>(Pressemitteilung von Andreas Weiß, 12.Februar 2001)
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>OFFENER KANAL HANNOVER

>WIRFT SCHWULE FERNSEH-SERIEN AUS DEM PROGRAMM

>"Begründung" des Geschäftsführers: "Vorsichtsmaßnahme"

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>Anfang Februar sind die im Offenen Kanal Hannover (Kabel-TV) wöchentlich um 21 Uhr ausgestrahlten schwulen Fernsehserien VON MANN ZU MANN und MONTAGSKINDER kurzfristig aus dem Programm genommen wurden.

>Der Geschäftsführer des OK Hannover, Peter Maurer-Ebeling, "begründete" in einem Telefonat mit Serien-Produzent Andreas Weiß am 12.Februar 2001 diese überraschende Entscheidung

>als eine Art "Vorsichtsmaßnahme":

>Die Serien seien nach Rücksprache mit einer Juristin der niedersächsischen Landesmedienanstalt abgesetzt wurden. Diese hätte von einer eventuell möglichen Jugendgefährdung, bezogen auf die Serie VON MANN ZU MANN, gesprochen.

>Es gab allerdings KEINE konkrete Zuschauerbeschwerde.

>Peter Maurer-Ebeling meinte, man wollte es seitens des OK nicht erst auf eine mögliche Beschwerde ankommen lassen, um nicht wie viele private Sender von einem derartigen Vorgang betroffen zu sein.

>Die Serie MontagsKinder sei vorsorglich ebenfalls mit abgesetzt worden, obwohl Herr Maurer-Ebeling hier NICHT von einer möglichen Jugendgefährdung ausgehe.

>Der Geschäftsführer meinte, die MontagsKinder würden ja bereits wiederholt ( Herr Maurer-Ebeling wußte allerdings nicht, um die wievielte Ausstrahlung es sich dabei eigentlich handelte) und es gäbe seines Erachtens nach keine Berechtigung, zur Hauptsendezeit Wiederholungen auszustrahlen. Ohnehin sei in absehbarer Zeit eine Verschlankung (d.h. Verkürzung) der Sendezeit geplant, weshalb die Serien dann ohnehin abgesetzt worden wären.

>( Hinweis:

>Bei dem kursiven Text handelt es sich um Äußerungen des OK-Geschäftsführers Peter Maurer-Ebeling in einem Telefonat gegenüber Andreas Weiß.

>BEI RÜCKFRAGEN ZU DIESEN AUSSAGEN ODER FÜR WEITERE STELLUNGNAHMEN IST PETER MAURER-EBELING, GESCHÄFTSFÜHRER DES OK HANNOVER, ZU ERREICHEN UNTER TELEFON 0511 / 367010 .

>

>Andreas Weiß meint dazu:

>Als Produzent der Serien empfinde ich die Entscheidung mehr als fragwürdig:

>Es liegt weder eine konkrete Zuschauerbeschwerde noch eine daraufhin erfolgte Überprüfung der Serie VON MANN ZU MANN (bzw. einzelner Episoden der Serie) seitens der zuständigen Landesmedienanstalt vor.

>Eine Sendereihe auf einen vagen Verdacht hin aus dem Programm zu nehmen, entbehrt jeder rechtlichen Grundlage. Der OK Hannover verstößt hier meiner Meinung nach gegen eines der obersten Prinzipien eines Offenen Kanals - nämlich dem Prinzip, KEINE ZENSUR auszuüben!

> Zudem muß der für die Entscheidung verantwortliche Geschäftsführer sich fragen lassen, ob und inwieweit hier eventuell "homophobe" Beweggründe eine Rolle spielten.

>Sich die Mühe machen, die noch nicht gesendeten vier (!) Episoden der Serie VON MANN ZU MANN hinsichtlich jugendschutz-relevanter Aspekte zu überprüfen, oder aber das in erster Linie für den Sendeverantwortlichen bestehende Risiko eingehen, die restlichen Episoden zur bisherigen Sendezeit auszustrahlen und einfach mal abzuwarten, ob es überhaupt Beschwerden gibt, wollte man beim OK HANNOVER leider nicht!

>Besonders fragwürdig ist die Absetzung vor allem im Hinblick auf die gleichzeitig mit VON MANN ZU MANN aus dem Programm geschmissene schwul-lesbische Kult-Serie MONTAGSKINDER.

>Denn:

>Alle 55 Episoden der Serie wurden bereits im OK Hannover ausgestrahlt, ohne daß es irgendwelche Beschwerden gab.

>Die ersten Episoden wurden ab dem 5.März 99 wöchentlich jeweils auf dem seinerzeit extra eingerichteten Sendeplatz 22 Uhr ausgestrahlt, um eventuellen Beschwerden über möglicherweise jugendgefährdende Inhalte vorzubeugen. Nach etwa 20 Folgen jedoch wurde seitens des OK entschieden, die Sendezeit um eine Stunde auf 21 Uhr vorzuverlegen. Die zuständige Medienanstalt hatte seinerzeit dafür ihre Zustimmung erteilt und für die MontagsKinder "einen Sendeplatz nahe an 22 Uhr für vertretbar" gehalten.

>Später schrieb mir der (damalige) Medienassistent des OK Hannover, Christoph Ostermann (email vom 28.12.99):

>"... deine Sendung läuft hier bald ein Jahr und sie hat außer für Unruhe bei unserer Landesmedienanstalt auch immer wieder für Sympathiebekundungen gesorgt. ... Wir senden ... auch die Folgesendungen...

>(Anmerkung: gemeint sind meine weiteren Produktionen, u.a. auch VON MANN ZU MANN)

>und überlegen ob wir die "erste Staffel" (Anmerkung: also die Serie MontagsKinder) evtl. noch mal wiederholen..."

>Nach Ausstrahlung aller Episoden (die letzte Folge lief Anfang April 2000) wurde dann (wie schon von C. Ostermann angekündigt) wegen der positiven Zuschauerresonanz ab dem 5.Mai 2000 die Wiederholung der Serie gestartet, wieder zur wöchentlichen Sendezeit um 21 Uhr.

>Von daher liegen - zumindest bei der Serie MONTAGSKINDER - keine berechtigten Gründe ( sprich eventuelle Jugendgefährdung) für die Absetzung vor. Man muß dies hier leider als eine reine Willkürentscheidung bewerten.

>Die vom Geschäftsführer bereits angekündigten Umstrukturierungen für das Programm des OK sprechen ebenfalls dafür. Bequemer hätte man eine Serie, die so langfristig einen regelmäßigen Sendeplatz belegt, ja gar nicht loswerden können.

>Die lapidare Anmerkung Maurer-Ebelings, Wiederholungen hätten keine Berechtigung, erscheint da wie eine billige Ausrede. (Auch hier verstößt der OK erneut gegen das Grundprinzip "Keine Zensur"!)

>Ich kann mich leider des Eindrucks nicht erwehren, als hätte man beim OK Hannover nur auf eine Möglichkeit gewartet, die Produktionen aus dem Programm zu werfen - vielleicht gerade wegen des offenen und unverkrampften Umgangs mit schwulen und lesbischen Themen?

>Oder krass formuliert: Die Expo ist vorbei, Hannover muß nicht mehr weltoffen sein!

>Ob und wann es für die Hannoveraner Schwulen und Lesben nun wieder "Zielgruppenspezifisches Fernseh-Programm" geben wird, bleibt somit fraglich.

>Andreas Weiß,

>Produzent schwuler Fernseh-Serien