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"Germany's Next Topmodel": Feministinnen stören Finalshow
Kritik an "Germany's Next Topmodel" gibt es schon seit dem Beginn des Formats. Doch nun brachten Femen-Aktivistinnen ihren Unmut erstmals in der Sendung selbst zum Ausdruck und stürmten das gestrige Finale mit einem aussagekräftigen Protest-Auftritt. Exakt in dem Augenblick, als verkündet wurde, dass Favoritin Luise ausgeschieden ist, tauchten zwei Vertreterinnen der Feministengruppierung Femen auf der Bühne der Mannheimer SAP-Arena auf. Barbusig protestierten sie gegen die Sendung. Auf den nackten Oberkörpern der beiden Aktivistinnen stand in großen Lettern "Heidi Horror Picture Show" und "Sadistic Show" geschrieben. Die Security griff allerdings schnell ein und vertrieb sie von der Bühne. Im Fernsehen waren sie zwar nur für wenige Sekunden zu sehen, da die Kameras sofort abschwenkten, dennoch wurde die bunte, heuchlerische Model-Glitzerwelt für einen kurzen Moment von der unschönen Realität eingeholt. Moderatorin Heidi Klum kommentierte den Störfaktor in der Show nur kurz: "Habe ich gerade Busen vor mir gesehen?" ProSieben-Pressesprecher Christoph Körfer meinte hingegen dreist: "Die beiden jungen Frauen haben den Castingaufruf für die nächste Staffel von 'Germany's Next Topmodel' wohl falsch verstanden. Das Casting war vor der Arena und nicht auf der Bühne." Im Gespräch mit GMX erklärt Aktivistin Zona den Zweck der Aktion: "Es ist eine Show, die falsche Frauenbilder vermittelt. Diese Sendung ist auf eine sehr junge Zielgruppe ausgerichtet, die das Topmodelwerden sehr ernst nimmt. [...] Heidi geht, wenn eine Kandidatin einen Schokoriegel gegessen hat, dann einfach mit dem Maßband hin und sagt: 'Du bist nicht so in der besten Shape.' Das geht doch nicht. Das ist furchtbar. So entstehen Geschichten wie Bulimie oder Anorexie." Die Femen-Gruppierung wurde 2008 in der Ukraine gegründet und machte bereits mehrfach durch Oben-ohne-Aktionen auf sich aufmerksam. Zuletzt im April, als zwei Vertreterinnen dem russischen Präsidenten Wladimir Putin mit Sprüchen wie "Fuck Putin" verdeutlichten, was sie von ihm hielten. Auch Schauspielerin Cordula Stratmann tat kürzlich mit deutlichen Worten ihre Meinung zum Model-Format kund. Gegenüber der Süddeutschen Zeitung erklärte sie: "Ich hasse Castingshows, da werde ich komplett humorlos. Ich verachte es zutiefst, eine Öffentlichkeit herzustellen, um jemandem zu sagen, wie scheiße er ist. Das gehört sich nicht, das kotzt mich an. Punkt. [...] Heidi Klum ist Gesicht und Seele einer kaltherzigen, ekelerregenden Produktion. Frau Klum ist die Trainerin in Gehässigkeit und Herablassung." In der gerade beendeten Staffel mussten sich die Model-Anwärterinnen auffallend oft hüllenlos präsentieren. Beim Burlesque-Tanz stellte Trainer David klar: "Es geht hier nur um euren Hintern." Und welchen tieferen Sinn es hatte, die Finalistinnen mit High Heels in eine Badewanne steigen zu lassen oder auf Stelzen laufen zu lassen, bleibt wohl ein Geheimnis der Macher. Gewonnen hat übrigens die 16-jährige Lovelyn, die von Heidi Klum "Baby-Beyoncé" getauft wurde. Sie gewinnt einen Opel, Werbeverträge und ist außerdem bei Günther Klums Agentur unter Vertrag. Kurz vor der Entscheidung meinte das frisch gekürte "Topmodel": "Ich habe immer gestrahlt. Von A-Z habe ich alles mitgemacht mit meinen 16 Jahren." Ein Kommentar, der vermutlich mehr offenbart, als von ihr beabsichtigt. Dennoch erhält die Femen-Protestaktion momentan mehr mediale Aufmerksamkeit als die Gewinnerin, was für die angestrebte Modelkarriere kein allzu gutes Vorzeichen ist. 31.05.2013 - Glenn Riedmeier/wunschliste.de Bild: ProSieben [www.wunschliste.de] In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.
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