|
Die Talk-Republik: "Zuviel Show und zuwenig Substanz"
Es gibt sie im Überfluss und es werden stets die gleichen Gäste eingeladen, die viel Geblubber ohne jeglichen Erkenntnisgewinn abliefern. Die Rede ist von den öffentlich-rechtlichen Talkshows. Aber ist das wirklich so? Eine Studie der Universität Koblenz-Landau mit dem Titel "Die Talk-Republik" bestätigt die zahlreichen Kritikpunkte, denen das ebenso oberflächliche wie einlullende Talk-Angebot in den vergangenen Monaten aus unterschiedlichsten Richtungen ausgesetzt war. 22 sehr unterschiedliche Talkformate - von "Günther Jauch" bis "Roche & Böhmermann" - haben die Studierenden mit dem Ziel, Bewertungskriterien jenseits der Quote zu erstellen, unter die Lupe genommen. Im Endergebnis bestätigt ihre Studie jene Erkenntnisse, die bereits der ARD-Programmbeirat im Frühjahr kritisch aufgezeigt hatte. In weiten Teilen bieten die unterschiedlichen Talks keine tiefgreifenden Informationen, sondern vielmehr inszenierte Unterhaltung. Die Meinungsrollen sind schon zu Beginn klar verteilt, auch der Gesprächsverlauf steht weitesgehend vorab fest. Zusammengefasst: "Zuviel Gleichförmigkeit bei Köpfen und Konzepten, zuwenig Tiefe bei der Präsentation der Argumente, zuviel Meinungsabfrage und zu wenig echter Gedankenaustausch kurz: zuviel Show und zu wenig Substanz", lautet das Fazit der Studie. Ausgemacht haben die Studenten in diesem Zusammenhang eine "überschaubare Zahl von Gästen", die sich in regelmäßigen Abständen abwechsle. Eingeladen werden vor allem Gäste, die bei den Faktoren "Gesichtsbekanntheit" und "kalkulierte Positions-Rolle" gut abschneiden. Inhaltlich sind die Talks ausgerichtet auf "erwartbare Gedanken, die in das bewährte Muster 'Kasperle' und das 'Krokodil' passen; interessante, argumentativ gestützte Wortduelle und überraschende Sichtweisen haben Seltenheitswert". Von einer "idealen" Talkshow bleiben die untersuchten TV-Formate laut Studie weit entfernt. Der Zuschauer sollte "nicht nur durch die emotionale Bestätigung seines bisherigen Standpunktes bei Laune gehalten werden". Um einen ernstzunehmenden Beitrag zur politischen Willensbildung zu leisten, sollten vielmehr eigene Erkenntnisse der Zuschauer "durch die Präsentation vielfältiger Argumente zu den Sachthemen" ermöglicht und gefördert werden. Den Verantwortlichen fehle zudem der Mut, eigene Themen-Akzente zu setzen und unverbrauchte Köpfe einzuladen. Die 264-seitige Studie kann auf talk-republik.de kostenfrei im PDF-Format heruntergeladen werden. Gegen Rückporto ist auch die Zusendung in Papierform möglich. Auf der Website finden sich ergänzend viele weitere Infos zum Thema Talkshows, darunter die Meedia-Charts der meisteingeladenen Talkshow-Gäste 2012. 08.01.2013 - Michael Brandes/wunschliste.de Bild: ARD/Marco Grob [www.wunschliste.de]
In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.
|