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"Star Trek": zdf_neo zeigt heute Abend erstmals verbotene Nazi-Episode
Man hält es kaum für möglich. Doch am heutigen Freitag, fast 40 Jahre, nachdem das "Raumschiff Enterprise" erstmals durch deutsche Wohnzimmer warpte, wird die letzte, noch fehlende Episode im Free TV ausgestrahlt. zdf_neo zeigt "Schablonen der Gewalt" (OT: "Patterns of Force") heute Abend um 22.40 Uhr im Rahmen seiner aktuellen Sci-Fi-Woche. Doch wie kann es überhaupt sein, dass eine Folge der vielleicht populärsten Kultserie aller Zeiten bis heute noch nie in Deutschland ausgestrahlt wurde? Als das ZDF 1972 "Star Trek" erstmals zeigte, wurden ohnehin nur 39 von insgesamt 79 Episoden synchronisiert. Sat.1 erbarmte sich dann 1985 und kümmerte sich um den Rest - bis auf "Patterns of Force". Selbst Mitte der 80er Jahre erschien die Thematik der Episode den Verantwortlichen noch zu heikel: Kirk (William Shatner), Spock (Leonard Nimoy) und McCoy (DeForest Kelley) finden auf dem erdähnlichen Planeten Ekos eine Gesellschaft vor, die komplett nach nationalsozialistischem Vorbild organisiert ist. Im Laufe der Mission schlüpft das Trio in Nazi-Uniformen, woraufhin Spock seinem Captain ein leicht verunglücktes Kompliment macht: "Sie geben einen sehr überzeugenden Nazi ab". "Star Trek" war damals nicht das einzige Opfer der Nazi-Schere. Zahlreiche Episoden von älteren US-Serien, die sich um das Thema Nationalsozialismus drehen, wurden bis heute nie in Deutschland gezeigt: "Kobra, übernehmen Sie" und "Twilight Zone" sind nur zwei Beispiele hierfür. Bei "Der Feuersturm" ließ die ARD einst gar sämtliche Szenen mit Adolf Hitler herausschneiden - obwohl die Miniserie eigentlich eine Chronik des Zweiten Weltkriegs war! Auf den deutschen DVDs sind diese Sequenzen noch immer nicht enthalten. Immerhin fand "Schablonen der Gewalt" in den 90er Jahren doch noch den Weg nach Deutschland. Zuerst erschien eine VHS-Kassette, dann war die Episode auf den DVD- und Blu-ray-Boxen mit deutschem Ton enthalten. Und heute Abend wird endlich die letzte Ausstrahlungslücke geschlossen. Diesen Schritt überfällig zu nennen, wäre die Fernsehuntertreibung des Jahres. Sicher, die Episode ist kein "Star Trek"-Highlight und dramaturgisch eher unausgewogen. In manchen Momenten ist sie unfreiwillig komisch, in anderen düster und beklemmend. Die jahrzehntelange Verbannung vom deutschen Bildschirm erscheint aus heutiger Sicht allerdings nicht nur feige und lächerlich. Sondern auch vollkommen unlogisch. Faszinierend. Aber unlogisch. 04.11.2011 - Ralf Döbele/wunschliste.de Bild: CBS Paramount Television [www.wunschliste.de] In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.
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