem ESC ernsthaft schaden, denn "der Eurovision Song Contest ist ein fröhliches Event, bei dem die Musik und die Völkerverständigung im Mittelpunkt stehen sollen. Dieser Charakter muss unbedingt erhalten bleiben." Kritische Zwischentöne im Pop-Universum sind also hier zumindest unerwünscht.
Nach Bekanntgabe von Xavier Naidoos Nominierung am Donnerstag entbrannte nicht nur in den klassischen Medien und ihren Online-Ablegern, sondern auch auf Sozialen Netzwerken eine heftige Diskussion. So gab es auch mehrere Petitionen gegen die Teilnahme des Sängers, der in Vergangenheit immer wieder mit im besten Falle unglücklichen Auftritten für Schlagzeilen sorgte. Da half es auch nichts mehr, dass Naidoo am Freitag noch selbst an die Öffentlichkeit ging und versuchte zu unterstreichen, dass er sich für Werte wie Freiheit, Toleranz und Liebe einsetze.
Währendessen steht der NDR nun vor der Aufgabe schnellstmöglich eine Lösung für den diesjährigen deutschen Beitrag zum ESC finden zu müssen.
21.11.2015 - Ralf Döbele/wunschliste.de
Bild: NDR/Alexander Laljak
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