Liebe Vorredner bzw. -schreiber,

ich kann euch verstehen, wenn euch Spielshows mit Promis zum Halse raushängen. Das geht mir auch so!
Doch möchte ich dran erinnern, dass die ARD unlängst mit einer abendfüllenden Spielshow mit Normalkandidaten, "Opdenhövels Countdown", guten Willen gezeigt hat, dies zu ändern. Die Erfolgsquoten blieben aus, die Spezial-Ausgabe mit Promis kam auf den höchsten Marktanteil und die höchsten Zuschauerzahlen aller gesendeten Ausgaben. Die Promis, so scheint es, nerven jeden, und trotzdem haben die Sender damit Erfolg. Warum das also aus Sicht des Senders ändern? Außerdem waren diesmal bei EWG teilweise auch Promis zu Gast, die wenigstens nicht in jeder dieser Shows auftreten. Ornella Muti oder den luxemburgischen Außenminister habe ich jedenfalls noch in keinem Quiz der letzten Jahre gesehen.

Ich kann euch verstehen, wenn ihr der Meinung seid, kein Pilawa, kein Opdenhövel, kein Lanz, kein Pocher hätten die Ausstrahlung vergangener Fernsehhelden wie Kuli, Rosenthal, Carell oder Frankenfeld. Das finde ich auch!
Aber sind wir doch mal ehrlich: Geprägt wird etwas eben am allermeisten, wenn es neu und jung, etwas besonderes ist und nicht mehr nach 60 Jahren. Wir leben nunmal nicht mehr in den 60er Jahren, in denen einige wenige Fernsehgesichter auf einigen wenigen Kanälen die Kindheit von Millionen Zuschauern prägten. Es gibt heute tausende Sender und ebenso viele Fernsehschaffende, Fernsehgewohnheiten haben sich ebenso verändert wie die Art Fernsehen zu machen. Dazu zählt auch, dass eben fast kein Sender mehr teures Bühnenbild zaubert, wenn er mit riesigen LED-Wänden bei der breiten Masse des Publikums (und nicht bei vereinzelten Kritikern, die hier im Forum schreiben) den selben Effekt erzielen kann. Damals musste man auch kein 7-Tage rund um die Uhr Programm finanzieren, sondern nur vereinzelte Programmstunden.

Ich kann euch verstehen, wenn ihr findet, dass EWG am Samstag kein Vergleich war zu früher. Das finde ich auch!
Aber die Sendung wollte nie eine originalgetreue Umsetzung des Klassikers sein. Man wollte EWG in seinen Grundzügen (8 Kandidaten aus 8 europäischen Ländern treten in Quizrunden gegeneinander an) in die heutige Zeit transportieren und nocheinmal an die Show erinnern. Das hat man getan. Dazu gehören auch Ausschnitte von früher und Talks mit Gästen wie Kulis Assistentin. Wären diese nicht vorgekommen, wärt ihr die ersten gewesen, die gesagt hätten, man hätte wenigstens ein oder zwei Ausschnitte von früher zeigen oder sich Gäste einladen können, die man mit der früheren Sendung verbindet. Pilawa war - und wollte nie etwas anderes sein - Moderator DIESER EWG Sendung, kein Ersatz oder Kopie von Kuli.

Ich kann euch nicht verstehen, wenn ihr euch über Pilawas Spruch aufregt. Das war die spaßige Reaktion von jemand, der selbst in den Medien tätig ist. Kein Niedermachen. Ein Witz. Nicht mehr. Wenn ich wollte, könnte ich Pilawa in diesem Falle sogar eine gehörige Portion Selbstironie unterstellen.

Schon mal so gesehen?