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Re: Nur mal so.... Fernsehprogramm allgemein/ wieso Kritik?
Fernsehempfänger schrieb:
------------------------------------------------------- > Was schön wäre, wenn das Deutsche Fernsehen uns > mal mit neuen Formaten, beglücken würde, diese > Rosamunde Pilcher Fernsehspiele oder Nonnen Serien > sind ein Witz, wenn man sieht, wie modern, die > ausländischen Sender denken und was dort > produziert wird. > Wir leben echt in der Vergangenheit. Für einen > großen Fernsehmarkt wie Deutschland, einfach nur > peinlich. Aber ich bitte dich - wieviele zuckersüße Kitschromanzen laufen denn noch im deutschen Fernsehen? Die Pilcher-Filme sind nicht durch die Bank banal sondern wie bei allen Formen des Autorenkinos zum Teil durchaus originell, es hapert lediglich an den oberflächlichen Drehbüchern. Die ARD-Klischeefilmproduktion vor Bilderbuchkulisse wurde von der neuen Degetoführung (nicht zuletzt aus Kostengründen) eingestellt und durch "modernere" Sujets ersetzt - was letztlich nur dazu führte dass die Quote trotz schwacher Konkurrenz absackte weil der Schauspielernachwuchs mehr nuschelt als akzentuiert, die Geschichten leicht überdreht daherkommen und die Filmproduktionen unübersehbar dem Spardiktat folgen. Am Freitagabend will der durchschnittliche ARD-Loyalist eben Berge, Palmen, routinierte Schauspielgrößen und ultraleichte Geschichten sehen. Das eigentliche Problem unserer Tage ist die schablonenhafte Massenproduktion von Standard-Krimis und Pseudo-Dokus. Wenn ZDF-Programmdirektor Norbert Himmler behauptet, dass man sich mit der unüberschaubaren Krimioffensive notgedrungen Zuschauerwünschen beugt, sagt er nicht die Wahrheit. Die Trends setzen im Fernsehbetrieb immer noch die Programmverantwortlichen, der Zuschauer hat nur die Möglichkeit Programmofferten mit der Fernbedienung abzustrafen und die Sendeleitung quotentechnisch unter Zugzwang zu setzen. Wünsche kann er nach wie vor nicht äußern, das käme die Sender mitunter teuer zu stehen. Für Himmler, Bellut und Heidemann ist die senderintern eisern durchgefochtene Krimi-Manie lediglich der vordergründig beste Kompromiss aus Produktionskosten, Reichweite und Demographie. Krimigeschichten lassen sich von festangestellten Autorenteams in Akkordarbeit nach einem vorgegebenen Schema quasi im Bausteinverfahren zusammenbasteln, wobei die Plots und Charakterzeichnungen nur variiert und leicht modifiziert werden müssen. Das spart Kosten, die Filmproduktionsfirmen haben bereits reichlich Expertise und bei der Besetzung greift man auf ein festes Personaltableau zurück, das von einer Hand voll Künstleragenturen betreut wird (so ähnlich nur finanziell gesehen ein paar Nummern kleiner läuft die Doku-Soap-Massenfertigung bei RTL & Co., bei der spottbillige Laiendarsteller mehrfach verwurstet werden). Die größte Herausforderung deutscher Fernsehsender am Vorabend der großen Internet-Programmschwemme mit Abrufplattformen und Streamingdiensten liegt in der Bestreitung eines möglichst flächendeckenden Formatportfolios, mit dem die NOCH mehrheitlich auf lineare Angebote fixierte Hauptzielgruppe ab 30 bei der Stange gehalten werden soll, ohne die Kosten ausufern zu lassen. Heute muss man dem Zuschauer ganztägige Unterhaltung liefern, statt großer singulärer Fernsehereignisse mit tollen Geschichten und außergewöhnlichen Schauwerten (wie etwa in vielen US-Produktionen) setzt man in Deutschland auf lieblos und etatschonend runtergekurbelte Standardformate nach festem Strickmuster (Krimi / Doku-Ramsch / Pilcher-Sadlo-Romatik / Castingshows etc.). Dramastoffe und Komödien setzen gute Ideen und ein mühsam erstelltes Drehbuch voraus, leben von der darstellerischen Leistung und kosten eine Menge Geld. Krimis und Berdoktor/Retter-Stereotypen anno 2015 leben von austauschbaren Geschichten im ständig wiederkehrenden Umfeld, die sich inhaltlich unaufhörlich wiederholen. 3-mal bearbeitet. Zuletzt am 09.02.15 00:13. In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.
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