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"Wetten, dass..?": ZDF bleibt neues Allzeittief erspart
Dem ZDF blieb am Samstagabend ein weiteres Quotentief erspart. "Wetten, dass..?" stellte keinen neuen Negativrekord auf. Die Show plätscherte sogar weitgehend solide vor sich hin - hätte am Ende die Stadtwette nicht vielerorts für Kopfschütteln gesorgt. Durchschnittlich 6,88 Millionen Zuschauer verfolgten nach ZDF-Angaben die Live-Übertragung aus Augsburg, der Marktanteil lag bei 23,2 Prozent. Eine ordentliche Verbesserung im Vergleich zum Allzeittiefstwert vom November (6,55 Millionen), zumal RTL zeitgleich mit dem "Supertalent"-Finale aufwartete. Die Bohlen-Show verfolgten 4,4 Millionen bei einem Marktanteil von 15,9 Prozent. In der RTL-Zielgruppe der 14- bis 59-Jährigen lag das "Supertalent" allerdings vor "Wetten, dass..?". In ihre frühere Rolle der "Wetten, dass..?"-Showassistentin schlüpfte noch einmal Michelle Hunziker. Sie hatte eine verlorene Wette aus der Mallorca-Sendung einzulösen. Überraschend wäre es nicht, wenn sie vom ZDF das Angebot bekommen sollte, den Job künftig wieder regelmäßig auszuüben. Denn mehr Hunziker bedeutet automatisch weniger Lanz, was dem bisweilen überfordert wirkenden Moderator, der sich in dieser Woche in einem Interview sehr kritikresistent gab, einige Lasten von der Schulter nehmen könnte. Nett, wenn auch eher unspektakulär, fielen die Kandidatenwetten aus. Zur Wettkönigin gekrönt wurde eine Augsburger Radiomoderatorin, die Buchstaben einzelner Wörter innerhalb von 30 Sekunden zählen und alphabetisch sortieren konnte. Naheliegend war es, die Stadtwette der "Augsburger Puppenkiste" zu widmen. Die Einwohner sollten sich als Jim Knopf und Lukas, der Lokomotivführer, verkleiden. Fragwürdig allerdings die Umsetzung, denn das ZDF bestand darauf, dass Jim Knopf "natürlich geschminkt sein muss, schwarze Farbe oder Schuhcreme". Staunenswert unwissend tapsten die Verantwortlichen des ZDF in dieses Fettnäpfchen, denn jenes 'Blackfacing' gilt weltweit in vielen Kulturen als rassistisch, weil es auf einer diskriminierenden Theatertradition verganger Tage basiert. Würde beispielsweise ein amerikanischer TV-Sender auf die Idee kommen, seine Zuschauer schwarz anzumalen, wäre ihm ein landesweiter Boykott sicher. Aber auch in Deutschland wird diese Debatte seit einigen Jahren öffentlich geführt. Eine Welle der Entrüstung in den sozialen Netzwerken war dem ZDF mit dieser Fremdschäm-Aktion garantiert, und in den Medien wurde der Vorfall weitgehend unter "kurios peinlich" (Spiegel-Online) verbucht. Die nun vielerorts geäußerten Rassismus-Vorwürfe mögen zwar übertreiben scheinen, doch mangelnde Sensibilität muss sich der öffentlich-rechtliche Sender allemal vorwerfen lassen. Fragen muss sich das ZDF auch, welchen Eindruck der Sender eigentlich im Ausland vermitteln will. Nach den kuriosen Auftritten von Tom Hanks und Gerald Butler wurde in den internationalen Medien über das deutsche Fernsehen gelästert - bis hin zu Vergleichen mit dem billigen Trash-TV aus Italien oder Russland. Wenig hilfreich wäre es da, falls nun auch noch die "Blackfacing"-Bilder um die Welt gehen sollten. 15.12.2013 - Michael Brandes/wunschliste.de Bild: ZDF/Sascha Baumann [www.wunschliste.de] In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.
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