Markussovic schrieb:
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> Das ist ein Armutszeugnis für Deutschland und ein
> absolutes Unding! Wir helfen der ganzen Welt, aber
> für unsere eigenen Leute, erst recht für die
> Generation, die unser Land nach dem Krieg wieder
> aufgebaut hat, ist kein Geld da!
Wenn ich an der Uni bin, sehe ich ständig Studenten, die Mülleimer durchsuchen und überall Pfandflaschen einsammeln. Geldknappheit ist kein Privileg des Alters, eher im Gegenteil. Nicht jeder Rentner ist gleich, viele haben durchaus eine sehr großzügige Rente.
Das Problem ist, dass das Geld, das man jetzt für Flüchtlinge ausgibt, niemals für Bildung oder Rente ausgegeben würde. Bereits vor der Flüchtlingswelle hat man weder die Rentner entlastet, noch zusätzlich Geld in Bildung investiert. Jeder, der etwas anderes glaubt, ist entweder naiv oder von rechter Propaganda verblendet. Vermutlich hätte man das Geld eher dem Flughafen in Berlin in den Rachen geworfen oder die Maut finanziert.
> Wieso wirft man denen, die dann diese Probleme
> ansprechen, immer gleich vor, sie seien
> "unseriös"? Auf den vermeintlich "seriösen"
> Seiten und anderen Medien werden diese Probleme ja
> gar nicht angesprochen, im Gegenteil: Leute
> äußern sich à la "wir sind ja soooo
> unermesslich reich, wir werden locker mit der
> Situation fertig". Ja man sieht's, Zeltstädte
> entstehen, Turnhallen, Hotels etc. werden
> zweckentfremdet. Weil wir ja so reich sind und
> alles im Griff haben...
Es gibt wenig Leute, die sich seriös äußern. "Ich bin ja kein Nazi, aber..." oder "Deutschland wird überfremdet..." oder dergleichen sind Sprüche, die mehr gemeinsam haben mit dem braunen Gesocks als mit vernünftig denkenden Menschen.
Ich weiß nicht, in wie vielen Flüchtlingsunterkunften du warst, bei mir waren es drei und bei zweien hatte ich Tränen in den Augen. Der erste Besuch ist etwas länger her und der zweite müsste im Mai gewesen sein. Die dritte Unterkunft war ein Projekt einer privaten Organisation, die einen Wohnblock wie ein Studentenwohnheim für Asylanten betreiben und ihnen Ausbildungen und Berufe vermitteln, ebenso wie Sprachkurse und dergleichen. Da leben Menschen unterschiedlicher Nationen und Religionen friedlich zusammen und bei den Sommerfesten, etc. wird deutsch gesprochen. Integration kann funktionieren. Jeder dieser Personen könnte in Deutschland alleine zurecht kommen, wenn er den Asylstatus los wäre. Integration funktioniert, wenn man sich auf beiden Seiten Mühe gibt. Auch bietet sich so die Möglichkeit gezielt nach Fachkräften Ausschau zu halten. Darüber ist mein Dad auf dieses Projekt aufmerksam geworden.
> Heute kam ein Spot im Radio: "Stell Dir vor, DU
> wärst Flüchtling". Wenn ich mir das vorstelle,
> dann stelle ich mir auch vor, dass ich in jedem
> Land, das mich aufnimmt, dankbar bin für dessen
> Hilfe, wie auch immer diese aussieht und wie auch
> immer die Unterkunft ist, denn eines ist sicher:
> selbst eine Sammelunterkunft in einem Zelt kann
> nur besser sein als in meiner kriegsgebeutelten
> Heimat.
Das ist auch nichts anderes als die Reise in das gelobte Land Amerika. Damals war es der amerikanische Traum, das Land, in dem Milch und Honig fließen. Heute ist es Deutschland für die Umgebung.
Wenn ich mir vorstelle, ich bin ein Flüchtling aus einem Kriegsgebiet und ich habe nichts anderes als Flucht im Sinn, Flucht in das gelobte Land. Ich mache mich auf den beschwerlichen Weg, breche alles ab, habe Todesangst, weil ich weiß, wie gefährlich die Reise ist und lande dann in Ungarn in einem Lager, das sich von nichts unterscheidet, was ich bisher auf der Reise erlebt habe. Die Ungarn wollen mich nicht haben und signalisieren mir das und das gelobte Land ist so nah, dann hätten sich alle Anstrengungen und Mühe gelohnt, dann wäre ich nicht nur sicher, sondern hätte ein Zukunft. Ich schaffe es in den Zug, ich fahre nach Deutschland und werde am Bahnhof jubelnd empfangen. Meine Kinder kriegen Schokolade. Die Deutschen geben mir das Gefühl, dass ich hier sicher und glücklich sein werde.
Die Kehrseite ist Fremdenhass und Nazi-Denken. Ab wie vielen Flüchtlingen beginnt Überfremdung in einem Land mit Millionen Deutschen? Darf ich mich fremd in einem Land fühlen, dass lieber Flüchtlingsheime anzündet als selber ihr Leben in den Griff zu kriegen? Darf ich mich fremd fühlen, wenn in jeder Flüchtlingsdiskussion mindestens einer sich zu Wort meldet mit "Ich bin ja kein Nazi, ABER..."?
Deutschland ist das Land der Dichter und Denker. Es ist das Land, das Flüchtlinge aufnimmt und Verantwortung übernimmt. Deutschland ist das Land, in dem die NPD eine Meinung haben darf und diese kund tun getan ebenso wie die Piraten, die Grünen, die AfD, CSU und CDU und SPD und FDP und auch die Linke. (Böse Zungen würden ja behaupten, dass sich die ehemalige PDS mit Flüchtlingspolitik bestens auskennt). Deutschland ist auch das Land, in dem sich deutsche Hatz4-Lifestyle-Experten keinen müden Finger rühren und ihnen trotzdem keiner die Wohnung anzündet, obwohl er ein Wirtschaftsflüchting allererster Güte ist.