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Re: Schweizer Fernsehen entsorgt "Simpsons"-Atomkraftwerk
Vor wenigen Tagen lief noch der Film 'Wasabi', mit Jean Reno in der Hauptrolle als Polizist in Japan. Die Hauptdarstellerin an seine Seite erwähnt dort, wie toll sie eine Bildtapete von einem havariertem Atomkraftwerk fände, sinngemäß. Angesichts der jetzigen Lage wirkte das ziemlich unpassend.
Sollte man selbst so etwas zensieren? Nö. Filme und Fernsehserien sind auch immer ein Zeitdokument und auch so etwas wie eine Momentaufnahme. Dialoge dieser Art wären vielleicht damals schon nicht gerade stilsicher oder geschmackvoll, spiegeln aber den Zeitgeist wider. Bei den Simpsons muss man halt begreifen, dass das Atomkraftwerk in der Serie als Kritik an der Atomkraft gesehen werden muss. So lustig dreiäugige Fische auch sind, steckt da doch eine viel fundamentalere Kritik an der Atomkraft hinter, als man sie teilweise in den 90ern im Fernsehen ansonsten zu hören bekam. Die Serie entstand damals schon unter den noch jungen Eindrücken von Tschernobyl in Europa und Three Mile Island in den USA. Das war zu dem Zeitpunkt noch nicht so lange her. Gerade die Simpsons sind doch extrem mit Gesellschaftskritik angereichert, so dass die Sendung in Amerika den eher konservativen Entscheidungsträgern bei Fox schon seit längerem ein Dorn im Auge ist, wenn da nicht nach wie vor der recht ordentliche Erfolg der Serie wäre. Wer die Simpsons zensieren will, zensiert damit eigentlich die Anti-Atomkraftposition. Die Verantwortlichen im Schweizer Fernsehen sollten sich vielleicht mal wirklich anschauen, was sie da zensieren wollen. Das ist allerdings nicht gerade außergewöhnlich, weil die 'Macher' im Hintergrund eigentlich nie eine Ahnung haben, was da überhaupt an Inhalten über die Mattscheibe flimmert. Die haben oft erschreckend wenig Ahnung von ihrer Materie, außer auf dem betriebswirtschaftlichen Feld. Man sollte sich auch von dem Mantra lösen, dass Zeichentrick sich automatisch an Kinder richten muss. Gerade die Simpsons sind ein klares Beispiel dafür, dass dem nicht so ist. Die Serie läuft ja mittlerweile auch schon über 20 Jahre und ich bin auch der Überzeugung, dass sie die jetzigen Eindrücke der Katastrophe auch in Zukunft verarbeiten werden, wenn auch vielleicht mit etwas mehr Bedacht und weniger brachialem Humor. Für mich ist jedenfalls auch die Simpsons-Serie immer dem Zeitgeist unterworfen gewesen, weil sie eben immer ein Spiegel der Gesellschaft ist. Da muss man halt sagen, dass die Gefahren der Atomkraft immer stärker in den Hintergrund rückten. Gerade diese Serie war ja nie 'Pro-Atom', aber verharmlost hat sie die Thematik auch nicht, sondern immer auf ironische und zynische Weise auf die Problematik hingewiesen. In diesem Forum dürfen leider nur registrierte Teilnehmer schreiben.
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