Gestern Abend wurde das Finale des 60. "Eurovision Song Contest" in Wien ausgetragen. Unsere österreichischen Nachbarn ließen sich nicht lumpen und beeindruckten mit einem aufwendigen Opening, bei dem die Wiener Philharmoniker Kompositionen von Wolfgang Amadeus Mozart und Ludwig van Beethoven präsentierten. Geigerin Lidia Baich erinnerte anschließend an Udo Jürgens, der 1966 mit "Merci Chérie" das erste Mal den "ESC" für Österreich gewann. Kurz darauf erschien auch Vorjahressiegerin Conchita Wurst auf der Bühne, die gemeinsam mit dem ORF-Radio-Sinfonieorchester und einem Kinderchor die offizielle Hymne "Building Bridges" sang.
Das weibliche Moderatoren-Trio aus Arabella Kiesbauer, Mirjam Weichselbraun und Alice Tumler stimmte in die Hymne mit ein und führte anschließend solide durch den Abend. Dennoch ließen sich kleinere Pannen technischer Art nicht vermeiden, so dass die Verbindung zu drei Ländern während der Punktevergabe abbrach und später nachgeholt werden musste.
Aus Wettbewerbssicht geriet der Abend für Deutschland und Österreich zu einem Debakel. Weder unsere Vertreterin Ann Sophie, noch die österreichische Gruppe The Makemakes konnten die anderen Länder begeistern. Sie teilten sich mit jeweils 0 Punkten den letzten Platz - zum ersten Mal seit 2003 erhielten Teilnehmerländer im Finale überhaupt keine Punkte. Für Deutschland handelt es sich um das schlechteste Ergebnis seit 50 Jahren. Selbst der von Kommentator Peter Urban übertrieben gescholtene Beitrag aus Großbritannien schnitt mit 5 Punkten besser ab.
Gewonnen hat Schweden mit dem Sänger Måns Zelmerlöw und dem Song "Heroes", der stolze 365 Punkte erreichte. Der Kandidat galt bereits im Vorfeld als Favorit, nicht unbedingt wegen des eher durchschnittlichen Songs, sondern dank der originellen Bühnenshow mit Strichmännchen-Animationen.
Auf Platz 2 landete Russland mit der Sängerin Polina Gagarina und dem Friedenssong "A Million Voices", gefolgt von Italien auf Rang 3 mit dem Tenor-Trio Il Volo ("Grande amore"). Australien, das anlässlich des 60. Geburtstags des "ESC", ausnahmsweise teilnehmen durfte, konnte Europa ebenfalls überzeugen. Der nationale Star Guy Sebastian erreichte mit seiner an Bruno Mars erinnernden Performance "Tonight Again" den fünften Platz bei 196 Punkten.
Immerhin: Aus Quotensicht schalteten gestern Abend trotz eines eher verhaltenen "ESC"-Hypes in Deutschland 8,11 Millionen Zuschauer ein und sorgten für satte 34 Prozent Marktanteil. Damit bewegte sich der Gesangswettbewerb auf dem Niveau der Vorjahre. In der werberelevanten Zielgruppe lief es ebenfalls überragend: 3,81 Millionen 14- bis 49-Jährige sicherten der ARD mit 40,7 Prozent den unangefochtenen Tagessieg. Den "Countdown für Wien" sahen im Vorprogramm 4,45 Millionen Zuschauer, die anschließende "Grand Prix Party" (in diesem Fall wohl eher eine Tröst-Veranstaltung) immerhin noch 2,10 Millionen Zuschauer. Im Gastgeberland Österreich war der "ESC" ebenfalls ein voller Erfolg und holte bei 1,59 Millionen Zuschauern einen gigantischen Marktanteil von 63 Prozent.