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Lanz-Petition: ZDF-Intendant Bellut schreibt Brief an Initiatorin
Am Montag übergab Maren Müller, die Initiatorin der Online-Petition 'Raus mit Markus Lanz aus meinem Rundfunkbeitrag!', zwei ZDF-Vertretern eine CD mit den Namen von 233.355 Unterzeichnern. Als Antwort erhielt Müller einen Tag später einen zweiseitigen Brief des ZDF-Intendanten Thomas Bellut, in dem die Bitte nach Streichung der Sendezeit für Markus Lanz dankend abgelehnt wird. "Kritik an unseren Sendungen nehmen wir im ZDF sehr ernst", behauptet Bellut in dem Schreiben, aus dem Der Spiegel auszugsweise zitiert. "Im Ergebnis sehen alle Beteiligten, dass das Insistieren und die Unterbrechungen mit so viel Nachdruck erfolgten, dass die sachlich-inhaltliche Auseinandersetzung in den Hintergrund geriet", lässt Bellut die Kritik an der Lanz-Ausgabe vom 16. Januar gelten. Im Duett mit stern-Journalist Hans-Ulrich Jörges hatte Lanz seinen Talkgast Sahra Wagenknecht in die Mangel genommen und kaum zu Wort kommen lassen. Laut Bellut sei "die Konstellation der Gesprächsteilnehmer unausgewogen" gewesen und daher "für die Gesprächsführung problematisch". Der generelle Unmut über Markus Lanz, der für viele Unterzeichner letztlich ohnehin vor allem als Symbolfigur für eine breite Unzufriedenheit mit dem öffentlich-rechtlichen Fernsehen dient, wird allerdings erwartungsgemäß keine Konsequenzen nach sich ziehen. Das ZDF sieht in Lanz, so Bellut, "auch zukünftig einen Moderator, der in seinen Gesprächen weiterhin Haltung einnimmt und seine Meinung als Stellvertreter der Zuschauer zum Ausdruck bringen kann". Zuvor hatte sich bereits ZDF-Programmchef Norbert Himmler hinter seinen Repräsentanten des Volkes gestellt und die Unterzeichner kritisiert. Der Gescholtene habe "in mehr als 500 Sendungen einen hervorragenden Job gemacht", so Himmler im Spiegel-Interview. "Dann geht es einmal nicht gut, und das sorgt dann für eine Riesenwelle. Das ist unverhältnismäßig." (wunschliste.de berichtete) Völlig im Sande verlaufen ist die Online-Aktion aber nicht, denn Initiatorin Müller will nun mit weiteren Interessenten einen Verein unter dem Namen "Ständige Publikumskonferenz für die öffentlich-rechtlichen Medien" gründen. In einem Begleitschreiben zur Einreichung zieht Müller ein positives Fazit: "Mit einer beträchtlichen Anzahl von Mitzeichnenden stand ich in persönlichem Mailkontakt: ein Querschnitt durch alle sozialen Schichten vom Studenten bis zum Rentner, vom Publizisten bis zum Polizisten vom Steuerberater bis zum Kunstschaffenden - alle Alters- und Berufsgruppen waren vertreten. Der Versuch, die UnterzeichnerInnen der Petition als eine 'unbedeutende anonyme Gruppe' hinzustellen, die sich klickend und mobbend der Anonymität im Internet bedient, ist damit ebenso vermessen wie obsolet", urteilt die Betriebswirtin über die Reaktionen seitens einiger Medienschaffender. Müller appelliert an das ZDF, die Chance zum Dialog zu nutzen. Das demonstrative Festhalten an Fehlentwicklungen, das sich beispielsweise bei der "Verkürzung von Informations- und Kulturangeboten oder in der sich ausbreitenden Niveaulosigkeit innerhalb der Formate" zeige, stehe im Widerspruch zum Programmauftrag. Bevor die Kritiker der Petition begriffen hätten, "dass mitnichten die Person Lanz an einem virtuellen Pranger stand, sondern lediglich als Synonym für die längst überfällige politische Debatte über Qualität und die Strukturen der öffentlich-rechtlichen Sender darstellte, verging eine Zeit der medialen Verlautbarungen über Sinn und Unsinn von Petitionen, vermeintlich ungültige Zeichnungen sowie der müßige und reichlich sinnbefreite Hinweis darauf, doch die Fernbedienung zum Wegschalten zu nutzen." Jedoch: "Kein Mensch auf der Welt hat jemals durch Wegsehen irgendetwas verändert." 01.03.2014 - Michael Brandes/wunschliste.de Bild: ZDF / Cornelia Lehmann [www.wunschliste.de]
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