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"Tagesschau"-Sprecher liefern Stoff für die Boulevardpresse
Die Zeiten, in denen "Tagesschau"-Sprecher in formvollendeter Seriösität einfach nur die Nachrichten vorlesen sollten, sind längst vorbei. Inzwischen fühlen sich viele Vorleser unterfordert und tanzen deshalb auf möglichst vielen Hochzeiten. Wenn zum Beispiel Judith Rakers nicht gerade abends, nachts oder morgens im Ersten die Nachrichten vermeldet, jobbt sie zusätzlich noch im Entertainmentbereich - als Moderatorin, Jurorin oder auch mal als Gast in diversen Quiz- und Talkshows. Die Zuschauer haben sich an derlei Nebenaktivitäten, die früher undenkbar waren, gewöhnt. Neu ist allerdings, dass sich "Tagesschau"-Sprecher über die Boulevardmedien eine Schlammschlacht liefern, die eher von der üblichen C-Prominentenschar zu erwarten wäre. So fanden sich Jan Hofer und Marc Bator am heutigen Donnerstag auf der Titelseite der Bild-Zeitung wieder, was für die "Tagesschau"-Redaktion alles andere als schmeichelhaft ist. Der Grund war ein Interview, dass Chefsprecher Jan Hofer ausgerechnet dem Promifachorgan Closer gegeben hat. Darin zog er ordentlich über den Ex-Kollegen her. "Über Marc Bator habe ich mich sehr geärgert, weil er gelogen hat", lautet der Vorwurf Hofers an den Ex-Kollegen Marc Bator, der die "Tagesschau" im Frühjahr freiwillig verlassen hat. Bator sah bei der ARD keine ausreichenden Aufstiegschancen für sich selbst - was vermutlich stimmt, denn auf der ewigen Warteliste für die "Tagesthemen" stand mindestens Ingo Zamperoni vor ihm. Und die Zusatzjobs auf dem Unterhaltungssektor sind ja alle schon an Judith Rakers vergeben. Bator entschied sich daher, Peter Limbourg als Sat.1-Anchorman zu beerben. Wohl nicht jeder würde diesen Jobwechsel als Aufstieg betrachten. Sei's drum. Jedenfalls sagte Bator der Bild-Zeitung, er habe bei der ARD "keine Perspektive mehr für mich gesehen, weil ich mich nicht weiterentwickeln konnte. Ich wollte aber kein 'Tagesschau'-Rentner werden. Man kann ja als Sprecher dieser Sendung bei der ARD alt werden, aber mehr läuft dann eben auch nicht." Im Closer-Magazin wirft Hofer Bator nun eine gewisse Undankbarkeit vor ("Es war damals nicht einfach, Marc in die 'tagesschau' reinzukriegen, er war ja ursprünglich Off-Sprecher"). Vor allem erzürnt Hofer aber ein ganz anderer Sachverhalt: Bator soll sich öffentlich darüber beklagt haben, dass er sich nicht persönlich von den TV-Zuschauern verabschieden durfte. Hofer bestreitet das. Caren Miosga habe Bators Verabschiedung in den "Tagesthemen" toll moderiert, wird Hofer zitiert. "Dass er dabei keinen vernünftigen Satz rausgebracht hat, ist wohl kaum unsere Schuld. Dann stellt er sich anschließend hin und behauptet, wir hätten ihm in der 20-Uhr-Sendung davor seine Abschiedsworte verwehrt, und das war wissentlich falsch, also ein Lüge." Hofer habe Bator nach dessen Kündigung außerdem angerufen und gefragt, ob er noch bis zum Schluss vor die Kamera will, woraufhin Bator eine Intrige vermutet habe. "Hätte er bei SAT.1 gekündigt, dann hätte er bestimmt keine einzige Sendung mehr gemacht. Wir haben ihn nach seinem Wunsch dann im Dienstplan gelassen. Er hatte sogar noch zweimal die 20-Uhr-'tagesschau'. Das sind in einer Sendung so viele Zuschauer, wie er jetzt im ganzen Monat nicht hat", lästert Hofer. Inzwischen hat sich auch der ehemalige "Tagesschau"-Chefsprecher Jo Brauner zu Wort gemeldet. Um den beiden Streithähnen mitzuteilen, dass sie ihre Zwistigkeiten nicht in der Öffentlichkeit austragen sollten, wählt er selbst die Öffentlichkeit. Genauer gesagt, die Programmzeitschrift auf einen Blick: "Die beiden sollten sich vertragen. Solche Streitigkeiten gehören nicht in die Öffentlichkeit. Wenn schmutzige Wäsche gewaschen wird, bleibt immer auch etwas an der 'Tagesschau' hängen." Wie auch immer, unterhaltsamer als so mancher Schmunzelkrimi im Vorabendprogramm ist's allemal. 27.06.2013 - Michael Brandes/wunschliste.de Bild: NDR/ARD/Design [www.wunschliste.de]
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